79. Kapitel, Tag 2

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„Wie verstehst du dich mit Anna?"

„Ganz gut.", Kostas! Reiß dich zusammen, wenn du so weiter machst, wird er dir nie einen Wunsch erfüllen. „Sie ist echt nett.", schob ich hinterher und das zeigte seine Wirkung. Er nickte anerkennend.

Die Fragen die folgten, zeigten eindeutig, dass Dr. Christian Schwarz bis ins kleinste Detail alles über mich erfahren wollte. Vermutlich um meine Schwächen ausnutzen zu können. Aber och ließ die Fragen über meine Kindheit, meine Familie, meine Schulzeit und meine Freizeitbeschäftigungen klaglos über mich ergehen und antwortete auf jede, auch wenn ich ihm nie Details oder mir wirklich am Herzen liegende Geschichten erzählte.

Nach gut einer Stunde kamen dann von ihm endlich die Worte, auf die ich gewartet hatte.

„Das war's denke ich für heute. Du kannst gehen Kostas.", nachdenklich betrachtete er seine Mitschriften. Er hatte sich das ganze Gespräch über Notizen gemacht, fast so, als wäre er mein Psychologe. Vermutlich begriff er sich auch als solcher.

Es war offensichtlich, dass er darauf wartete, dass ich den Raum verließ, aber ich blieb sitzen.

„Ich habe eine Frage an sie.", interessiert blickte er auf und zog seine eine Augenbraue hoch um mir zu bedeuten, dass ich weiter sprechen solle. „Können sie mir... ich meine kann ich... darf ich Mik sehen?", ich hatte es bis jetzt das ganze Gespräch geschafft selbstbewusst herüber zu kommen und jetzt fing ich an zu stottern. Typisch.

Dr. Schwarz warf mir einen mitleidigen Blick zu, was ich als schlechtes Zeichen deutete. Ich sollte Recht behalten.

„Es tut mir leid Kostas, aber er ist immer noch nicht vollkommen gesund, wird es aber sicherlich bald sein. Sie haben sicherlich von unserer Regel gehört, ansonsten würden sie vermutlich nicht zu mir kommen, sondern einfach in den Krankenflügel spazieren. Sie müssen, wie es aussieht sich wie jeder andere auch an diese Regeln halten. Sie müssen verstehen, dass ich ihnen auch nicht ohne Begründung eine Erlaubnis ausschreiben kann. Das wäre allen anderen hier gegenüber nicht gerecht und normalerweise wird das nur gemacht, wenn der Partner ein Kind bekommt oder jemand im Sterben liegt. Das Erste ist bei ihm wohl kaum möglich und bei Letzterem kann ich sie beruhigen. Er ist wie gesagt stabil. Geben sie ihm einfach ein paar Wochen."

Ich stand auf und ging, ohne auf irgendeine Art zu verstehen zu geben, wie ich fand, was er gesagt hatte. Ich war enttäuscht. Ich hätte mir all das sparen können. Ich hätte ihn eine Stunde lang einfach ignorieren können und die Antwort auf meine Frage wäre dieselbe gewesen. Er hätte es vielleicht ein bisschen weniger nett formuliert, sich schärfer ausgedrückt, aber es käme auf dasselbe hinaus.

Aber immerhin verstand ich jetzt etwas Wichtiges. Dr. Schwarz war niemand, den man durch höflichen Floskeln beeinflussen konnte, denn er war derjenige, der seine Gegenüber mit Worten manipulierte.

I'm the Couchman | Kostory FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt