Season 1 Episode 12

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»Gut, Abigail, wir sind da. Steig aus,« sprach Natasha das erste mal seitdem die beiden ins Auto gestiegen waren. Sie wollte zwar die Antwort auf ihre tausend Fragen beantwortet bekommen, aber sie sollte sich nicht gezwungen fühlen. Daher hatte sie vor, erst einen kleinen Zwischenstopp in einem Lebensmittelmarkt zu machen. »Warum sind wir bei den Geschäften Nat?« stöhnte Abigail auf, welche augenscheinlich nicht sehr begeistert von der Idee zu sein schien, jetzt einkaufen zu gehen. Was aber Natasha viel mehr auffiel, war das sie das aller erste mal ihren Namen beziehungsweise ihren Spitznamen benutzt hatte und auf eine ganz eigenartige weiße, gefiel ihr das. Trotz Gejammer folgte sie ihr brav mit in den kleinen Laden. »Nun, ich denke, ich schulde dir etwas,« meinte Nat als sie vor dem Süßigkeitenregal halt machte. »Und was ist das?« fragte sie unwissend mit dem Rücken zum Regal stehend und wie so oft schon mit verschränkten Armen. »Los, hol dir deine Oreos,« lächelte Nat ihr zu und zeigte auf die Blau/Weißen Packungen. »Oh ja!« rief sie glücklich und schnappte sich das vorderste Päckchen. Es war wahrscheinlich das erste mal, das sowohl Nat, Abigail aber als auch Abi, Natasha aufrichtig Lächeln sah. Ein Lächeln erzeugt von wahrer Freude und nicht durch irgendwelche frechen und schlagfertigen Bemerkungen. Sie bezahlte die Packung und die beiden machten sich auf den Weg in einen nahegelegenen Park. Als sie die Packung öffnete, legte Nat einen Arm um sie, um ihr einen Oreo zu stibitzen aber erneut zuckte sie erschreckt zurück. »Was ist los?« fragte sie wie schon so oft zuvor und schon wieder lachte sie gefälscht auf. »Nichts, tut mir leid. Nur eine Gewohnheit,« wäre Natasha nicht genau für so etwas ausgebildet worden, lügen zu durchschauen, hätte sie es ihr wahrscheinlich sogar abgekauft. Aber zum Glück kannte sie diese Spielchen. »Hat dich jemand verletzt?« Diesmal folgte keine weitere abwerfende Antwort, sondern Abigail unterbrach den Blickkontakt und schaute zu Boden. »Du weißt, dass ich dir nicht wehtun werde ... du kannst es mir sagen,« versuchte sie es erneut als sie ihren Zweikampf in ihr selbst über ob oder ob besser nicht sie ihr die Wahrheit erzählen sollte bemerkte. Abigail atmete tief ein bevor sie langsam anfing zu sprechen. »Ich hatte kein tolles Leben zu Hause mit Mama und Papa. Sie haben sich oft gestritten... und mein Vater hat mich geschlagen, er nannte es Disziplin,« erklärte sie das erste mal seit ihrem kennenlernen kleinlaut und blickte stur auf einem unsichtbaren Punkt. Mittlerweile hatten sich beide stumm auf einer Parkbank niedergelassen und Natasha schaute sie entsetzt und mitleidig an. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie es ihr ergangen sein musste. Was sie sich allerdings nicht vorstellen konnte, war wie ähnlich ihre Vergangenheit zu ihrer wirklich war. »Also bin ich irgendwann einfach weggelaufen und habe angefangen zu stehlen, nur um mich zu ernähren,« erzählte sie weiter und erst jetzt viel Natasha, Abigails sehr, sehr dünner Körperbau auf und sie Ärgerte sich selbst, dies nicht vorher bemerkt zu haben. »Es tut mir leid, Abigail.«

»Es ist scheiße, aber es ist egal,« winkte sie ab um endlich das Thema wechseln zu können und hielt Nat die Packung Oreo unter die Nase, um ihr ein paar anzubieten. »Danke, lass uns zurückgehen, es ist schon spät.«

The closest thing to a daughterWhere stories live. Discover now