»Ich habe dir doch gesagt, du hättest weglaufen sollen«, sagte Tony lachend, während Abigail sich bemühte ohne Schmerzen zu zeigen, zum Sofa zu krabbeln über dem nun ein klaffendes Loch in der Wand prangte.
»Sehr witzig«, kommentierte sie Starks Kommentar mit zusammengebissenen Zähnen. »Tut mir leid wegen der Wand«, fügte sie kleinlaut hinzu. Immerhin war Tony alles in allem gar nicht so schlecht zu ihr gewesen und es war schon lange her, dass sie in einer Wohnung gewesen war. Und noch nie zuvor war sie in einer so modernen und geschweige denn teueren Wohnung gewesen. Er stellte einfach nur zu viele Fragen.
»Mach dir kein Kopf. Die Show war es alle Mal wert immerhin hatte ich noch eine Rechnung mit unserer Black Widow offen und ich lass einfach direkt morgen jemand kommen, der das ganze repariert. Um ehrlich zu sein hat mir die Wandfarbe noch nie gefallen, die können sie anschließend gleich mal ändern«, erwiderte Tony lässig und winkte mit der Hand ab. So viel Geld und so wenig Probleme wie er hätte Abigail gerne einmal gehabt, um sich einfach mal so jemanden kommen zu lassen um die Wand nicht nur zu reparieren, sondern auch um sie komplett neu streichen zu lassen nur weil ihr die Farbe nicht ganz so sehr gefiel.
Es verging einige Zeit, bis Tony von J.A.R.V.I.S. zu sich gerufen wurde und für kurze Zeit verschwand. Abigail blieb mit Steve und Bruce alleine zurück im Wohnzimmer und es breitete sich eine unangenehme Stille aus. Was sollte sie die beiden aber auch großartig fragen? Allerdings wurde ihr diese Überlegung abgenommen, denn der Doktor ergriff wieder das Wort.
»Warum haben dich deine Eltern verkauft?« Abigail zuckte leicht zusammen. Sie sprach nicht gerne darüber und würde am liebsten ihre gesamte Vergangenheit vergessen.
»Sie haben Geld für ihre Sucht gebraucht. Alkohol, Drogen und Zigaretten. Das war ihnen schon immer von größerer Bedeutung als ihre eigenen Tochter«, gab sie zu und fixierte ihre Rechte Hand, aus der kleinen Flammen aufstiegen und sie damit spielen ließen.
Wieder war es unangenehm still. Beide Männer wussten nicht was sie sagen sollten, also sagten sie lieber gar nichts. Doch in Abigails Gedanken herrschte ein Chaos. Vor ihren Augen sah sie ihre Eltern wie sie sich stritten und anschrieen. Erst sich untereinander und anschließend auch die kleine Abigail. Es folgten Schläge und das Bild verschwamm vor ihr. Schnell blinzelte die jetzige Abigail aufkommende Tränen weg und räusperte sich unauffällig.
Steve beugte sie, sagte allerdings nichts und dies war auch besser so, weil nur Sekunden darauf bildete sich ein neues Bild. Ein alter dicker Mann der den Nolans Geld zu steckte. Zu wenig wenn man bedachte, dass sie gerade ein Kind verkauft hatten. Der Mann nahm sie an der Hand und versprach ihr ein neues behütetes Zuhause, aber das dem nicht so sein würde, erkannte Abigail sehr schnell.
Zum Glück stürmte Tony nur wenig später mit ernster Miene und gefolgt von Natasha Romanoff zurück ins Wohnzimmer und riss das Mädchen damit aus ihren dunklen Erinnerungen.
»Wir haben einen Einsatzalarm. Loki ist in Stuttgart, was immer er auch vorhat, wir müssen ihn aufhalten. Romanoff, du bleibst hier und passt auf Miss Rebellious auf«, befahl er sofort in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
Aber Natasha wäre nicht Natasha, wenn sie nicht doch etwas zu sagen hätte: »Ich bin beschäftigt, Tony. Ich passe nicht auf sie auf.« Ihr passte die Situation so gar nicht.
»Dann nimm sie mit«, schlug er einfach vor und verschwand zusammen mit Steve und Bruce. Romanoff verdrehte die Augen. Sie war hier die langjährige S.H.I.E.L.D. Agentin nicht dieser Multimillionär mit einem coolen Gadget, dennoch war sie es nun die zurück bleiben musste um Baby zu Sitten. Dabei war er es gewesen, der das Kind unbedingt haben wollte.
»Kleine, ich habe zu tun. Lass mich in Ruhe und ich werde dich nicht stören.... easy!« befahl sie ihr genervt und verschwand wieder aus dem Raum.
»Schon gut, schon gut«, antwortete Abigail verärgert und vertrete die Augen. Sie konnte schließlich auch nichts für Starks Entscheidung und glücklich darüber war sie genau so wenig wie die Russin. Natasha verließ den Raum und ließ Abigail allein im Wohnzimmer stehen. Es dauerte nicht lange, bis sie sich allerdings langweilte, und so beschloss sie, sich im Stark Tower etwas genauer umzusehen. Zufällig stolperte sie in Tonys Labor und erkundete neugierig alle seine Geräte. Neben Autos, Motorrädern und unzähligen anderen Fahrzeugen fand sie auch Prototypen des Iron Man Anzuges.
Etwas zu aggressiv schnappte sich die Siebzehnjährige einen Handschuh, der sie sofort gegen die nächstgelegene Wand schleuderte. Damit hatte sie nicht gerechnet. Ein Schrei war ihr aus Schock entwischen und nur Sekunden später kam Nat, aufgeschreckt durch den Lärm und die Geräusche, ins Labor gestürmt und fand Abigail mal wieder auf dem Boden liegend vor.
»Was zum Teufel machst du da?«, rief Natasha säuerlich, aber es lag auch ein Hauch von erneuter Sorge in ihrer Stimme. Auch wenn der Neuankömmling für sie bisher nur Last bedeutete, war Natasha alles andere als herzlos.
»Mir geht es gut, danke der Nachfrage«, jammerte Abigail und wälzte sich auf dem Boden hin und her, um den Schmerzen an ihren Rippen entgegenzuwirken.
»Ja, das ist mir wirklich egal«, versicherte Nat, während ihre Augen allerdings eine andere Sprache sprachen. Es war ihr nicht egal. Aber ihre Augen sah Abigail nicht und glaubte ihren Worten.
»Da man dir alleine nicht trauen kann, kannst du dich ins Büro setzen«, befahl Natasha ihr und beide machten sich auf den Weg, während sie ein halb zerstörtes Labor zurückließen. Tony würde darüber nicht gerade erfreut sein Das würde noch viel Ärger geben.