84. Kapitel, Tag 6

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Kostas

Lange versuche ich nicht wieder ein zu schlafen. Eigentlich weiß ich schon von Anfang an, dass ich heute keine Ruhe mehr finden werde. Nicht, solange ich immer noch nicht weiß, wie es Mik geht. Nicht, solange ich ihn nicht ein einziges Mal gesehen habe.

Nachdenklich setze ich mich auf. Ich habe einen Plan. Ich weiß nicht, ob er funktionieren kann und auch nicht, wie ich ihn umsetzen soll, aber ich habe ihn. Eigentlich ist es eher eine klein Idee, die in meinem Kopf hin und her schwirrt und nicht verschwinden wird, bis ich sie ausprobiert habe. Seit Tagen schon ist sie dort, ohne dass ich sie wirklich zu fassen bekommen konnte, aber jetzt ist es so weit.

Mir bleibt nichts anderes übrig. Ich muss es ausprobieren.

Mein Blick schweift durch den Raum, auf der Suche nach etwas. Etwas geeignetem. Die Türklinke? Zu groß. Mein Blick wandert weiter und bleibt an dem einzigen Bild in diesem Raum hängen.

Langsam stehe ich auf und gehe darauf zu. Ich achte kaum darauf, was in dem Rahmen abgebildet wurde, nein etwas anderes interessiert mich. Ich hänge das Bild ab und sehe wie zu erwarten einen kleinen Nagel.

Er ist perfekt.

Ich bin mir dessen bewusst, dass das was ich gleich tun werde eine reine Handlung der Verzweiflung ist, aber ich muss es tun.

Vorsichtig schiebe ich den Ärmel meines Hemdes hoch, zum Vorschein kommt die schon fast verheilte Wunde an meinem Unterarm. Wenn dort nicht diese markanten Fäden wären, könnte man denken, es handele sich nur um einen kleinen Kratzer. Und das war er gerade auch. Das war er noch.

Ich krempelte meinen Ärmel endgültig hoch und wand mich wieder dem Nagel zu. Ich merkte, wie sich mein Herzschlag vor Aufregung verdoppelte und meine Hände feucht wurden.

Langsam legte ich meinen Arm so an den Nagel, dass sich die Naht leicht mit ihm verhakte und schloss die Augen.

Auch wenn ich es so surreal und unwirklich erschien, ich hatte Angst vor dem, was ich tun würde. Ich hatte Angst vor mir selbst, dass ich zu etwas derartigem fähig war.

Ich hatte Angst davor, dass der Plan nicht aufgehen würde, aber ich würde es nicht unversucht lassen. Ich hatte nicht vor irgendetwas unversucht zu lassen.

Noch ein letztes Mal atmete ich tief ein und aus, dann startete ich meinen Countdown.

3... 2... 1... 0!

Ich zog mit aller Kraft, die ich mich traute auf zu wenden. Wie nicht anders zu erwarten stellte sich der Schmerz sofort ein und ich stöhnte auf.

Die Frage was ich mir nur dabei gedacht hatte verdrängte ich jedoch sofort wieder.

Vorsichtig öffnete ich meine Augen und betrachtete meinen Arm.

Die erste von fünf Schlaufen hatte ich aus meinem Arm gezogen. Ein paar Tropfen Blut sammelten sich an dieser Stelle auf meiner Haut, aber es war nicht genug.

Ich setzte wieder an und versuchte den Schmerz so gut wie möglich aus zu blenden, ebenso wie die Tatsache, dass sich mein gesamter Körper dagegen sträubte.

Für Mik.

I'm the Couchman | Kostory FFDonde viven las historias. Descúbrelo ahora