86. Kapitel, Tag 6

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Kostas

Alles ist schwarz. Und diese Schwärze beunruhigt mich. Sie erinnert mich schmerzlich an die Zeit, als ich in dem Turm war, unfähig zu helfen und Mik fast hätte sterben sehen, alleine weil diese Schwärze nicht gehen wollte.

Es ist zwar erst ein paar Tage her, aber es kommt mir vor, als wäre es eine Ewigkeit.

Auch jetzt habe ich noch Angst um Mik. Genau wie vor ein paar Tagen auch. Obwohl so viel passiert ist hat sich also kaum etwas verändert. Ich war immer noch Kostas. Der schwache, verletzliche und unwissende Kostas, randvoll angefüllt mit Zweifeln. Immer noch war ich gefangen immer noch dort wo ich nicht sein wollte und auch nicht hingehörte. Immer noch umgeben von dieser Schwärze.

Aber eine Sache hatte sich verändert: ich wollte nicht mehr nichts tun. Ich wollte es in meine Hand nehmen. Will es wirklich, koste es was es wolle.

Nie wieder würde ich zulassen, dass jemand uns etwas antun würde, nicht wenn ich es irgendwie verhindern konnte.

Ich glaubte daran, dass ich es schaffen könnte, dass ich es schaffen könnte, jetzt meine Augen zu öffnen und die Schwärze zu vertreiben. Ich musste es nur wirklich wollen.

Das Licht blendete mich und meine Augen brauchten eine Weile, um sich daran zu gewöhnen. Aber nach und nach zeichneten sich die Konturen eines Raumes ab und ich begriff auch, warum er mir so hell vorgekommen war. Die Wände waren komplett weiß und deshalb wusste ich auch sofort, wo ich war, auch wenn ich es bereits geahnt hatte.

Auch meine anderen Sinne schienen sich wieder zu melden und bald darauf vernahm ich ein immer klarer werdendes piepen neben meinem Kopf. Wie schön, seinen eigenen Puls zu hören.

Vorsichtig, da ich in meinem Kopf immer noch ein leichtes Pochen spürte und Angst hatte, dass die Kopfschmerzen schlimmer werden könnten, drehte ich ihn nach rechts und sah, dass dort jemand saß.

Anna. Wie lange sie wohl schon auf diesem Stuhl schläft? Es sieht ziemlich unbequem aus.

„Hey.", ich bekomme nur ein Flüstern heraus, aber es reicht, um sie aufschrecken zu lassen.

„Was? Wo?", panisch schaut sich Anna im Raum um, bis ihr Blick an mir hängen bleibt und sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen stiehlt. „Oh. Hey. Hast du gut geschlafen?"

Ich nicke, was sich jedoch als Fehler herausstellt, da sich ein stechender Schmerz in meinen Schädel bohrte. Trotzdem gebe ich mir alle Mühe, mir nichts anmerken zu lassen, schließlich habe ich mir das selbst eingebrockt.

„Ist alles ok?", hakt sie nach. Anscheinend hat sie doch etwas bemerkt.

„Ja, wirklich.", zu meiner Überraschung ist meine Stimme fester als ich gedacht hätte und nicht mehr nur ein schwaches Krächzen, was sie überzeugt haben müsste.

„Was ist überhaupt passiert?"

Es war diese Frage, von der ich gehofft hatte, ich hätte noch ein wenig mehr Zeit, sie zu beantworten. Jetzt würde ich wohl oder übel improvisieren müssen.

„Ich bin hängen geblieben... als ich... ach keine Ahnung"

„Wo bist du hängen geblieben?"

„Ich glaube an einem Nagel."

„Das glaubst du also...", Annas Miene ist unergründlich, als sie mich nachdenklich mustert. Ich habe das Gefühl, sie glaubt mir nicht, oder zumindest nicht, dass ich 'aus Versehen' hängen geblieben bin.

Und plötzlich tue ich etwas, dass ich weder geplant hatte, noch für eine wirklich gute Idee halte, einfach aus dem Gefühl heraus, ich kann diesem Mädchen vertrauen, auch wenn ich sie kaum kenne.

„Du musst mir helfen."

I'm the Couchman | Kostory FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt