64. Kapitel, Tag 1

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Kostas

Wir gingen immer weiter den Strand entlang und es kam mir endlos vor. Die Stille, welche zwischen uns herrschte, war bedrückend, was dadurch verstärkt wurde, dass ich Anna kaum kannte und sie mir so viel anders vor kam, als jede Person in ihrem Alter, welche ich bisher kennengelernt hatte. Diese Menschen hier machten auf mich einen verrückten, vielleicht abgefahrenen Eindruck, aber ich hatte nicht mehr das Gefühl entführt zu werden. Dafür waren sie im Endeffekt doch zu... normal?

Es waren immer noch Menschen, sie zogen sich vielleicht ein wenig anders an und redeten ein wenig gehobener, aber im Endeffekt waren es doch immer noch nur Menschen.

„Wie alt bist du eigentlich?", fragte ich sie offen heraus, in der Hoffnung, die Stimmung würde kippen und vielleicht etwas auflockern.

„17.", antwortete sie und dann war die Stille wieder da. Eigentlich hatte ich damit kein Problem, denn ich wusste nicht genau, weshalb oder was ich mit dieser Person reden sollte.

Aber eine Sache gab es noch, welche ich wissen musste.

„Weißt du, wann ich Mik wieder sehen kann?"

Sie schaute mich aufmerksam aber auch ein wenig fragend an. „Ist Mik dein Freund?", fragte sie und ich hatte das Gefühl, dass es sie wirklich interessierte. Ich nickte bloß und sie schaute mich nur mitleidig, fast schon bedauernd an. „Menschen die im Krankenflügel stationiert sind, dürfen normalerweise nicht besucht werden, bis sie gesund sind und entlassen werden. Diese Regelung wurde eingeführt, als Menschen sich krank stellten und dass eine abschreckende Wirkung auf diese hat, da sie Familie und Freunde nicht sehen könnten. In wirklich schlimmen Fällen kann diese Regelung aufgehoben werden. In diesem Fall bin ich mir nicht sicher, du musst deinen Arzt später noch fragen."

„Wer ist mein Arzt?", wollte ich von ihr wissen.

Sie wich meinem Blick aus. „Weiß ich nicht.", murmelte sie, aber ich glaubte ihr nicht, beließ es jedoch dabei, da ich ihn anscheinend später noch sehen würde.

Nachdenklich betrachtete ich meine bereits verheilte Wunde an meinem Arm. Wenn sie mich nicht zu ihm lassen wollten, könnte ich dafür sorgen, dass ich in den Krankenflügel kam und nach Mik suchen. Es war kein guter Plan, aber es war ein Plan...

„Wann gehen wir wieder zurück?", versuchte ich zu einem anderen Thema zu wechseln, da mir der Blick, welchen sie mir zu warf unangenehm war, aber sie lachte nur und deutete nach vorne. Als ich genauer hinsah, konnte ich in den Nebelschwaden ein paar Gebäude erkennen. Und dann verstand ich.

Wir waren auf einer Insel.

Wir würden hier nie wieder weg kommen.

Für immer Gefangen in einer Sekte. Denn genau das war es.

Menschen, die sich von anderen abgrenzen, vor ihnen flohen, niemanden an sich heran ließen, eine andere Glaubensrichtung zu predigen, ihren Gründer verehrten, einen merkwürdigen Dresscode hatten, verrückt genug waren, dass sie sich das Recht nahmen, Menschen zu entführen und wer weiß was sonst noch alles.


I'm the Couchman | Kostory FFOù les histoires vivent. Découvrez maintenant