Ich wollte zu Zayn sehen, von ihm eine Erklärung verlangen und Jess daraus ziehen, da es mir nicht gefiel, wie sie zwischen den beiden stand, doch ich sah bloß den Schmerz in Louis Augen und erinnerte mich daran, wie zugerichtet er war, als wir uns kennenlernten. Ich dachte damals, es wäre Zayn gewesen, doch es war Louis selber. Und nun, wo er endlich aufgehört hatte, ohne dass wir jemals wieder darüber sprachen, war doch Zayn zur Stelle, um es ihm abzunehmen.

"Zayn Bitte!", flehte Jess ihren Freund an. Endlich schaffte ich es meinen Blick auf diesen zu richten. Seine Miene war von Hass getränkt und nicht mal mehr ein Funken Frieden war in ihm geblieben. Er war so wütend, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte. "Lass stecken Jess. Er war schon immer ein schlechter Verlierer!"

Es war, als würden alle Anwesenden den Atem anhalten. Niemand hatte Louis jemals so reden hören; geschweige denn Zayn gegenüber, und gerade, dass es so viele Zuhörer gab, machte die Situation so angespannt.

Das nächste, was passierte, ging so schnell, dass ich es kaum verfolgen konnte. Irgendwie schaffte Zayn es, an Jess vorbeizuhuschen und sich noch in der selben Sekunde Louis unter den Nagel zu reißen. Mit eisernem Griff packte er diesem am Kragen seines Pullovers und begann auf sein Gesicht so schnell einzuschlagen, dass man seinen Arm nur noch als verschwommene Linie wahrnahm. Schreiend schmiss ich mich nach vorne, wollte zu Louis und ihn beschützen, doch zwei starke Arme hielten mich zurück. Ich registrierte nicht mal mehr, dass es Justin war. Ich bemerkte, nicht, wie die Verzweiflung sich in mir breit machte oder was ich da schreiend von mir gab. Ich sah bloß das sich ansammelnde Blut in Louis'Gesicht.

Irgendwann schafften Justins Arme es, mich zur Seite zu heben, sodass ich keine Chance mehr hatte, zu Louis nach vorne zu dringen. Ich wollte mich weiter sträuben und wehren, doch plötzlich war er weg. Ließ mich alleine zurück, wie ich nach vorn taumelte und sprintete selbst zu Zayn, um diesen von Louis runter zu reißen.

Ich glaube nicht, dass ich Justin jemals dankbarer war als in diesem Moment. Mit gekonnten Bewegungen wich er Zayns letzten Schüben aus und drückte dessen Arme nah an seinen Körper, sodass er bewegungsunfähig dastand. Ich hörte nicht, was mein Freund dem Schwarzhaarigen sagte, doch es sorgte dafür, dass Zayn die Augen schloss und tief durchatmete.

Ich selbst verschwendete keine Zeit mehr, um mich zu Louis durchzuschlagen. Meine Knie zitterten, als ich mich vor ihm auf sie fallen ließ und sein Gesicht mit beiden Händen umschloss. Ich war mir nicht sicher, ob er mich überhaupt noch sehen konnte. Seine Augen, Lippen und Wangenknochen waren so zu geschwollen, dass sein Gesicht einem einzigen Ballon gleich und Blut rannte ihm ohne Lücke oder Ende über die Haut. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich saß einfach nur da und hörte zu, wie Jess um Hilfe schrie.

Wieso hatte Zayn das getan? Wieso? Und was hatte Louis gemeint, als er Zayn als Verlierer bezeichnete?

Mit glässrigen Augen hob ich meinen Kopf an und suchte Zayns Blick, doch dieser war voller Hass auf seine Freundin gerichtet, die bloß zu wimmern begann. "Du bist ne elende Hure!", rief er ihr voller Zorn entgegen. Spätestens bei dieser Bezeichnung konnte ich mir recht gut ausmalen, was passiert war.

Justin drängte seinen besten Freund entschieden dazu, sich umzudrehen und zu gehen. Er warf mir noch einen letzten Blick zu um sicherzugehen, dass ich mich um Louis kümmerte, und machte sich dann daran, seinen eigenen Freund zu pflegen, der zwar keine körperlichen aber gewiss psychische Wunden mit sich trug.

Mit Zayn und Justin lösten sich auch die Schülermengen auf. Zunächst dachte ich, dies läge an dessen Ausstrahlung und Justins wütenden Blicken in die Richtung der Unbeteiligten, doch dann entdeckte ich Mr Cartins, der mit wütender Miene direkt auf uns zulief.

Ich wollte gerade meinen Mund öffnen, um ihn irgendwie zu erklären, was Sache war, doch mein Biolehrer ließ mich nicht mal mehr zu Wort kommen. "In mein Auto; sofort!", schrie sowohl mich als auch Jess an. Mit seiner rechten Hand, in der er einen Schlüssel hielt, deutete er auf einem schwarzen VW, der direkt am Rand des Geschehens stand und als Zeichen, nun geöffnet zu sein, mit den Lichtern blinkte. Ohne weiter auf uns zu achten legte er seine Arme unter Louis kleine, schmale Gestalt und hob ihn hoch, als wenn er nichts weiter wiegen würde.

Weder ich noch Jess trauten uns etwas zu sagen, während Mr Cartins Louis auf die Rückbank seines Wagens legte und einen von uns aufforderte, uns daneben zu setzen, und seinen Kopf auf den schoss zu nehmen. Jess tat dies, ohne mich überhaupt zu fragen, während ich zum Beifahrersitz lief. Sie stieg einfach ein und nahm Louis Kopf in ihre zitternden Hände. Ich wollte mir nicht ausmalen, wie sie sich fühlen musste. Immerhin konnte niemand abstreiten, dass all dies in gewisser Weise ihre Schuld war.

"Wieso Jess?", schnaubte Mr Cartins, kaum dass er sich hinters Steuer gesetzt hatte. Viel zu aufgebracht, als dass er fahren sollte, umklammerte er das Lenkrad mit seinen Fingern und sah im Rückspiegel zu Jess, der Tränen über's Gesicht liefen. "I-Ich wollte das alles nicht!", stammelte sie. Immer mehr Tränen überströmten ihre Wangen hinunter und am liebsten hätte ich sie genau so beschützt, wie sie Louis gerade beschützte.

"Natürlich nicht!" Schnaubend ließ Mr Cartins den Wagen aus der Parklücke rollen und machte sich daran, auf die Hauptstraße Richtung Krankenhaus zu lenken. "Würde mir jemand mal erklären was hier los ist?", fragte ich schließlich verzweifelt. Ich ertrug es einfach nicht mehr. Zwar konnte ich mir das Oberflächliche denken, doch wenn ich mir Louis Gesicht ansah, wollte ich die ganze Wahrheit.

"Zayn hatte als Kind eine physische Störung die zu often Gewaltausbrüchen und Aggressionen führte. Er hat es an sich überwältig. Auch psychologische Tests und ähnliches dementsprechend ausgefüllt, doch...er hat immer noch so Anwandlungen, wenn es um seine Freundin geht", versuchte Cartins mir ruhig zu erklären. Ein Blick in Jess Gesicht genügte um zu wissen, wie schlecht es ihr damit ging.

Also war sie Zayn fremdgegangen, weil sie was mit Louis hatte, und er...Mein Gehirn. hörte schon da auf, wo sie etwas mit Louis haben sollte. Hätte er mir nicht erzählt, das dem schonmal so war, wäre ich fest davon überzeugt, ich würde das alles falsch verstehen. "Ich wollte das nicht. Ehrlich. Ich wusste, wie Zayn darauf reagieren würde. Ich hätte das niemals provozieren wollen! Es ist einfach so passiert ich wollte das nicht!", schluchzte Jess immer wieder auf. Ihre Stimme klang so verzweifelt, dass es mir das Herz zerriss. Doch andererseits war sie eine Fremdgeherin und das, obwohl sie meinte, ihren Freund so sehr zu lieben. Ich wollte nicht wahrhaben, dass sie dazu in der Lage war. Wenn es eins gab, was mich abschreckte, dann war es fremdgehen. Inzwischen kam ich mit Kiffern und allem klar, doch wenn du eine Beziehung eingegangen bist, hör auf mit anderen zu ficken.

Nicht fähig Jess länger anzusehen blickte ich auf meine Finger hinab und versuchte zu verarbeiten, was in den letzten zwanzig Minuten alles passiert war. Was ich alles erfahren hatte. Meine Gedanken kreisten zurück bis hin zu meiner erstem Biostunde, in der ich Mr Cartins kennengelernt hatte. Schon damals war mir aufgefallen, dass zwischen ihm, James, Justin und Zayn; einfach der gesamten Gruppe, schlechtes Blut zu herrschen schien.

"Was haben sie mit all dem zutun?", unterbrach ich die Stille. Ich hatte genug davon unwissend zu sein. Ich wollte die Wahrheit; die ganze, nicht immer alles in Bruchstücken. Verlegen biss Cartins sich auf die Unterlippe, bis diese an einigen Stellen weiß hervortrat. "Ich bin glaube ich nicht die Person, die dir das erzählen sollte, Allison!" Seine Fingerknöchel traten noch weißer hervor, als ohnehin schon der Fall war und sein Blick blieb ungewöhnlich starr auf die Straße gerichtet. "Ist mir egal, wer es tut, ich will es hören!", brummte ich wütend. Ich hatte genug von der Geheimnistuerei. Genug davon, dass alle so reagierten. Ich würde meine Haare darauf verwetten, dass wiedermal Justin es war, der mir dies erzählen sollte. Justin, der Scheiße am Stecken hatte.

Verlegen warf Cartins Jess noch einen Blick zu, doch diese zuckte einfach nur mit den Achseln, als sei es ihr vollkommen egal, wer was wem erzählte. Ihre Aufmerksamkeit ruhte auf Louis.

Und dann, endlich, begann Mr Carotins mir ein weiteres Stück meines lückenreichen Puzzlebildes zu geben.

Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now