Kapitel 76

683 33 8
                                    

Ich sah Justin nach Bio nicht mehr an diesem Tag, doch mit seiner Abwesenheit wich auch das Gefühl von Unsicherheit wieder. Je länger die Situation her war, desto lächerlicher fand ich es, dass ich überhaupt so empfindlich reagierte. Ich konnte nicht mal mehr erklären, wieso dem so war. Es gab einfach Situationen, in denen ich nicht anders konnte, als würde mein Unterbewusstsein etwas wissen, das mein Bewustsein nicht wahrhaben wollte und ich könnte es einfach nur nicht begreifen.

Deprimiert biss ich mir auf die Unterlippe und sah zu, wie der Bus an den vielen Häusern vorbeizog. Es war angenehm einfach mal alleine zu sein und tief durchzuatmen; seinen Gedanken freien lauf zu lassen. In letzter Zeit hatte ich viel zu wenig tage wie diese. Einen Moment dachte ich darüber nach, mir Zuhause ein Bad einlaufen zu lassen und etwas von meiner Lieblingsbadekugel zu benutzen, doch mein Gewissen drängte mich, dass ich auch Adrian seit langem nicht mehr gesehen hatte und vermutlich mal Zeit mit ihm verbringen sollte.

Als der Bus an meiner Haltestelle anhielt, hatte ich in Gedanken schon alles geplant, was ich mit Adrian machen wollen würde. Mir war wichtig, dass ich ihm alles gab, was er in den letzten Wochen verpasst hatte, denn er sollte sich nicht vernachlässigt fühlen oder denken, ich würde mich weniger um ihn sorgen, jetzt wo ich einen Freund habe.

Die Sorge stieg mir so sehr zu Kopf, dass ich nicht mal mehr bemerkte, wie eine Gestalt begann direkt neben mir zu laufen. Erst als ein ungläubiges Lachen die Kehle der Gestalt entwich, bemerkte ich sie und sah hinüber zu ihr. Derek hatte ein breites Grinsen auf den Lippen stehen, welches ihn gleich noch attraktiver machte. Seine weißen Zähne stachen Spitz durch seine Lippen hervor und ein Funkeln der Belustigung huschte durch seine schwarzen Augen.

"Was machst du denn hier?", stammelte ich statt einer Begrüßung. Es wunderte mich wirklich sehr, den Älteren hier zu sehen. Zwar wusste ich von Noah, dass Derek vielleicht doch mehr Interesse an mir haben könnte, doch so richtig sicher war ich mir über dies nicht. Es wirkte einfach zu unrealistisch. "Ein Wort und du bist mich wieder los!" Auffordernd und doch immer noch lächelnd deutete er auf die Bushaltestelle, die inzwischen einige Meter hinter uns lag. Einen Moment lang wollte die Panik in mir ihn tatsächlich wegschicken, doch ich konnte mich gerade noch so eines Besseren besinnen. "Sorry, ich wollte nicht unhöflich sein." Entschuldigend lächelte ich ihm zu, doch anders als jeder andere war Derek nicht abgeschreckt durch mein Verhalten. Oder wenn doch, konnte er es gut verbergen.

Statt mir jedoch zu antworten, deutete Derek nur auf meine Tasche, die schwer auf meiner rechten Schulter lastete. "Soll ich dir vielleicht was abnehmen?", fragte er besorgt. Das stetige Lächeln auf seinen Lippen war verschwunden. Ohne überhaupt auf eine Antwort zu warten, ergriff er die Händel und schob sie mir sanft von den Schultern. Einen Moment lang wollte ich noch protestieren und sagen, dass dies nicht nötig sei, doch das Gefühl sie endlich los zu sein und die Leichtigkeit, mit der Derek sie neben seinen Knien hielt, stimmten mich um. "Danke, das ist wirklich nett!", sagte ich ehrlich, doch Derek wimmelte mich ab. "Nicht der Rede wert. Wie war die Schule?"

Eine Weile lang sprachen wir über alles mögliche und lachten einwenig, bis wir unseren Weg in meine Straße einbogen und allmählich leiser wurden. Derek schien sich gemerkt zu haben, wie meine Eltern tickten, denn sein Blick wurde verunsicherter, je näher wir meinem Haus kamen. Dabei war ich mir inzwischen sicher, dass er wegen mir hier war. Anfänglich dachte ich unsere Begegnung sei zufällig, doch dann würde er wohl kaum den Ganzen Weg mit mir laufen.

Bei seinem Blick musste ich mir vorstellen, wie meine Mum auf ihn reagieren würde. vermutlich irgendwas zwischen Justin und Noah, wobei ich eigentlich nicht wüsste, was gegen ihn sprechen würde.

"Was genau machst du eigentlich hier?", fragte ich schließlich, als wir einige Meter vor meinem Haus stehen blieben und sein Blick sich immer noch nicht veränderte. Es wurde mir zunehmen unangenehm, aus diesem Haus zu kommen. Früher hatte niemand gewusst, wie schlimm es hinter diesen Mauern war, doch heute, wo sie es wussten, machte es die Sache nur noch unerträglicher. "Ich wollte mit dir reden." Widerstrebend wandte er seinen Blick von den hohen Mauern direkt in meine Augen. Kleine Schatten zierten sich unter den seinen und ließen vermuten, wie wenig er in letzter Zeit schlief. Ein Teil von mir wollte einfach dafür sorgen, dass sich dies änderte. "Ich hatte mich gefragt, ob eine CHance für mich besteht, dass du mal mit mir ausgehst" Zuckte er mit den Schultern. Ein schmales, unsicheres Lächeln bahnte sich auf seine Lippen, welches überhaupt nicht zu ihm passte. Sonst war er so selbstsicher und stark in seinem Auftreten. ich hingegen musste aussehen, als hätte er mir gerade einen Heiratsantrag gemacht. "Ähm Derek ich....ich weiß nicht was ich sagen soll!", stotterte ich. Vermutlich wäre dies der richtige Moment ihm zu sagen, dass ich einen Freund hatte, doch bei der Hoffnung in seinem Blick brachte ich es einfach nicht über's Herz.

"Geh mit mir aus!", wiederholte er mit der üblichen Selbstsicherheit, die zurück in seine Stimme gekrochen war. Ein breites Lächeln umschmiedet nun seine Lippen und auch seine Schultern hatten sich wieder gestrafft. "Derek ich...es tut mir leid. Ich bin für so was einfach momentan nicht zu haben!" Entschuldigend lächelte ich ihm zu und hoffte, dass die Sache somit erledigt sein würde, doch so schnell gab er nicht auf. "Na gut, dann rein freundschaftlich!" Ungläubig zog ich eine Augenbraue hoch, doch Dereks Siegessicheres Lächeln bewies mir, dass für ihn die Sache nicht auszuschlagen war. "Wirklich nur freundschaftlich!", betonte ich noch Mals und der schwarzhaarige nickte. "Solange du es so willst, nur freundschaftlich!" Unsicher biss ich mir auf die Unterlippe und dachte an Justin und wie er schon nicht wollte, dass ich Noah so oft sah. Bestimmt fände er das hier noch weniger gut, doch ich würde schon aufpassen, dass es bei Freundschaft blieb. Ich würde es zu nichts anderem kommen lassen!

"Na gut", hörte ich mich selbst sagen und hoffte inständig, dass es auch so funktionieren würde, wie ich es mir erhoffte.

Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now