77. Kapitel, Tag 2

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Kostas

Der Rest des Vormittags verging ereignislos. Meine Gedanken schweiften immer häufiger ab und ich hatte das Gefühl, dass Frau Kramer mich bereits jetzt schon hassen würde. Sie fand, je länger ich den Job machte immer häufiger Fehler, welche ich nicht nur absichtlich, sondern auch unabsichtlich machte und als es gegen Mittag ging, hatte ich das Gefühl, sie würde mich am liebsten einfach raus werfen.

Auch beim Mittagessen ereignete sich nichts Besonderes und wieder schweiften meine Gedanken ab. Zu einem ganz bestimmtem Thema. Mik.

Es war schon früher kein Problem gewesen, wenn er einmal ein paar Tage nicht bei mir war, immerhin hatten wir mehrere Monate eine Fernbeziehung geführt, aber da hatte ich immer gewusst, dass er zurückkommen würde und dass ich ihn wieder sehen würde.

Dieses Mal war ich mir darüber nicht sicher und das machte mir Angst.

Was wenn ich Mik nie wieder sehen würde? Oder was wenn er mich nicht mehr wieder sehen wollte, immerhin hatte ich es vermasselt. Ich hätte mich damals mit Händen und Füßen dagegen wehren sollen, dass sie ihn mitnahmen. Aber natürlich musste ich wie in eine Schockstarre verfallen.

Oder als wir im Helikopter waren. Nachdem sie Mik behandelt hatten, lagen ihre ganzen Hilfsmittel noch gut für mich erreichbar in der Gegend herum. Ich hätte einfach eines der Skalpelle nehmen können, den Arzt neben mir bedrohen können und sie zwingen, zum nächsten Krankenhaus zu fliegen.

Aber auch das hatte ich nicht getan. Es war meine Schuld.

Ich seufzte und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Es war bereits die fünfte Mahlzeit, die ich komplett weg lies und auch Annas betteln konnte mich nicht dazu bringen, etwas zu essen.

Es war meine Schuld. Ich verdiente das nicht.

Anna teilte mir mit, dass ich die zweite Schicht nicht mitmachen würde, sondern dass ich wieder zu Dr. Schwarz solle und danach Zeit für mich hätte, das Buch weiter zu lesen. Ich sagte nicht, dass ich noch gar nicht damit angefangen hatte und dass ich es auch gar nicht vorhatte.

Auch wenn ich meinen Arzt hasste, war es mir nur recht. Er war momentan die einzige Person, welche mir erlauben konnte, Mik zu besuchen. Wenn ich ihn dieses Mal nicht anschreien würde, könnte es vielleicht sein, dass er mich zu ihm ließ.

Irgendetwas sagte mir, dass es nicht so einfach werden würde, aber ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben. Sie war alles was ich hatte.

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Nur so nebenbei: Am Freitag wird es als eine Art Weihnachtsgeschenk ein paar mehr Kapitel geben ;). Ich weiß ja, dass der 24. erst am Samstag ist, aber da habt ihr bestimmt besseres zu tun...

I'm the Couchman | Kostory FFWhere stories live. Discover now