Kapitel 75

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"Wir waren es gute zwei Jahre lang, bis er in der achten Klasse mit Jess zusammenkam.", erklärte Louis, den Kopf so tief gesenkt, dass seine Stimme nur gedämpft gegen seinen Oberkörper prallte. Mit seinen Worten fiel mir wieder ein, wie besorgt Jess um ihn gewesen war, als ich die ersten Tage auf dieser Schule verbrachte. Nun verstand ich, wieso; sie war auf irgendeine Weise schuld daran, dass er spendete, wie er heute war. 

Keiner von uns drängte Louis, weiterzureden. Wir alle saßen da und warteten darauf, dass er bereit war. Denn er kam ohnehin nicht mehr drumherum, zu sprechen. "Jess ist ihm überhaupt erst durch mich aufgefallen. Sie war das Mädchen, dass ich bewunderte, seit ich in die fünfte Klasse kam. Damals trug sie ihre Haare noch in zwei Zöpfen, die ihr über die Ohren fielen, und Justin und James hatten sich immer über sie lustig gemacht. Nur ich hatte ihr irgendwann mal gesagt, dass ich sie toll fand." Louis unterbrach sich selbst mit einem Räuspern, ehe er seinen Blick von seinem Schoß in den Himmel Gleiten ließ. Er schaffte es nicht, einen von uns anzusehen, doch ich war ihm dennoch dankbar, dass er es uns erzählte. Nicht nur der Neugierde wegen, sondern auch, weil es bedeutete, dass er uns endlich als seine Freund ansah und begann uns zu vertrauen. 

"In der achten Klasse dann sprach sie mich erneut an, als ich mit Zayn und nen paar anderen Jungs zu Mittag aß. Sie setzte sich zu mir und erzählte mir, dass sie niemals vergessen habe, wie viel Mut ich ihr damals mit diesen simplen Worten schenkte, die ich selbst bereits vergessen hatte. Von da an aß sie jeden Mittag mit uns und ich begann mich in sie zu verlieben. Jess ist anders, als ihr vielleicht denkt. Ally, du weißt das am ehesten; sie ist herzlicher als James und liebevoller. Ich verliebte mich in jedes Wort, das ihre Lippen verließ und in jede noch so kleine Geste, die sie ausübte. Ich war so geblendet von ihr, dass ich gar nicht bemerkte, dass ich nicht der einzige war, dem es so erging." Zayn...Louis hatte mir erzählt, dass er und Jess vor über drei Jahren zusammengekommen waren. Also sind sie Ende der achtem Klasse ein Paar geworden. 

"Ich habe nicht mitbekommen, dass die beiden sich näher kamen. Das habe ich wirklich nicht. Doch das hat Zayn mir bis heute nicht geglaubt. Als ich Jess damals küsste, hatte sie sich schon einige Wochen lang mit Zayn getroffen, ohne dass ich es so richtig wahrgenommen hatte.  Sie stieß mich nicht zurück oder sonst was; es war für uns beide der erste Kuss und das machte die Sache aufregender, als sie sein sollte. Von da an hat Zayn begonnen sich von mir abzuwenden. Er machte mich fertig, sobald sich ihm die Gelegenheit gab und schaffte es Jess von mir wegzuziehen. Irgendwann hatten wir sogst wie gar keinen Kontakt mehr; da war die Zeit, als sie und Zayn zusammen kamen. Durch sein Verhalten mir gegenüber wurde James aufmerksam auf Zayn, begann ihn mit weiteren Kommentaren zu unterstützen und ermutigte Zayn, mich weiter runterzumachen. Sie beide entwickelten Gefallen daran, mich öffentlich zu erniedrigen. Von meinem besten Freund sah ich seither nie wieder was. Er lief zu James und all den anderen und hetzte sie gegen mich auf. Und so blieb es, bis du auftauchtest." Lächelnd wandte Louis seinen Kopf doch noch in meine Richtung und schenkte mir ein so ehrliches Lächeln, dass mir warm ums Herz wurde. "Du hast es irgendwie geschafft, dass Justin und Zayn sich zurückhalten. Und selbst James scheint alleine keine Lust mehr zu haben. Ich hab dir so viel zu verdanken; nicht nur das, sondern auch dass ich hier sitze!" Ich konnte nicht anders, als meine Arme um den schmalen Jungen zu legen. Noch viel zu entsetzt, um irgendwas zu sagen, lehnte ich mich gegen ihn und dachte darüber nach, was er mir eben gesagt hatte. Mir war bewusst. dass er Justin weitestgehend aus seiner Erzählung rausgelassen hatte, weil er mich nicht angreifen wollte, doch ich entwickelte dennoch eine Abneigung gegen das Verhalten meines Freundes. Wie hatte er bei so etwas mitmachen können? Zayn traute ich dies zu, er hatte auch mich schlecht behandelt, obwohl in seinem Inneren ein total lieber Kerl steckte, doch Justin? Ich wollte ihn nicht in solch einem Licht sehen; nicht schon wieder!!

"Ich bin irgendwie an der Stelle hängengeblieben, als du meintest, du hättest Jess geküsst. Noch vor Zayn!", murmelte Niall mit so konzentrierter Miene, dass er nichts um sich herum wahrzunehmen schien. "Das ist...so komisch!", stellte auch James fest, der sein Handy inzwischen vollkommen zur Seite gelegt hatte. Ich hätte den beiden für ihre unachtsame Art eine runterhauen können. "Nein, das war es nicht." Louis hätte sich rechtfertigen sollen, doch seine Stimme klang so ruhig und gefühlvoll, dass es eher ein Schwelgen in Erinnerungen war. Mit entschlossener Miene schüttelte er seinen kopf, sodass ihm die ohnehin schon versdchwulteten Haare um die Ohren flogen. "Naja, jetzt wisst ihr es; also lasst uns über etwas anderes sprechen!", verlangte er, mit der üblichen, undurchlässigen Fassade im Gesicht. 

Genau das taten wir auch. Keiner von uns wagte es, das Thema auch nur noch mal anzusprechen. Stattdessen sprachen wir über Mr Styles und der Tatsache, dass er in letzter Zeit nur noch Entfall gab, und weitere unwichtige Sachen, bis die Klingel uns aufforderte, in unsere nächste Stunde zu gehen. 

Für mich stand Biologie auf dem Plan. Wenn ich die Stunde nicht zusammen mit Justin verbringen würde, würde ich das Fach womöglich sogar hassen, doch so war es erträglich. Auch wenn ich mich immer noch für das schämte, was in diesem Raum passierte. Alleine bei dem Gedanken, wie viele Mitschüler um uns herum gewesen waren, während Justin seelenruhig seine Finger in mich hat gleiten lassen, wurde mir schlecht. 

Und viel schlimmer noch; James war dort gewesen. 

Justin mag vielleicht vergessen können, was James für ein Mensch war; doch für mich galt dies nicht. Tag für Tag fühlte ich mich unwohler, ihn in meinem Leben zu wissen. Ich wollte ihn einfach nur loswerden und es war mir egal, ob er Justin etwas bedeutete. 

Ich ließ mich auf meinem  üblichen Platz nieder und senkte den blick zu meinen Händen. Dieses ungute Gefühl, dass ich schon immer im Bezug auf James hatte, wollte mich einfach nicht verlassen. Doch ich wollte Justin auch nicht vor die Wahl stellen und das würde ich, sobald ich es laut aussprach. Also blieb ich still, obgleich es besser für mich gewesen wäre, ich hätte James aus meinem Leben gestrichen. 

"Hey Baby", murmelte Justin mir zu, als er sich neben mich fallen ließ. Wie erwartet fand seine Hand direkt den Weg zu meinem Bein und ließ sich auf diesem nieder, als wolle er zeigen, dass ich zu ihm gehörte. Mit einem möglichst ehrlichem Lächeln küsste ich ihn knapp. "Ist alles gut? Ich hab dich in der Pause nirgends gesehen" Justin klang nicht besorgt, wie andere geklungen hätten, doch alleine dass es ihm auffiel, war mehr, als ich vor nur einem Monat erwartet hätte. Der Gedanke, wie sehr er sich für mich veränderte, ließ mich lächeln. Er wurde zu einem viel bodenständigeren Menschen. "Ja, ich war bei Niall und so", erklärte ich, was Justin verständnisvoll nicken ließ. Auch dies war etwas, dass ich an unserer Beziehung zu schätzen wusste. Es kümmerte ihn nicht weiter, wenn ich meine Freunde auch mal sehen wollte. So viele Pärchen hatten ständig Stress, weil sie nur noch einander kannten und ihre Freunde vernachlässigten. Jetzt, wo ich endlich das Gefühl hatte, ehrliche Freunde zu haben, wollte ich dies nicht mehr aufgeben. 

Freunde, die mir Dinge anvertrauten, über die mein Freund wiederum schwieg. Ich wollte diesen Gedanken nicht zu lassen, doch ich konnte nicht anders. Justin hatte mich angelogen. Und auch wenn ich nicht sauer oder traurig darüber war, weil ich nicht wirklich ein recht dazu hatte, wollte ich zumindest wissen, wieso. "Warum hast du mir nie erzählt, was zwischen Zayn, Louis und Jess vorfiel?", platzte ich heraus, ehe ich noch ein Mal überdenken konnte, ob dies wirklich eine gute Idee war. In Justins Augen machte sich erstaunen breit. Er versuchte es nicht mal mehr zu verbergen, es war glasklar zu sehen in diesem wunderschönem Braun. "Er hat es dir erzählt?", fragte er, die Augenbrauen zu einer Welle verzogen. Achselzuckend nickte ich ihm zu, doch das erstaunen in Justins Augen wurde nicht kleiner dadurch. "Ich hätte nicht gedacht, dass er sich trauen würde, das Thema überhaupt je wieder laut auszusprechen!" Ein kaum merkliches Lachen entwich seiner Kehle und er strich sich über den Nacken. In diesem Moment war er mir so unbekannt, wie lange nicht mehr. Alles, an seiner Reaktion, verletzte mich Genauso sehr, wie es mich anwiderte. "Nicht, wegen mir, wegen Zayn!", murmelte er hastig, als er meinen blick bemerkte. Nicht wirklich überzeugt wandte ich meinen Blick ab und sah zur Front hinüber, an die unser Lehrer jede Sekunde treten würde. 

Nur wage nahm ich war, wie Justin mir einen vorsichtigen Blick zuwarf, ehe er mir ei en Kuss auf die Wange gab. Ich hatte nicht das Bedürfnis ihn wegzustoßen, es war immer noch mein Justin und ih liebte ihn, doch er besaß auch diese Seiten an ihm, die ich nicht leiden konnte. Seiten, die in seiner Vergangenheit hausten und ihn hinundwieder einholten.


Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now