70. Kapitel, Tag 1

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Kostas

Ich gehorchte stumm und folgte ihr zu den Treppen. Ich unterkniff mir die Frage, ob dieses Gebäude keine Fahrstühle habe und nahm, ohne mich zu beschweren die Stufen in Kauf.

Als sie mich im Erdgeschoss in einen der Gänge schob, erkannt ich, dass wir auf dem Weg zu der Bibliothek waren.

„Was wäre denn ein besserer Ort, dich über uns zu unterrichten, als eine Bibliothek?", beantwortete sie meine stumme Frage und trat durch den Eingang.

„Habt ihr eigentlich keine Bibliothekare?", konnte ich mich nicht mehr zurück halten und sie warf mir einen überraschten Blick zu.

„Warum sollten wir welche brauchen?", es war bereits die zweite Gegenfrage. „Wir haben Überwachungskameras für den Notfall und außerdem ist es die Regel, dass man Bücher entweder hier liest, oder sie nach einer Woche spätestens wieder mitbringt. In dem Hauptgebäude wohnen hauptsächlich nur Erwachsene Personen und wenn Kinder her kommen, dann meistens in Begleitung von ihren Eltern. Und selbst die wissen normalerweise, wie sie sich zu verhalten haben. Warum sollte sich jemand diesen Regeln widersetzen, wenn sie doch nur zu unserem Besten sind?"

„Ich weiß es nicht..."

„Siehst du: es wäre überflüssig, da jeder hier mehr oder weniger ein Bibliothekar ist und auf die Bücher aufpasst, da sie zu unseren größten Schätzen gehören."

Anna betrachtete verträumt die Reihen an Bücherregalen, welche dicht gedrängt den riesigen Raum ausfüllten und bis zur Decke reichten. Man könnte fast meinen, die Anzahl der Bücher in diesem Raum wäre endlos. Ich sah, dass sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen stahl und sie führte mich durch die kleinen Gänge der Regale zu einem der riesigen Fenster, durch welche man das Meer sehen konnte. Davor stand ein Tisch, welcher im Gegensatz zu dem Fenster und den Regalen winzig wirkte. An dem Tisch standen zwei Stühle und Anna, welche wie ich feststellte sich aus einem der Regale ein Buch gegriffen hatte, setzte sich auf einen von ihnen. Ich tat es ihr gleich und sie schob mir das Buch zu.

Verwundert musterte ich es. Der Einband war aus dunkelbraunem, fast schwarzem Stoff und in schlichten, kleinen Lettern konnte man den Titel lesen.

Der Orden des Lichts

„Was ist das?", fragte ich, ohne den Blick von dem Buch zu wenden, ich traute mich jedoch nicht, es auf zu schlagen. „Der Name kommt mir bekannt vor."

„Das mag sein.", Annas Stimme klang verändert, irgendwie wissend, vielleicht wie eine Lehrerin. „Aber wo du ihn vielleicht auch gehört hast, er stand nicht mit uns in Verbindung. Es gibt Organisationen, die sich diesen Namen gegeben haben, sind ihm jedoch nicht würdig."

Es wunderte mich, wie hart sie urteilte, sagte aber nichts.

Ich wusste nicht woran es lag, aber irgendetwas an diesem Buch machte mir Angst. Ich strich vorsichtig über den Einband, er fühlte sich rau und ein wenig abgenutzt an, aber trotzdem war es nur ein ganz normaler Einband.

„Los, schlag es auf."

I'm the Couchman | Kostory FFWhere stories live. Discover now