Season 4 Episode 1

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»Du solltest ihn abrasieren,« erklang die Stimme der einundzwanzig jährigen von der angelehnten Tür her. Er hatte es nicht für nötig gehalten abzuschließen, immerhin waren nur noch so wenige anwesend, dass es an einer Unmöglichkeit grenzte zufällig am gleichen Ort aufzutauchen. Aber so war Abigail nun mal, diese Eigenschaft hatte sie von ihrer Ziehmutter übernommen. Auch für diese war es ein leichtes ein Gespür für die Gegenwart ihrer Mitmenschen zu haben.

»Du gefällst ihr ohne besser. Erinnerst dann nicht so an deine neunundneunzig Jahre.« frech wie eh und je.

»Ach ja tue ich das.« Keiner der beiden musste aussprechen wer mit „ihr" gemeint war, es gab nur eine Person auf wessen Meinung er einen Wert legen würde.

»Aber ihr gefällst du selbst in deinen Strumpfhosen.« Wie lange trug er jetzt schon diesen Bart? Steve Rogers konnte sich nicht mehr genau erinnern. Es waren mindestens ein paar Jahre. Möglicherweise kam ihm das auch nur so vor. Und jetzt stand er hier im Hauptquartier der Avengers mit einem Rasierer in der Hand vor dem Waschbecken.

»Warum sagst du es ihr nicht? Ich verstehe nicht, warum zwei Menschen, die wissen, dass sie zusammen sein sollten, weiterhin getrennt sind,« erkundigte sich die rothaarige und verschränkte die Arme. Gott diese Ähnlichkeit würde ihn eines Tages noch umbringen.

»Angst,« antwortete Steve ehrlich automatisch, was Abigail dazu veranlasste auf den Boden zu blickten.

»Einer oder beide könnten Angst haben, dass der
andere nicht dasselbe fühlt wie sie oder sie haben Angst, dass wenn sie ihre Gefühle zugeben und sich dann trennen, die eine Person zu verlieren, die ihnen am wichtigsten auf der Welt ist. Wenn sie Freunde bleiben, dann werden sie sie immer in ihrem Leben haben, auch wenn sie nicht mit ihnen zusammen sein können.« Abigail schluckte den Kloß, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte hinunter. Sie hatte ihre Vaterfigur noch nie so reden gehört. Man könnte hören das er aus Erfahrung sprach. Er hatte einen Blick in seinen Augen und sie kam nicht drumrum sich ebenfalls angesprochen zu fühlen.

»Ich liebe sie,« fügte er einfach hinzu, während das warme Wasser aus dem Hahn strömte, schüttelte Steve den Rasierer unter dem Wasserstrahl und zog ihn dann den Hals hinauf bis zum Kinn.

»Natasha zu treffen war Schicksal, ihr Freund zu werden war eine Wahl... aber mich in sie zu verlieben, lag außerhalb meiner Kontrolle,« gab er mit Aufrichtigkeit zu. Erneut spülte er den Rasierer aus, schüttelte ihn und legte ihn aufs Waschbecken. Abigail war überwältigt von der
Offenheit des Captains.

»Du solltest ihr das sagen, wenn du sie siehst«, äußerte sie, als er seine Augen ihr zuwandte.

»Glaub mir, sie fühlt dasselbe. Ich sollte es wissen«, sagte sie ihm mit einem sanften Lächeln. Er nahm sich ein Handtuch, trocknete sich das Gesicht ab und blickte in den Spiegel. Steve erkannte den glatt rasierten Mann, der ihm da entgegensah, kaum wieder. Dank der vielen Jahre im Eis sah er noch genauso aus wie der Steve, der vor über 70 Jahren eingefroren worden war. Doch in vielerlei Hinsicht hatte er sich ziemlich verändert, was vor allem an den Dingen lag, die er in der kurzen Zeit seit seiner Wiederbelebung hatte mit ansehen müssen. Er mochte nicht älter geworden sein, war der Welt jedoch zunehmend müder geworden. Beim Blick in den Spiegel rückte er einen kleineren Seitenspiegel an einer Metallstange zurecht, um sich genauer in Augenschein zu nehmen. Der Spiegel fing an zu zittern, und Steve streckte eine Hand aus, um ihn festzuhalten. Doch der Spiegel zitterte weiter und kurz darauf tat es ihm das ganze Badezimmer gleich.

»Werden wir angegriffen?« Im nächsten Augenblick waren Steve und Abigail auch schon hinausgestürmt. Es handelte sich nicht um einen Angriff. Vor dem Hauptquartier der Avengers im Hinterland des States New York trafen sie auf ihre Teamkameraden Natasha Romanoff, Bruce Banner, Pietro Maximoff und James Rhodes. Die Avengers starrten in den Nachthimmel, an dem ein Flugzeug, wie es keiner von ihnen je gesehen hatte, schwebte. Nein, es schwebte nicht. Es wurde in der Luft gehalten. Von Carol Danvers. Sie hatten die geheimnisvolle Frau vor Kurzem kennengelernt, als sie ins Hauptquartier der Avengers gestürmt war und verlangt hatte, Nick Fury zu sprechen.

The closest thing to a daughterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt