95. Kapitel, Tag 8

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Kostas

Vor wenigen Stunden wurde ich aus dem Krankenflügel entlassen und seitdem lag ich mit dem Rücken auf dem Bett in meinem Zimmer und starre die Decke an. Anna ignoriert mich seit unserem letzten Gespräch und ich bin aus ihrem Verhalten immer noch nicht schlau geworden. Dr. Christian Schwarz, welcher sich laut ihr heute mit mir unterhalten wollte, hat sich nicht bei mir gemeldet und auch sonst schien ich allen Menschen hier ziemlich egal zu sein.

Wie sollte es auch anders sein? Ich kannte hier niemanden, sie kannten mich nicht. Ich hatte hier keine Freunde. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich Bekannte habe.

Seufzend setze ich mich auf und mein Blick bleibt auf dem Buch „der Orden des Lichts", welches ich unachtsam auf den Boden hatte fallen lassen. Ich stehe von dem Bett auf und beuge mich zu ihm hinunter, überlege dann aber kurz, entscheide mich dann aber anders, richte mich wieder vollständig auf und kicke es mit Schwund unter das Bett.

Auch wenn es langsam an der Zeit ist, dass ich mich mit diesen Menschen auseinander setzen sollte, für dieses Buch habe ich momentan keinen Nerv.

Wenn ich gegen sie ankommen will, darf ich mich nicht dagegen wehren, darauf sind sie vorbereitet. Wenn ich hingegen mehr mache, als sie von mir verlangen, bin ich einen Schritt voraus...

So schnell wie dieser Gedanke gekommen ist, geht er wieder, aber mein Körper ist schneller als mein Verstand und begibt sich aus meinem Zimmer, schließt die Tür hinter sich und läuft zielstrebig die Treppe hoch, biegt ab, noch mehr Treppen, an ein paar Türen vorbei und steht vor der dunkelbraunen, hölzernen Tür mit der goldenen Aufschrift 333B und klopft.

„Herein."

Dr. Christian Schwarz unverkennbare Stimme reißt mich aus meiner Trance, aber als ich realisiere, wo ich bin, ist es bereits zu spät.

Bevor ich den Raum betrete straffe meine Schultern und versuche möglichst selbstbewusst auf zu treten, dann greife ich nach der Klinge mit der Absicht, das so schnell wie möglich hinter mich zu bringen, ohne es zu Überstürzen.

„Kostas.", auch wenn ich sonst selten eine Emotion in seinem Gesicht lesen kann, kann ich in seinem stechenden Blick eindeutig Verwunderung über mein Erscheinen erkennen. „Ich hatte sie noch nicht erwartet..."

Auch wenn er keine Frage formulierte, war mir klar, dass er eine Antwort von mir erwartete.

„Anna hat erwähnt, sie wollen mich sprechen, sobald ich entlassen werde. Da wir keinen Termin haben schien es mir am Sinnvollsten, so bald wie möglich vorbei zu kommen.", ich trete ein wenig in den Raum hinein, setze mich allerdings noch nicht. „Ich hoffe sie haben jetzt Zeit dafür. Wenn nicht kann ich natürlich später noch einmal vorbei kommen.", ich versuche mich an einem Lächeln, welches mir, soweit ich das beurteilen kann sogar recht gut gelingt.

„Natürlich.", für einen Moment habe ich das Gefühl, Dr. Schwarz würde nicht mich anschauen, sondern durch mich hindurch, etwas das sich hinter mich befindet, aber bevor ich mir darüber sicher sein kann schaut er mir wieder in die Augen und deutet mit einer Handbewegung auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. „Setz dich.", ich folge der Aufforderung und er fährt fort zu sprechen. „Sicherlich fragst du dich, warum ich dich habe kommen lassen und nicht warten konnte, bis du dich ein wenig ausgeruht hast und deine Verletzungen vollständig verheilt sind.", bei diesen Worten liegt sein Blick für einen Moment auf dem Verband meines Armes, lacht dann kurz gekünstelt auf und spricht weiter: „Natürlich haben sie sich das gefragt, sonst wären sie jetzt nicht bereits hier."

Er macht eine kurze Pause, bricht allerdings nicht unseren Blickkontakt ab und scheint zu überlegen, wie er am besten anfängt.

„Ich hatte die letzten zwei Tage genügend Zeit, über unsere vorherigen Gespräche nach zu denken. Wie sie wissen und mir auch sehr wohl aufgefallen ist, ist es ihnen nicht sonderlich leicht gefallen, so ausführlich mit mir über ihre Vergangenheit zu sprechen, was auch vollkommen in Ordnung ist. Die Entscheidung, jemandem sein früheres Leben an zu vertrauen sollte niemals leichtfertig getroffen werden. So etwas kann man mit gutem Gewissen nur einem Freund oder doch zumindest einer vertrauenswürdigen Person anvertrauen.

Um ihnen so zu sagen zu beweisen, dass ich eine solche Person bin, dass sie mir vertrauen können, werde ich offen mit ihnen über alles, was unsere gemeinsame Vergangenheit angeht reden. Es wird ihnen sicher nicht alles gefallen, was ich ihnen zu sagen habe, allerdings ist das geschehene geschehen und wir sollten endlich damit abschließen. Das geht nur, wenn alle Beteiligten die gesamte Wahrheit kennen. Ich kann doch davon ausgehen, dass sie zu den Menschen gehören, die die Wahrheit einer Lüge bevorzugen?"

Sein Blick bohrte sich ein weiteres Mal in meinen und ich hatte das Gefühl, ihm würde kein zittern meiner Wimper entgehen.

„Ich... ich weiß nicht recht. Was soll das bedeuten. Ich denken nicht, dass wir eine gemeinsame Vergangenheit...", so sehr ich auch versuchte selbstbewusst zu wirken, war wohl kaum zu überhören, wie verunsichert ich mich wirklich fühlte.

„Kommen sie. Keine gemeinsame Vergangenheit? Ihr Freund wurde angeschossen, mit der Waffe, die ich gekauft habe, von der Person, die ohne mich niemals in der Lage gewesen wäre, euch zu finden."

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836 Wörter ^^

I'm the Couchman | Kostory FFWhere stories live. Discover now