46. Kapitel

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Kostas

Ich blickte auf die Pistole in meiner Hand und auf Myriam, welche mich verwundert musterte. Ich ließ sie fallen, drehte mich um und rannte zu Mik. Er hatte die Augen geschlossen und man könnte meinen, dass er schläft, wenn er nicht in einer Lache aus seinem eigenen Blut läge.

Ich kniete mich neben ihn und fühlte seinen Puls.

Er war schwach, aber er war da. Erleichtert atmete ich aus und bemerkte, dass ich bis eben die Luft angehalten hatte.

Ich drückte meine Hände leicht auf seine Wunde, um zu verhindern, dass er noch mehr Blut verliert und bemerkte, dass Myriam sich neben mich gestellt hatte.

„Er lebt?"

Ich nickte nur. Wir mussten unbedingt Hilfe holen, denn wer weiß wie lange noch.

„Hast du dein Handy dabei?", frage ich und diesmal war es an ihr, zu nicken. „Dann hilf mir ihn zum Fahrstuhl zu bringen und ruf dann einen Notarzt, er hat ziemlich viel Blut verloren."

Myriam kniete sich neben mich. „Wenn ich meine Hände auf die Wunde drücke kannst du versuchen ihn zu tragen.", schlug sie vor. „Denkst du, du schaffst das?"

„Ich muss", erwiderte ich bloß und sie legte ihre Hände statt meiner auf seinen Körper, während ich meine Hände unter seine Schulter schob und bemerkte dabei, dass ich leicht zitterte, obwohl mir nicht kalt war.

Es war nicht das erste Mal, dass ich Mik hochhob, aber das erste Mal, dass ich das Gefühl hatte diese Last kaum tragen zu können. Nicht, dass er viel wog, aber ich musste es schaffen und das machte ihn für mich schwerer als sonst.

Ich schaffte es zu den Fahrstühlen. Natürlich. Ich musste es ja schaffen.

Myriam löste die eine Hand von dem Körper meines Freundes und drückte auf den Knopf, um den Fahrstuhl zu holen. Er war nicht auf unserer Etage, warum wusste ich nicht.

Was, wenn es zu spät ist? Wenn er in meinen Armen verblutet? Nie wieder die Augen öffnet? Dir nie wieder in die Augen sieht? Dich umarmt oder küsst? Was, wenn er dir nie wieder seine Liebe gesteht? Was, wenn ihr euch nie wieder streitet, nur um euch wenig später in den Armen zu liegen und wieder zu versöhnen?

Was, wenn du ihm nicht helfen kannst?

Ich versuchte meine Gedanken zu verdrängen, aber sie ließen sich nicht.

Verzweifelt blickte ich auf Mik hinunter. Er musste leben. Ich wusste, dass das egoistisch war, aber wenn er sterben würde, könnte ich das nicht überleben und deshalb musste er leben.

Der Fahrstuhl hielt vor uns und die Tür öffnete sich. Myriam half mir, Mik auf den Boden ab zu legen, ohne ihn unnötig zu bewegen.

„Wenn du unten bist, öffne die Tür und warte, bis Hilfe kommt.", mit diesen Worten drehte sie sich um und rannte zurück.

Ich wendete mich wieder Mik zu und drückte den Knopf im Fahrstuhl um nach unten zu fahren und die Türen zu schließen.

Ich wartete und die Türen schoben sich zu, als jemand einen Fuß hineinstellte und sie sich wieder öffnete.

Mein Blick richtete sich auf einen Mann in einem weißen Kittel mit grauschwarzen Haaren. Er sah aus wie ein Arzt, aber ich verstand nicht, wo er her kam oder was er hier wollte.

„Wenn du willst, dass er lebt, dann solltest du jetzt mitkommen und ihn uns überlassen. Andererseits wird er sterben."

I'm the Couchman | Kostory FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt