Kapitel 107

570 28 10
                                    

Ich weiß, ich wollte nur auf drei Kapitel am Tag erhöhen, aber ich hab gerade den Epilog geschrieben und jetzt hab ich das Bedürfnis schneller zu updaten also voila ein weiteres Kapitel mes amis

Ich schob den Rest meines Schultages eine kleine Deprimphase, in der mir alles sinnlos erschien. Erst kurz vor Schluss, als ich bereit war alles aufzugeben, ergab sich mir ein Sinneswandel. Wenn mir sowieso bewusst geworden war, dass mein Leben sinnlos war, konnte ich auch einfach auf alles scheißen und machen, was mir im Kopf schwebte. Es gab sowieso nichts-außer Adrian-das mich davon abhalten würde, mich zu ruinieren.

Also fuhr ich nicht, wie mit meinen Eltern vereinbart, direkt nach der Schule nach Hause. Wenn sie mich auf die Straße warfen, sollte es so sein. Mein Leben dort könnte womöglich besser sein als in diesem Höllenloch. Ich dachte nicht darüber nach, wo ich hin fuhr, als ich in den nächstbesten Bus stieg. Ich verließ mich einfach auf das Gefühl in meinem Inneren, das mich vorantrieb. Ich konnte es nicht erklären, doch es war da, und auch wenn ich nicht in Worte fassen konnte, was es mir sagte, trieb es meine Beine voran.

Mit der Zeit landete ich irgendwann in dem Park, in dem ich zunächst hatte übernachten wollen. Einige Männer mit langen Bärten saßen zusammen auf einer Bank. Wäre ich nicht Zuhasem, würde ich vermutlich jetzt bei ihnen sein. Ich wäre wie sie. Nennt mich verrückt, doch ein Teil von mir wusste, dass ich dann nicht so einsam wäre wie aktuell. Dann hätte ich Menschen, die mein Leid teilten und mit denen ich mich zusammenschließen konnte.

Ich ließ meinen Blick über all die Menschen gleiten, die ihre Mittagspausen hier verbrachten und die Obdachlosen um sich nicht mal mehr beachteten. Kinder mit ihren Eltern, Jugendliche die Fußball auf der anliegenden Wiese spielten und Paare, die auf den Bänken knutschten. Sie alle bekamen es mit, machten jedoch nichts dagegen.

Immer tiefer lief ich in den Park hinein und beobachtete die Menschen. Irgendwie tat es gut, mich mal auf komische Verhaltensweisen anderer zu konzentrieren. Es erinnerte mich an mein und Justins erstes Date, als wir die Menschen in der Bar analysierten. Damals hätte ich mir nicht erträumen können, was alles passieren würde. Ich hätte es nicht mal mehr geglaubt, wenn man es mir erzählt hätte.

Meine Gedanken waren schon wieder auf Justin gelandet, doch inzwischen war es soweit, dass ich mir einbildete, ihn sehen zu können. Ich sah ihn in einem Schatten hinter der Hecke, auch wenn ich in Wirklichkeit nur die Statue eines Mannes sehen konnte. Doch er war es; ich wusste es einfach. Ein Teil von mir wollte zu ihm rennen, wissen, was er hier tat, doch der andere hatte zu viel Angst vor der Wahrheit.

Unentschlossen, auf welchen Teil ich nun hören sollte, blieb ich stehen und folgte den Bewegungen des Mannes. Er hatte die Kapuze seines Hoodies so tief ins Gesicht gezogen, dass ich auch ohne die Entfernung sein Gesicht nicht hätte ausmachen können, doch an seinem Handgelenk blitzte etwas silbernes auf. Etwas, das gutmöglich das Armband sein könnte, in dem Justin den Schlüssel zu seinem kleinen Lagerraum aufbewahrte. Mein Herz begann zuschlagen, als sei ich gerade einen Marathon gelaufen. Justin war dort, ich wusste es einfach, es ging ihm gut. Er war mir nicht nicht gefolgt, weil es ihm schlecht ging, sondern weil er es nicht wollte. Und trotz dieser Tatsache war ich einfach nur erleichtert ihn zu sehen.

Wie von alleine trieben meine Beine mich voran in seine Richtung, ohne den Blick von ihm zu nehmen. Ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte, doch ich wollte ihn sprechen. Ich konnte nicht anders, als dies zu wollen. Ohne es zu bemerken beschleunigte ich meine Schritte, rannte beinah zu ihm hinüber, bis ich nah genug war, seinen Arm mit meinen Fingern zu umschließen.

Ich hatte ihn kaum berührt, da fuhr er auch schon herum und packte mich barsch an beiden Armen, sodass ich vollkommen wehrlos vor ihm stand. Meine Hände waren unter seinem eisernen Griff gefangen, doch die Augen, in die ich blickte, waren nicht Justins. Angst überkam mich; Angst, weil ich irgendeinen Fremden angegangen war, der nicht sonderlich erfreut darüber schien. Im Gegenteil; aus grünen Augen, die zu kleinen Schlitzen verzogen waren, blitzte er mich an. Sein Schädel war so kahl rasiert, dass man denken könnte, ihm würden keine Haare wachsen, doch dafür zierten drei breite Narben seine Kopfhaut direkt oberhalb seines rechten Ohres. Mein erster Instinkt war es, wegzurennen, doch das würde er mir nicht ermöglichen. Also blieb ich wie erstarrt stehen und sah voller Furcht in dieses verzogene Gesicht.

"Wer bist du?", fragte er mich so leise, dass ich es kaum verstand. Seine Stimme klang einwenig gebrochen, doch ich konnte nicht sagen, woran dies lag.  Unfähig, ihm zu antworten ließ ich meinen Blick über seinen Hand schweifen, die mich immer noch umklammert hielt. Sein Griff löste Schmerzen in mir aus. Er war so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Doch viel interessanter war das Armband, welches im Licht immer noch funkelte. Es war tatsächlich Justins. Ich erkannte es; zu viele Sunden hatte ich seine Hand gehalten, währende er es trug. Ich würde es immer wiedererkennen. "Woher hast du das?", fragte ich. Die Angst, die ich um Justin empfand, ließ mich stärker werden. Mit aufgerissenen Augen blickte ich wieder in sein Gesicht, in dem sich nun Verwirrung breit machte. Was hatte er Justin getan? Niemals hätte dieser freiwillig dieses Band abgegeben. Niemals! Ich kannte ihn Zu gut; er trug es immer; ohne Ausnahmen.

"Hat Ars dich geschickt?", fragte der Glatzkopf schließlich. Nun war ich es, die verwirrt dreinblickte. Doch ich war nichtmal in der Lage, über seine Worte nachzudenken. Ich wollte bloß wissen, was mit Justin war. "Natürlich hat er das. Woher sonst solltest du es kennen." Rümpfend ließ er meine Arme los und stieß mich einen Schritt von sich weg. Ich war so überrascht von der Tat, dass ich beinah stolperte. "Tu dir einen Gefallen Kleines, und bring dich in keine Situation, die du nicht verstehst. Welche seiner Töchter bist du? Anna?" Herausfordernd hob er seine Augenbrauen an, sodass sich die eine Narbe direkt neben seiner Schläfe verzog. Erst jetzt fiel mir der Piercing in seiner Augenbrauen auf, der ebenso grell die Sonne reflektierte, wie Justins Armband.

"Ich weiß nicht, wovon du sprichst!", sagte ich ehrlich, doch der Fremde lachte bloß gefälscht auf. Zwischen seinen beiden vorderen Zähnen entblößte sich eine Lücke, die ein fehlender Zahn hinterlassen hatte. "Was auch immer. Richte deinem Vater aus, dass er mich mal kann! Er sollte mir dankbar sein, dass ich dich nicht alleine für die Tatsache, wer du bist, vergewaltige!" Mit einem letzten Grinsen und einem in die Luft gestreckten Mittelfinger lief er los...Justins Armband mit sich nehmend.

Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt