Kapitel 58

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Am nächsten Morgen nahm ich mir besonders viel Zeit, mich fertigzumachen. Mit dezentem Make-Up und perfekt gestylter Frisur wartete ich schließlich in meinem Zimmer auf den altbekannten Klang unserer Klinge, die mich daran erinnern würde, dass heute Morgen mein persönlicher Untergang begann. Ob ich ein wenig zu theatralisch wurde? Vermutlich schon, doch ich kannte meine Mutter seit inzwischen siebzehn Jahren und es viel mir Tag für Tag schwieriger, mit ihr unter einem Dach zu leben, wie sollte ich da ohne Panik einer womöglich Zukunft entgegen Blicken, in der all dies niemals endete.

Mit einem tiefen Atemzug versuchte ich mich daran zu erinnern, dass meine Mum mich nicht zwingen konnte, Noah Cole zu heiraten. Ich lebte in einem freien Land und hatte dieses Problem zum Glück nicht. Wieso aber konnte ich die Panik davor nicht abstellen, dass genau dies passierte.

Eine ganze Weile später hörte ich schließlich, worauf ich solange gewartet hatte, und machte mich sofort auf den Weg nach unten, wobei ich mein Spiegelbild ein letztes Mal checkte. Grüne Augen strahlten mir entgegen, greller, als ich es von mir selbst gewohnt war. Zum ersten Mal seit langer Zeit lag so etwas wie Freude in ihnen, auch wenn sie aktuell etwas gedämmt wurde. Ich wusste genau, was der Auslöser hierzu gewesen war, auch wenn es immer noch so unwirklich klang. Justin Bieber-mein Freund. Eine Bezeichnung, die ich niemals für irgendjemanden-erst recht nicht mich-für möglich gehalten hatte und von der ich mir auch nicht wirklich ein Bild machen konnte. Ich hatte keine Ahnung, wie eine Beziehung mit Justin wurde, doch ich wollte es probieren.

"Da bist du ja endlich!", begrüßte meine Mum mich am Satz der Treppe, während ihr Blick mich ausgiebig musterte. Wie erwartet hatte sie die Tür noch nicht geöffnet sondern wartete, bis ich neben ihr stehen würde. "Die schwarzen Schuhe hätten besser gepasst", stellte sie mit einem Blick auf meine leicht rosé farbenden Absatzschuhe, die bis zu den Zehen offen standen. Ich wusste, was meine Mutter davon halten würde; daher hatte ich sie angezogen. Es war die perfekte Mischung zwischen gutem Aussehen und etwas, das meine Mum missbilligte.

"Charlotte!", begrüßte meine Mum die Frau vor der Tür mit einem strahlendem Lächeln, welches so aufgesetzt war, dass ich beinah die Augen verdreht hätte. Stattdessen jedoch ließ ich meinen Blick auf den Jungen zu Mrs Coles Seite gleiten. Junge war eine falsche Bezeichnung, wo er doch zwei Jahre älter war und auch so aussah. Ein kleiner Bart, gerade lang genug um attraktiv und nicht ungepflegt zu sein, umspielte seine Wangen bis hin zu seinen Lippen und verlieh ihm einen noch viel reiferen Einschein. Von weitem hätte man ihn wohl kaum richtig wahrgenommen, so blond waren seine Haare, doch im Gegensatz zu vielen anderen Blondschopfen sah es nicht lächerlich aus. Im Gegenteil, keine Haarfarbe hätte besser zu ihm gepasst.

"Hey", grüßte er mich mit einem so breiten Lächeln, das kleine Grübchen auf seinen Wangen erschienen und ihn nur noch freundlicher wirken ließen. Auch in seinen strahlend blauen Augen lag ein Schimmer, der wohl jedes Mädchen in seinen Bann ziehen konnte und sich beinah perfekt dem Glanz seiner Haare anpasste. "Wie lange wir uns nicht mehr gesehen haben...damals trugst du noch diese zwo süßen Zöpfe und die runde Brille.", stellte er leicht amüsiert fest. Mit einer Hand fuhr er sich durch die voluminös nach hinten gegelte Haare und lenkte meinen Blick somit endlich von seinen Augen ab. "Erinnerte mich nicht daran", lachte ich ehrlich auf. Wenn es eins gab, das mir so richtig peinlich war, dann war es mein Kleidungsstil in der fünften bis siebten Klasse. "Ich trug damals 9 Tage lang mein Spiderman-Kostüm, also wem sollten die alten Zeiten unangenehm sein?", fragte Noah mit hochgezogenen Augenbrauen. Ich erinnerte mich tatsächlich noch an den rot blauen Ganzkörperanzug. Noah hatte ihn geliebt und meine Mum missbilligend gemustert. Niemals hätte sie mich so etwas tragen lassen, doch Noahs Mutter war es egal, solange ihr Sohn glücklich war; ich hatte ihn beneidet.

Wenn ich so drüber nachdachte, wäre seine Mum wahrscheinlich doch nicht so schlimm. Sie mag mit der meinen befreundet sein und ähnliche Züge haben, doch sie zog die Gerne vor dem Wohlergehen ihrer Kinder.

Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)Όπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα