Season 1 Episode 35

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"Nat!" Steves besorgte Stimme drang durch den Krankenhausflur und ließ Natasha sich eilig umdrehen. Sie war wirklich froh, ihn jetzt bei sich zu haben, besonders in dieser schwierigen Zeit. Am liebsten wäre sie ihm in die Arme gefallen, einfach nur, um sich durch seine Anwesenheit zu beruhigen. Aber das war nicht das, was Natasha Romanoff tat.

"Ich bin froh, dass du hier bist", sagte sie stattdessen.

"Wie geht es ihr?", fragte er und nahm ihr die Aufgabe ab, indem er sie einfach selbst umarmte und ihr beruhigend über den Rücken strich. Natasha schmiegte sich unmerklich näher an seine Brust und nahm seinen würzig, holzigen Geruch in sich auf.

"Ich weiß es nicht, sie wollte nicht, dass ich mitkomme. Sie wird gerade untersucht." Als sich die Tür hinter ihnen öffnete, lösten sie die Umarmung, aber Steves Arm verblieb um ihre Taille, um sie zu ermutigen. Abigail kam zusammen mit der Polizistin von gestern aus dem Behandlungsraum.

"Abigail! Gott sei Dank, geht es dir gut?" Sie erhielt keine Antwort von ihr, sondern nur verletzte blaue leere Augen, die sie durchdringend ansahen.

"Sie hat eine Gehirnerschütterung und einige Prellungen, aber es geht ihr gut", antwortete die begleitende Polizistin für sie. Noch nie hatte sich Natasha so verantwortlich für etwas gefühlt, dass sie selbst nie getan hatte. Sie hatte ihr die Verletzungen nicht zugefügt. Im Gegenteil wahrscheinlich hatte sie das junge Mädchen vor dem schlimmsten bewahrt. Dennoch. Hätte sie sie nie gehen lassen, wäre nichts davon geschehen.

"Was passiert jetzt?", wollte Nat wissen, und ihre Stimme zitterte vor Angst, dass Abigail wieder von ihr getrennt werden würde. Steve bemerkte dies Augenblick und drückte sie enger an sich, um ihr den nötigen Halt zu geben.

"Jetzt müssen wir eine vorübergehende Bleibe für sie finden", erklärte sie, und Natasha hätte am liebsten sofort geschrien, dass Abigail bei ihr bleiben könne. Aber sie wusste, dass das aus vielen Gründen nicht funktionieren würde. Schon bald würden die Avengers alle ihren eigenen Weg gehen, und Nat konnte niemals für ihre Sicherheit garantieren. Sie hatte noch nicht einmal ein richtiges Zuhause, und das Jugendamt würde ihr niemals eine Adoption erlauben. Aber Abigail hatte auf genau diese Worte von der Black Widow gewartet. Sie hatte gehofft, diese Worte aus ihrem Mund zu hören, dass sie bei ihr bleiben konnte. Aber sie war enttäuscht, wie sie es in ihrem Leben immer gewesen war.

"Können wir gehen?", seufzte sie dann, als sie bemerkte, dass diese Worte nie den Weg in ihre Ohren finden würden und unterbrach damit das unbehagliche Schweigen. Wenn sie noch länger so vor Steve und vor allem vor Tasha stehen musste und an die schönen Erinnerungen vor ihrem inneren Auge denken musste, würde sie nicht mehr lange taub und emotionslos spielen können.

"Na gut, kommen Sie mit", stimmte die Polizistin zu und zog sie mit einer Hand auf dem Rücken zum Ausgang. Selbst als die beiden Frauen außer Sichtweite waren, schaute Natasha ihnen immer noch nach. Das, was einer Tochter am nächsten kam, war ihr soeben weggenommen worden, und niemand konnte ihr sagen, ob die beiden sich jemals wiedersehen würden.

Das Ziel war erreicht, Loki war besiegt, und die Avengers gingen wieder getrennte Wege, mit dem Versprechen, sich wieder zu treffen, wenn neue Gefahren drohten. Doch für Nat waren die letzten Wochen mehr als nur eine Mission gewesen. Sie hatte endlich wieder eine Familie gefunden, und diese Familie wurde ihr wieder einmal entrissen.




———The End ———

The closest thing to a daughterWhere stories live. Discover now