74. Kapitel, Tag 2

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Kostas

Ich wurde davon geweckt, dass jemand gegen meine Zimmertür hämmerte. Ich schreckte hoch und brauchte eine Weile, um zu realisieren, wo ich bin, dann sank ich wieder in mich zusammen.

Was war gestern passiert?

Mein Blick wanderte zu dem Buch in der anderen Ecke des Zimmers.

War ich wirklich einfach eingeschlafen?

Als es noch einmal an der Tür hämmerte, ging ich und öffnete sie.

„Heey...", Anna stand vor der Tür und sie sah ziemlich wütend aus, was durch ihren strengen Zopf nicht besser wurde. Nervös strich ich mir meine Haare aus dem Gesicht. Hatte ich etwas falsch gemacht?

„Kann ich reinkommen?", fragte sie ein wenig schnippisch und schob sich an mir vorbei in das Zimmer, ohne auf eine Antwort zu warten.

„Klar.", stotterte ich ein wenig hilflos und sie schloss die Tür hinter sich nicht gerade leise.

„Hast du meinen Zettel bekommen?"

Welcher Zettel?

„Ähh..."

„Wie kann man nur so unzuverlässig sein, wie du?", diesmal war es an ihr sich die Haare zu raufen, aber sie hielt mitten in der Bewegung inne und ließ ihre Hände wieder fallen. Vermutlich um ihre Frisur nicht zu zerstören. Wie sie wohl aussähe, wenn sie die Haare offen tragen würde?

„Der Zettel, welcher vor deinem Zimmer an der Tür hing.", erklärte sie noch einmal für mich und versuchte tief ein und aus zu atmen, um sich zu beruhigen. „Den habe ich an deine Tür gehängt, als du nicht da warst. Ich wollte eigentlich nur, dass du mit zum Abendbrot kommst, war aber besorgt, als du nicht da warst. Also habe ich ihn geschrieben und als du selbst dann nicht aufgetaucht bist, machte ich mir noch mehr Sorgen um dich. Jetzt muss ich allerdings feststellen, dass du ihn anscheinend einfach nur verschlampt und vergessen hast und die ganze Zeit friedlich in deinem Zimmer geschlafen hast. Du kannst froh sein, dass ich noch einmal nachgeschaut habe, bevor ich zu den Ältesten gegangen bin. Dann hättest du und vor allem ich eine wesentlich heftigere Standpauke an zu hören."

Langsam fing ich an, mich dunkel zu erinnern. Dort war wirklich ein Brief gewesen, aber ich erinnerte mich auch daran, dass ich ihn nicht hatte entziffern können.

„Ich war auf Toilette.", log ich, beschloss aber ansonsten die Wahrheit zu sagen. „Mir ging es nicht gut und als ich wiederkam, konnte ich wegen den starken Kopfschmerzen nur noch verschwommen sehen, ich wollte den Brief mir hinein nehmen und mich erst einmal ein wenig ausruhen, damit ich ihn besser entziffern könnte, aber ich bin sofort eingeschlafen."

Anna nickte verständnisvoll, ich hatte zwar immer noch das Gefühl, sie würde mir leicht misstrauisch mustern, aber ihre Wut war verflogen. „Wie geht es dir jetzt?"

Ich runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht genau.", antwortete ich wahrheitsgemäß. „Auf jeden Fall besser."

„Du musst also nicht in den Krankenflügel?", als ich den Kopf schüttelte, schien sie erleichtert darüber, auch wenn ich nicht ganz verstand, weshalb, aber ohne dass ich näher nachfragen konnte, sprach sie weiter. „Dann komm mit. Es wartet ein langer und für dich vermutlich anstrengender Tag auf dich."

„Willst du damit sagen, dass du den Tag im Gegensatz zu mir spielend bewältigen kannst?", die Frage kam in gespieltem beleidigten Ton über meine Lippen und ich sah, wie ihre Mundwinkel zuckten, sie erwiderte jedoch nichts.

Keine Antwort ist auch eine Antwort.

I'm the Couchman | Kostory FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt