59. Kapitel, Part 5

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Ich floh zu meinem Freund und erzählte ihm atemlos, was geschehen war. Er versuchte mich zu beruhigen und überredete mich, sofort in eine andere Stadt zu fahren, er würde mir jedes Hotel bezahlen, welches ich aussuchen würde, auch wenn er selbst nicht viel Geld hatte, Hauptsache ich sei in Sicherheit.

Ich versuchte, ihn zu überzeugen mit mir zu kommen, aber er bestand darauf, zu bleiben und zur Polizei zu gehen. ‚Ich glaube an dich, Baby.', waren seine Worte gewesen.

Also nahm ich alle notwendigen Sachen, die ich für die nächsten paar Tage brauchen würde, da ich so wie so halb bei ihm eingezogen war, füllten meine Klamotten seinen halben Kleiderschrank und verließ seine Wohnung.

Er gab mir einen Abschiedskuss und versprach, dass er sobald wie möglich anrufen würde und den Typen, der mir das angetan hatte, hinter Gitter bringen würde. Ich machte mir Sorgen, aber er erwiderte nur: ‚Ich pass schon auf mich auf', dann umarmte er mich noch ein letztes Mal und ließ mich dann gehen.

Ich habe wirklich geglaubt, dass er das schaffen würde. Keinen Moment hätte ich gedacht, dass der Plan schief gehen könnte oder dass er sogar in Gefahr sein könnte.

Ich fuhr nicht in die nächste Stadt und auch nicht in die übernächste. Ich fuhr bis zur Endstation. Ich fuhr, bis ich die Berge sah, dann stieg ich aus und suchte eine Unterkunft, in der ich bleiben konnte. Alles, was ich wollte, war in Sicherheit sein und dort fühlte ich mich sicher.

Ich schickte meinem Freund abends noch eine Nachricht, aber er antwortete nicht, was ich zwar ein wenig ungewöhnlich fand, aber nicht besonders beunruhigend. Vielleicht schlief er ja schon oder war gerade irgendwie anders beschäftigt, also dachte ich mir nichts dabei.

Ich versuchte ein zu schlafen, aber was ich erlebt hatte, verfolgte mich immer noch. Ich wusste, dass ich auch tot sein könnte. Nur, fände ich das wirklich so schlimm? Ich hatte immerhin fast alle Menschen in meinem Leben verloren, die mir etwas bedeutet hatten. Was mir aber noch mehr zu schaffen macht, war, dass sie nicht hätten tot sein müssen. Der Junge war mir im Treppenhaus entgegen gekommen. Ich hätte ihn aufhalten können. Aber ich habe es nicht.

Auch am nächsten Tag wurde meine Nachricht nicht beantwortet und er rief mich auch nicht an. Genauso wenig die Tage darauf.

Ich begann, mir langsam Sorgen zu machen und an diesem Abend beschloss ich, zurück zu kehren, egal wie gefährlich es sein mochte. Es ging mir nicht um mich, sondern um ihn. Ohne ihn wäre meine Zukunft sinnlos.

Ich reiste zurück und mir vergingen Minuten wie Stunden und Stunden wie Tage. Aber irgendwann kam ich an, stieg aus und lief zu seiner Wohnung.

Als ich klingelte öffnete niemand, aber ich hatte einen Schlüssel, also schloss ich auf.

Ich werden den Anblick, der sich mir bot wohl nie vergessen und ich werde ihn mir auch nicht verzeihen. Es war bereits das zweite Mal, dass jemand an meiner Stelle gestorben war.

Ich bedeckte ihn mit einem Tuch, nahm alle meine Sachen mit und verließ die Stadt. Zum zweiten Mal. Ich schwor mir, erst zurück zu kehren, wenn ich bereit war, mich zu rächen.

I'm the Couchman | Kostory FFWhere stories live. Discover now