Kapitel 22

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Kapitel 22:
Irgendwas an der Art, wie er diesen Satz aussprach, ließ mich vermuten, dass ich das Thema lieber schnellstens wieder fallen lassen sollte. Louis schien niemand zu sein, der gerne über sich und seine Probleme sprach. Vielmehr schien er jeden anderen retten zu wollen. Doch jedes Mal, wenn ich ihn ansah, wurde ich daran erinnert, dass er eine schmerzlich aussehende Verletzung im Gesicht trug.

"Ich sollte dich wohl noch ein wenig vor meiner Mum warnen", murmelte ich unangenehm berührt, den Blick stets auf seine Wunde gerichtet. Fragend hob Louis seine Augenbrauen an, wodurch sich der große Bluterguss verzog und ein unangenehmer Ausdruck in seine Augen trat. "Hast du doch gerade, oder nicht?" Leicht verwirrt lächelte er vor sich hin, doch mein Blick schien ihn dennoch unangenehm zu berühren. Ohne ein weiteres Wort schnappte er sich seine Kapuze und zog sie gerade so weit in sein Gesicht, dass nur die Wunde bedeckt wurde, seine Augen jedoch noch zum Vorschein kamen.

"Sorry.", murmelte ich schnell. Es war mir nun doch einwenig unangenehm, dass er meinen Blick bemerkt hatte. "Nein, sie ist...noch komlizierter. Also, wenn sie irgendwas Abwertendes sagt, lass dich davon bitte nicht verschrecken." Nun schien ich Louis Neugier doch noch geweckt zu haben, doch ehrlich gesagt wollte ich zu dem Thema nicht viel mehr sagen. Mit einem vielsagendem Blick gab ich ihm zu verstehen, dass er es noch früh genug sehen würde und wandte mich dann der Straße zu, auf die gerade der Bus einfuhr.

In dem Gedränge ins Innere verlor ich Louis aus den Augen und wurde stattdessen immer mehr in die Richtung von Zayn gedrängt, der im Gegensatz zu heute Morgen alleine war. Mit voller Verzweiflung versuchte ich seinem Blick auszuweichen und so zu tun, als hätte ich ihn gar nicht gesehen, doch er stand inzwischen direkt neben mir, was dies eigentlich unmöglich machte.
"Hey", murmelte ich schließlich mehr oder weniger gezwungen, als ein anderer Ausweg unvorstellbar wurde. Statt einer Antwort wandte er einfach nur seinen Kopf in meine Richtung und zog auffordernd seine Augenbrauen in die Höhe. "Ich ähm..." Unsicher brach ich mich selbst wieder ab und nickte ihm stattdessen einfach nur freundlich zu, was er jedoch vollkommen zu ignorieren wusste.

"Es gibt keinen Grund mit mir zu sprechen, klar", zischte er mich nach einigen Sekunden des Schweigens schließlich an. "Nur weil Jess dich nett findet, gilt das nicht für mich!" Etwas getroffen von seinen Worten wandte ich meinen Blick schnell wieder auf den Boden und schluckte das deprimierende Gefühl in meinem Inneren runter, dass sich immer mehr breit machte. Ich wusste, dass er so dachte, das ließ er mich beinah so offen spüren wie Alexa, doch ebenso gut wusste ich, dass dies für beinah alle galt, die mich kennenlernten. Allmählich fragte ich mich wirklich, ob mich überhaupt jemand mochte. Zwar hatte ich es bisher zu verdrängen gewusst, doch in meinem Unterbewusstsein war mir bewusst, dass keiner meiner alten Freunde sich bei mir gemeldet hatte, um zu fragen, wie es auf der neuen Schule lief. Nicht eine einzige Person.

"Ich...wollte nur freundlich sein", murmelte ich immer noch mit gesenktem Kopf. Ein abfälliges Schnauben verließ Zayns Kehle, als ich dies sagte. "Kannst du dir sparen!" Und mit diesen Worten bahnte er sich tatsächlich eine Weg durch die enge Menge, um sich ein paar Meter von mir wegzustellen. Wenn er nicht er wäre, hätte man ihn bestimmt nicht mal mehr durchgelassen.

Natürlich wandten sich-durch Zayns angespannte Miene ausgelöst-alle Blicke sofort auf mich, was ich angestrengt zu ignorieren versuchte, doch es machte das Gefühl in meinem Inneren nicht gerade besser. Denn auch wenn meine Mutter immer gesagt hatte, dass ich besser als alle anderen war und mich von ihnen deswegen nicht abgelehnt fühlen musste, tat es dennoch weh, wenn du grundlos verachtet wirst. Doch vermutlich war ich dafür selbst schuld.

"Mach dir nichts draus, so ist er, irgendwie", murmelte Louis mir beruhigend zu, der es irgendwie geschafft hatte zu mir durchzukommen, obwohl ihm niemand Platz machte wie Zayn. Und in genau diesem Moment nahm ich mir vor, ihn nicht zu vergraulen. Er brauchte genauso sehr eine Freundin, wie ich einen ehrlichen Freund. Denn erst jetzt, wo ich weg war, wurde mir klar, wie falsch ich wirklich mit meinen alten Freunden lag. Wir waren in der Schule vielleicht befreundet, doch außerhalb von da kannten sie mich nicht und ich war es ihnen auch nicht wert, auf irgendeine Weise Kontakt zu halten.

Dankbar lächelt lehnte ich mich mit dem Rücken gegen Louis und atmete einen Moment tief durch. Wahrscheinlich war der schwerste Part an all dem, wie einsam ich mich fühlte. Nicht nur, dass ich gerne jemanden hätte, der mich ansah, wie Zayn es bei Jess tat, sondern auch dass ich niemanden mehr hatte, der mir durch meine Problem half. Niemanden, mit dem ich reden konnte, oder der eine Schulter anbot, an der ich mich ausheulen konnte. Das letzte Mal, dass mir jemand zuhörte, war mit Leo, als Mum ankündigte mich von der Schule zu nehmen um hier anzumelden. Er hatte mir immer zugehört, auch wenn er nicht alles verstand, und er war immer da. Nachts schlich ich mich in sein Zimmer, wenn ich eine Umarmung brauchte, oder sah außerhalb Mums Wissen einen Film mit ihm und Adrian. Doch seit er tot war, verkroch auch Adrian sich immer mehr in sich selbst. Doch er hatte auch nicht solche Probleme, ehrliche Freunde zu finden, wie ich. Wahrscheinlich weil er ein Junge war.

"Woran denkst du?", fragte Louis schließlich, der meiner Anspannung wohl entnommen hatte, wie schlecht es mir ging. Ich war beinah einwenig erstaunt, dass er alles so gut ausschalten konnte. Ihn schien es nicht mal mehr aufzufallen, wie ihn alle musterten. Doch dieses eine Mal konnte ich es ihnen nicht mal verübeln; Es kam eher selten vor, dass die Neue, die ein Date mit Justin Bieber hatte, gleichzeitig mit dem Typen abhing, den Justin und seine Freund am meisten zu hassen schienen.

"Ich bin einfach nur dankbar, dass hier wenigstens ein Mensch ist, der mich nicht zu hassen scheint.", flüsterte ich ihm ehrlich zu. Sofort verließ ein kleines Lachen seine dünnen Lippen, was ich bisher noch nicht all zu häufig gehört hatte, jedoch wunderschön klang. "Du bist erst den zweiten Tag hier-Al-und hast dabei nicht die nettesten Menschen kennengelernt. Warte ab, Niall und Josh zum Beispiel, sind normal und nett!", murmelte er aufmunternd. Und tatsächlich waren das die einzigen, die mir jeder zu sagen wusste. "Mit ihnen wärst du vermutlich glücklicher, als mit mir!", fügte er noch kleinlaut hinzu, doch ich schüttelte schnell meinen Kopf. Wieso fiel es ihm nur so schwer zu glauben, dass man ihn mögen könnte?

Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)On viuen les histories. Descobreix ara