Kapitel 174 - Jonathan

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Jonathan wurde von kalten Fingern an seinem Bauch geweckt. Langsam schlug er die Augen auf und legte den Arm um Sheila. Sie war eiskalt und er zog sie enger an sich, um sie zu wärmen. Sie schmiegte sich an ihn und allmählich wurde sie ein wenig wärmer. Jonathan blinzelte ein paar Mal, doch es schien draußen noch dunkel zu sein, also versuchte er, wieder einzuschlafen. 

„Bist du wach?", fragte Sheila ihn nach ein paar Sekunden und er brummte nur, denn richtig wach fühlte er sich noch nicht. 

„Bist du noch glücklich mit mir?", hörte er sie fragen und sie klang ein klein wenig nervös, so als würde sie Zweifel haben. Als Antwort verstärkte er seine Umarmung und presste ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie gluckste leise, offensichtlich war sie zufrieden, dann nickte er wieder ein.

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Sein Wecker riss Jonathan aus einem traumlosen Schlaf und er beeilte sich, ihn auszuschalten. Sheila lag noch immer in seinen Armen und sie schien ebenfalls langsam aufzuwachen. 

„Guten Morgen", nuschelte er, drehte sich zu ihr um und zog sie wieder an sich. Er wollte noch ein paar Minuten ihre Nähe genießen, bevor er sich an die Arbeit machte. Doch Sheila löste sich aus seiner Umklammerung und sprang aus dem Bett. 

Sie lief um das Bett herum und riss dann mit einem Ruck die Vorhänge zurück und augenblicklich drang helles Sonnenlicht hinein. Jonathan presste eine Hand vor die Augen und stöhnte. 

Er war noch ganz und gar nicht fit und sein ganzer Körper schmerzte. Er war körperliche Arbeit einfach nicht gewohnt und ihm grauste schon davor, weiter die Fliesen im Bad in ihrem neuen Haus abzuschlagen. 

„Warum bist du so fit?", fragte er, doch sie sprang wieder zu ihm ins Bett und rüttelte an seinem Arm. Offensichtlich hatte sie ziemlich gut Laune. 

„Ich freue mich einfach nur so", sagte sie und endlich schaffte er es, die Hand von den Augen zu nehmen und blinzelte sie an. Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus, denn sie strahlte ihn an. 

„Okay", lachte er ein wenig verwirrt, woraufhin sie sich wieder neben ihn legte und nach seiner Hand suchte. 

„Ich hatte mir überlegt, vielleicht noch ein paar Bewerbungen zu schreiben", erzählte sie und schnell nickte er. 

„Ist doch eine gute Idee", erwiderte er und er freute sich wirklich, dass sie so motiviert war, wieder eine Arbeit zu finden. Sie würden ein wenig mehr Geld zur Verfügung haben, aber es würde ihr mit Sicherheit auch gut tun, wieder eine Beschäftigung zu haben. Sie würde nicht ständig allein sein, wenn er selbst arbeiten musste und vielleicht würde sie auch ein paar neue Leute kennenlernen. Er hoffte, dass es bald klappte, denn sicherlich wäre sie sonst enttäuscht. 

„Hoffentlich finde ich was", sprach sie ihre Befürchtungen aus, doch schnell strich er ihr mit dem Daumen über den Handrücken. 

„Bestimmt. Mach dich nicht verrückt", versuchte er sie zu beruhigen, doch sie schien noch eine Weile darüber nachzudenken. 

„Ich versuche es. Ach, und wegen gestern Abend. Tut mir leid, dass ich so abweisend war. Mein Bruder hat mir gesagt, dass er dir aufgetragen hat, mich zu fragen", sagte sie schließlich und sah ihn ein wenig besorgt an. 

Einen kurzen Moment dauerte es, bis er begriff, was sie meinte. Sie hatte tatsächlich ein schlechtes Gewissen, dass sie nicht mit ihm über den Angriff auf sie sprechen wollte. 

„Hey, alles in Ordnung. Ich will nur, dass du weißt, dass ich für dich da bin. Falls du irgendwann reden willst, bin ich für dich da", sagte er sanft und ihre Augen hellten sich auf. Obwohl er selbst fand, dass seine Worte sich schnulzig anhörten, waren sie wahr. Er würde immer für sie da sein, wenn sie ihn brauchte. Sheila drückte seine Hand ein wenig fester, dann lehnte sie ihren Kopf an seine Brust.

Einige Minuten waren sie noch so aneinander gekuschelt liegen geblieben, doch dann hatte er sich aus dem Bett gequält. Um so früher er anfangen würde zu arbeiten, um so schneller kamen sie zum Haus und umso schneller würden sie dort einziehen können. Noch immer konnte er nicht wirklich begreifen, dass er nur noch ein paar Monate in seiner Wohnung leben würde. 

Er beeilte sich unter der Dusche, dann küsste er Sheila noch einmal auf die Wange, bevor er in seinem Studio verschwand. Ein paar Stunden arbeitete er konzentriert und er schaffte auch ziemlich viel, doch dann fing sein Magen an zu knurren. 

Vielleicht könnte er wieder mit Sheila etwas kochen, oder für sie. Er mochte es, sie zu umsorgen, auch wenn sie für sich selbst sorgen konnte. Er wollte es ihr so angenehm wie möglich machen und offensichtlich gelang es ihm. Sie wirkte glücklich mit ihm und er war es auch. 

Jonathan öffnete die Tür von seinem Studio und ging ins Wohnzimmer, wo Sheila am Esstisch vor ihrem Laptop saß. Neben sich hatte sie den Drucker auf einen der Stühle gestellt und gerade kam ein Blatt heraus. Jonathan ging näher zu ihr und sie schien ihn erst zu bemerken, als er direkt neben ihr stand. Sie zuckte zusammen, was ihn grinsen ließ, dann nahm er das Blatt aus dem Drucker und reichte es ihr. Es war schön, sie so vertieft in etwas zu sehen. 

„Hey", sagte sie nur, dann schob sie das Blatt in eine Bewerbungsmappe, klappte diese zu und legte sie auf einen Stapel anderer Mappen. Es mussten bestimmt zehn weitere Bewerbungen auf dem Stapel liegen. Er ging um sie herum und legte ihr die Hände auf die Schultern. 

„Du warst fleißig?", fragte er sie und sie nickte. 

„Ja, ich habe noch ein paar fertig bekommen, aber ich müsste noch alle in die Umschläge packen und dann zum Briefkasten bringen", erklärte sie und deutete auf den Stapel Bewerbungen. 

„Cool", sagte er nur, dann ging er zum Kühlschrank. 

„Auch Hunger?", fragte er und sie wandte sich endlich vom Laptop ab und sah ihn an. 

„Klar!", erwiderte sie, dann stand sie auf, streckte sich und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. 

„Wie geht es deinen Armen? Schaffen die heute noch mal Fliesen abmachen?", fragte sie und drückte seinen Arm, als ob sie fühlen wollte, wie viele Muskeln er hatte. Er machte den Kühlschrank wieder zu und drehte sie zu ihr um. 

„Ich denke schon. Es wäre doch schön, wenn wir alles möglichst schnell fertig bekommen, oder?", fragte er sie und sie nickte begeistert. 

„Ja, ich kann es kaum erwarten. Ich könnte nachher noch meinen Vater anrufen, ob er den Notar erreicht hat", sagte sie und erst da fiel ihm wieder ein, dass Darren versprochen hatte, sich darum zu kümmern. Augenblicklich fingen seine Hände an zu schwitzen. 

„Gute Idee. Wenn wir unterschrieben haben, ist es offiziell unser Haus", sagte er und lächelte sie an. Sheilas Blick wanderte in die Ferne, doch nach ein paar Sekunden sah sie ihn wieder an. 

„Verrückt, oder?", fragte sie und dieses Mal war er es, der nickte. 

„Schon, aber auch cool", gab er zurück, dann wandte er sich wieder dem Kühlschrank zu.

Knapp eine Stunde später hatten sie gegessen und er wollte am liebsten wieder mit ihr im Schlafzimmer verschwinden, doch sie zog sich ihre Schuhe und den Mantel an, um ihre Bewerbungen zum Briefkasten zu bringen. 

„Ich beeile mich", versprach sie, dann zog sie ohne eine Antwort abzuwarten die Tür hinter sich zu. Jonathan grinste. Sie war so nervös wegen den Bewerbungen, dass es ein wenig lustig war. Doch er drückte ihr die Daumen, dass es schnell klappte. 

Auch er selbst machte sich wieder an die Arbeit. Vielleicht noch zwei Stunden, dann würde er mit ihr zum Haus fahren. Er griff nach seinem Handy, das noch auf dem kleinen Couchtisch lag und tippte eine Nachricht an sie. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er ihr nicht oft genug sagte, dass er sie liebte. 

„Ich liebe dich meine Süße! Ich arbeite noch ein bisschen, dann können wir zum Haus fahren, wenn du willst", tippte er, doch er wartete vergeblich ein paar Minuten auf eine Antwort. Wahrscheinlich hatte sie es in ihrer Tasche und bekam es nicht mit, wenn er ihr schrieb. Er legte sein Handy wieder auf den Tisch, dann machte er sich wieder an die Arbeit. 

Slice of Life - A New Beginning IWhere stories live. Discover now