Kapitel 93

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Eine Stunde später stieg ich aus Justins Auto aus und ließ meinen Blick über das riesige Krankenhaus gleiten, indem Louis untergebracht war. Ich konnte immer noch nicht so richtig begreifen, dass alles, was am letzten Tag passiert war, wirklich real ist. Zu unwirklich wirkte es auf mich, doch egal wir sehr ich mir wünschen würde, es sei nicht so, konnte ich nicht abstreiten, dass dem sehr wohl so war.

"Alles ok?" Behutsam ergriff Justin meine Hand und drückte sie kurz, doch ich bemerkte die Geste kaum. Mit einem Nicken machte ich mich wieder von ihm los und lief ihm vorran zur Eingangstür. Justin blieb mir dicht auf den Fersen doch er schien zu bemerken, wie angespannt ich war und dass ich gerade keine Nähe abkonnte. So schlecht, wie mein Leben momentan verlief, wollte ich lieber nicht wissen, was mich dahinter erwartete.

Ich wartete am Aufzug während Justin nach der Zimmernummer und der Station fragte. In diesem Moment war ich mehr als dankbar, dass er mitkam. Alleine wäre ich wohl kaum dazu fähig, anständig mit wem zu sprechen, so sehr schnürrte sich mir die Kehle zu. Sobald wir wieder bei ihm waren würde ich ihm dafür danken, was er alles für mich tat, doch jetzt gerade fehlte mir einfach die Luft zum Atmen.

Justin sprach kein Wort, während er den Aufzug bediente und wir einstiegen. Er blieb einfach nur neben mir und ertrug meine Anspannung. Ich wusste, wenn wir die Situation schon hinter uns hätten würde er mir jetzt den Nacken massieren um mich zu entspannen, doch ich war ihm dankbar, dass er mich verstand und respektierte, wie ich mich fühlte. Ich würde erst wieder atmen können, wenn ich wüsste, dass alles ok war und Louis in Ordnung kam.

Seine Zimmertür  stand offen, als wir an ihr ankamen. Man hatte einen direkten Blick aufs Fußende des Betten, an dem eine weitere Person saß. Zunächst erwartete ich, es würde seine Mum sein, doch als sie ihren Kopf in die Richtung unserer Schritte drehte erkannte ich Jess, die aussah, als hätte sie seit dem Vorfall nicht mehr geschlafen. Ein müdes Lächeln machte sich auf ihren Lippen breit und sie murmelte was zu Louis, ehe sie aufstand und zu uns kam.

"Wie gehts ihm?", fragte ich statt einer Begrüßung. Meine Stimme war so krächzend, dass ich mich selbst kaum wiedererkannte, doch ich würde mich nicht dafür schämen, dass ich Angst hatte. Angst um meinen Freund. "Frag ihn selbst!" Aufmunternd lächelte Jess mir zu und nahm mir somit schon ein bisschen was von meiner Anspannung. Am liebsten wäre ich sofort reingelaufen, doch zunächst musste ich mich um Justin kümmern. Mein Blick war kaum auf ihn gefallen, da nickte er auch schon in Louis Richtung. "Geh! Ich sorg mal dafür, dass Jess hier was in den Magen bekommt!" Dankbar lächelte ich ihn an und stellte mich kurz auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. Ich wusste echt nicht, womit ich diesen Mann verdient hatte, doch ich brauchte ihn als Stütze in meinem Leben.

Meine Knie trugen mich nur zitternd in den Raum doch irgendwie schaffte ich es. Mein Blick ruhte dabei gezielt auf dem Punkt, an dem Louis auftauchen würde, doch ich war mir nicht sicher, wie viel ich noch ertragen würde. Mein Leben war aktuell schon schwer genug, da könnte ich es nicht aushalten, wenn er nicht besser aussah, als gestern. "Jetzt komm schon her!", rief seine belustigte Stimme durch den Raum. Unsicher trat ich den letzten Schritt nach vorne, bis sein Kopf an der Ecke des Raumes vorbei in mein Sichtfeld geriet. Ein weißer Verband war schräg um seinen Kopf gewickelt und Blutergüsse überzogen jede einzelne Stelle seines Körpers, die ich sehen konnte. Doch er lächelte. So breit, wie ich es selten gesehen hatte.

Ohne weiter zu überlegen überwand ich die letzten Meter zwischen uns und ließ mich in seine Arme fallen. Ich konnte spüren, wie er bei der Berührung kurz zusammenzuckte, doch er legte seine Arme dennoch um mich und drückte mich an sich. "Danke", murmelte er, wobei ich das Lächeln auf seinen Lippen Immer noch hören konnte. Leicht verwirrt blickte ich ihn an, ohne mich von ihm zu lösen. Ich versuchte nicht mal mehr zu verstecken, wie dankbar ich war, dass es ihm gut ging. Meine Sorge um ihn war jetzt, wo all meine anderen Sorgen in den Hintergrund rutschten, größer gewesen, als mir bewusst war. "Dass du gekommen bist und...dir sorgen machst." Achselzuckend lächelte er mich schief an, doch ich verstand schon was er meinte.

Einen winzigen Moment lang drückte ich seine schmale Gestalt noch an mich, ehe ich mich von seiner Seite trennte. "Seit wann ist Jess hier?", fragte ich. In dem Versuch meine Hände nicht länger zittern zu lassen knetete ich sie, doch dadurch begannen nur meine ganzen Arme zu zittern. Vorsichtig legte Louis seine Hände auf die meinen und lächelte mir noch ein Mal zu. "Beruhig dich, alles ist gut. Ehrlich gesagt bin ich selbst nen bisschen schuld. Ich hab Zayn ordentlich provoziert. Was ich nicht getan hätte, hätte ich von seinen Störungen gewusst!" Erneut zuckte er kurz mit den Achseln, ehe er fortfuhr. "Jess ist heute Morgen gekommen, sobald sie reingelassen wurde. Sie ist seitdem hier!" Bei dem letzten Satz verstärkte sich das Lächeln auf seinen Lippen nur noch mehr und ich erkannte meinen eigenen verliebten Blick in ihm wieder. Ein Teil von mir wollte fragen, was denn nun Stand der Dinge war, doch ich hatte Angst, dass der gestrige Tag noch nicht lang genug weg war, als dass ich solch ein Thema ansprechen sollte.

"Bitte sag mir, du siehst nicht wegen mir so schrecklich aus?", fragte er schließlich und deutete mit seinem Zeigefinger auf meine verquollenen Augen. Lachend schüttelte ich den Kopf. In meinen Gedanken ließ ich den gestrigen Tag noch ein Mal review passieren und hätte am liebsten erneut angefangen zu weinen. Adrian fehlte mir jetzt schon; alleine durch das Wissen, dass ich ihn solange nicht würde sehen können. Ich hatte tatsächlich schon einen Moment auf der Fahrt hierhin darüber nachgedacht, zurückzugehen und meinen Eltern zu sagen, ich sei aufgewacht, doch dafür müsste ich Justin verlassen und all meine anderen Freunde. Etwas, wozu ich nicht bereit war. Ich würde Adrian auch in einem Jahr, wenn ich studieren ging, noch zu mir holen können. Es war nur ein Jahr, das würden wir schaffen.

"All?" besorgt richtete Louis sich etwas gerade auf, wobei sein Gesicht sich zu einer Grimasse verzog. Ich fühlte mich dreist, es ihm nun hier zu erzählen, wo er selbst im Krankenhaus lag und ich ihn nicht auch noch mit meinen Problemen belastend wollte, doch ich wusste genauso gut, dass er sauerer wäre, wenn ich es ihm nicht erzählte.

Also begann ich an dem Moment, wo meine Eltern zu uns reingelaufen waren und endete, wie ich bei Justin einzog. Erstaunlicher Weise blieb meine Stimme die ganze Zeit ruhig und beherrscht. Als ich endete, sagte Louis gar nichts. Er blickte einfach nur ins Nichts und schüttelte immer wieder leicht den Kopf, als wollte er nicht fassen, dass meine Eltern mir so etwas antun konnten.

"Ich geb zu, ich war auch nicht begeistert von Justin. Aber ich hab ihm eine Chance gegeben und er wird mir immer sympathischer...Was ich damit sagen will; deine Eltern hatten kein recht so schnell zu urteilen und du kannst froh sein, Justin zu haben. Mir gehts hier drin besser solange ich weiß, dass du bei ihm bist!"

Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now