Wir sind mitten auf dem Konzert in Paris. Die Fans sind nur am schreien und drehen komplett durch. Es ist ein tolles Gefühl hier zu stehen und zu singen, mit den Jungs und den Fans. Ich habe das Vermisst auf meiner Solo Tour.
Ich sitze am Bühnenrand und lese zum Teil die Plakate und winke den Fans zu. Es ist unglaublich, selbst nach unser Pause kommen noch so viele und Leben mit uns den Moment. Ich könnte immer heulen, wenn ich das sehe.
Wie viel mühe sich die Fans geben, immer so ein Schild zu machen. Wir geben immer die gleiche Show aber dennoch ist es anders und das bei jedem Konzert. Als wir History singen, muss ich an Lia denken. Ich habe keinen weiteren Brief von ihr bekommen.
Harry verabschiedet uns mit einigen lieben worten, dann geht es von der Bühne und wir Jungs eilen direkt in den Bus. Sobald die Tür hinter uns zu ist, geht es schon los. Harry holt seinen Laptop hervor und gibt mir dann einen Brief von Lia.
"Wir müssen dich doch bei Laune halten." Sagt er und ich öffne den Brief. Sie hat jede Frage beantwortet. "Ach du scheiße, die sieht wirklich nicht gesund aus." Gibt Niall von sich und ich nehme ihm das Foto an.
Es ist ein Bild wo sie Jünger ist. Als ich auf die Rückseite schaue grinse ich. "Dieses Bild entstand auf meiner Abschlussfeier." Ich schaue es mir an und lächle vor mich hin. Sie sieht einfach wunderschön aus in diesem Kleid. Ein Rotes Kleid, bodenlang und sehr schlicht. Es passt zu ihr.
Als ich ein weiteres Bild aus dem Umschlag nehme muss ich schlucken. Harry setzt sich neben mich. "Ach du heiliger." Ich nicke und schaue das Brünette Mädchen mit dem Beatmungsgerät an. Sie ist dünn und wirkt erschöpft.
Als ich auf die Rückseite schaue, muss ich schlucken. "Es war ein Tag der Rückschläge." Ich falte die Zettel auseinander und fange an zu lesen.
Lieber L,
Ich bin mega aufgeregt wegen deinem Brief. Das du viele Fragen stellst, ist nicht schlimm. Habe ich ja auch gemacht. Ich hoffe Irland ist schön oder wo bist du gerade? Naja ist auch egal, wie mein Leben aussieht verrate ich dir gerne.
Morgens stehe ich um Acht auf. Da kommt direkt ein Arzt und überprüft meine werte, dann gehe ich ins Bad. Duschen ist so ziemlich das einzige was ich schaffe. Darauf bin ich mächtig stolz. So peinlich wie das klingt. Dann gibt es Frühstück und dann kommt es auf den Tag an.
Entweder ich habe Gruppengespräch oder ich habe Therapien. Das ganze geht nur den Vormittag so, nachmittags sitze ich entweder vor Netflix, lese ein Buch oder lerne für mein Studium. Ich studiere Literatur und Französisch.
Um Sechs gibt es Abendessen und danach werde ich meist an Maschinen angeschlossen und schaue Filme oder Serien an. Bis ungefähr Zehn, dann schlafe ich ein. Also nicht sehr besonders.
Du hast schon recht das es scheiße ist im Sommer im Zimmer zu sitzen, aber solange ich nicht Gesund bin kann ich nicht raus. Meist schaue ich aus dem Fenster und stelle mir vor wie es wohl wäre wenn ich nicht Krank wäre.
Einsam bin ich immer, denn bis auf das Personal habe ich keinen der mich Besuchen kommt. Meine Familie sieht sich gezwungen mich zu besuchen und meine Eltern sind derzeit in einem Scheidungskrieg, somit kein Platz für mich.
Ich bin es gewöhnt das meine Eltern sich nicht wirklich um mich kümmern, somit ist es keine Überraschung für mich gewesen, als sie mir sagten das sie sich scheiden lassen. Mein Herzfehler ist eine Komplizierte Sache.
Im Grunde genommen ist mein Herz nicht Lebensfähig. Ich liege gerade an einer Sauerstoffmaschine angeschlossen da, da mein Herz nicht genug pumpt damit mein Blut mit Sauerstoff versorgt wird.
Dann habe ich Infusionen in meinem Arm und in der Hand sowie direkt über meinem Herzen. Ich habe auch ein Herzgerät was mein Herzschlag misst, meist ist er auf Fünfzig oder Sechzig Schläge pro Minute, weshalb ich an ein künstliches Herz angeschlossen bin.
Ich habe im Grund kein Herz und werde künstlich am Leben erhalten. Bevor du gleich durchdrehst, ich kann auch ohne das künstliche Herz Leben, aber da werde ich schnell Ohnmächtig und ein Herzstillstand ist auch nicht auszuschließen, somit ist das die beste Möglichkeit zu Leben.
Aber jetzt genug von meinem Herzfehler, ich erreiche meine Ziele wie alle andern auch, nur ich brauche doppelt oder dreifach so viel Zeit dafür. Was Musik angeht ist Little Mix meine Lieblingsband, sie helfen mir oft über eine schwere Zeit hinweg.
Ja, ich habe Songs die mir durch schwere Zeiten helfen, einmal ist es Ed Sheeran mit seinem Song Supermarket Flowers und einem Harry Styles mit Medicine. Beide Sänger helfen mir oft in schwierigen Zeiten.
Nun ja, mein Lieblingsschauspieler ist neben Johnny Depp, Sandra Bullock und Lily Collins, auch Jamie Campbell Bower mag ich sehr gerne. Meine Lieblingsserie sind Tote Mädchen Lügen nicht, Shadowhunters und the Ellen Degneres Show. Ich liebe Ellen, die bringt einen immer zum lachen.
Ob ich schmerzen habe, weiß ich nicht. Neben Beruhigungsmitteln bekomme ich auch Schmerzmittel durch eine Infusion verabreicht. Ich habe oft ein stechen in meinem Körper, so als würde man mich mit einer Nadel stechen, aber das hängt daran das ich ziemlich bewegungsunfähig bin.
Nun zu deiner letzten Fragen, was ist damals mit mir und meinem Freund geschehen? Wir waren Drei Jahren zusammen, er saß oft bei mir in der Klinik und als ich endlich mal keine Geräte tragen musste, hatten wir Sex. Nun ja, er hat sich danach Tage lang nicht gemeldet. Irgendwann kam er vorbei.
Er war komisch drauf, dann erzählte er mir das ich eine Trophäe wäre und er mich nur ins Bett bekommen wollte. Somit machte er Schluss, ich brach auf dem Gang zusammen und lag Drei Wochen im Koma. Damals war ich Achtzehn und stand kurz vor meinem Abschluss. Tja, so endet die Geschichte.
Mein Tag ist wie immer, sehr Einsam und sehr ruhig. Ich darf mich nicht aufregen und am besten auch mich nicht zu viel Bewegen. Ich hoffe ich habe dir jetzt keine Angst gemacht, aber mit Ehrlichkeit kommt am weitesten.
Somit bin ich ehrlich, bevor ich es vergesse. Ich habe zwar einen Instagram Account, aber ich poste nichts. Ich habe es auch nicht vor. Denn was sollte ich posten, es wären ziemlich langweilige Bilder. Twitter habe ich nicht und auch kein Snapchat, denn dafür bräuchte man Freunde und die besitze ich nicht.
Ich hoffe ich habe dir jetzt nicht den Tag versaut, viel spaß bei deiner Musik. Du hast geschrieben das du Tattoos magst, hast du welche? Ich wollte mir schon immer eins stechen lassen, aber bis ich soweit bin, wird es noch dauern.
Nun ja, ich wünsche dir aufjedenfall einen tollen Tag oder Nacht, kein Plan wo du gerade bist auf der Welt. Have a great Time.
Liebe grüße
Lia.
Ich muss schlucken. Die Ehrlichkeit bewundere ich sehr. Die Bilder lassen mich träumen, ihre Braunen Taillen langen Haare und die Grünen Augen strahlen Kampfgeist und Ehrlichkeit aus. Ich kann mir gut vorstellen das sie ein Tattoo haben möchte.
Ihr würde es super stehen. Als ich auf schaue, sind die andern nicht mehr im vorderen Bereich vom Bus. Wir fahren heute nach Berlin und geben in Deutschlang Drei Konzerte. Eins in Berlin, dann in Frankfurt und Mannheim.
Die Tour macht einfach Spaß und die Briefe geben mir einen halt. Ich kann Lia verstehen, als ich klein war habe ich Krankenhäuser und Kliniken nach einer Zeit echt nicht mehr gemocht. Harry setzt sich neben mich und ich schaue ihn kurz an.
"Sie mag deinen Song Medicine." Harry weitet seine Augen. "Das macht mich gerade sehr stolz." Ich grinse und lese mir ihren Brief noch mal durch.
Ich finde das Verhalten ihren Eltern echt unverschämt. Wieso müssen die auch in so einer Zeit sich scheiden lassen, sie sollten sich um ihre Tochter kümmern.
Was mir aber viel mehr Angst macht ist, dass sie ein künstliches Herz hat. Mir läuft es kalt den Rücken runter wenn ich diesen Part lese und was sie dann alles noch für Nadeln im Körper haben muss. Einfach nur schrecklich.
Ich finde auch ihren Ex-Freund richtig scheiße. Einfach nur Sex, dann soll er doch in ein Puff gehen, dafür werden die Frauen dort bezahlt. Ich nehme den Brief und laufe nach hinten, eilig gehe ich Duschen um mich danach ihren Bildern zu widmen.
Immer wieder lese ich mir dazu den Brief durch. Sie zeigt so eine stärke und es gibt mir die Kraft weiter zu machen.
Ich kenne Lia nicht, sie gibt mir aber kraft, nicht zusammenzubrechen oder aufzugeben. Wenn sie Jahre lang in einer Klinik Leben kann, werde ich eine Tour hinter mich bringen können.
Sie kämpft und jetzt kämpfe ich mit ihr. Ich werde sie nicht im stich lassen, so wie es alle andern getan haben. Sie kann auf mich zählen.