Kapitel 173 - Sheila

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„Ich bin so aufgeregt, dass wir wirklich angefangen haben mit dem Renovieren", sagte Sheila, während Jonathan den Wagen wendete und in Richtung nach Hause fuhr. Zumindest ihrem aktuellen zu Hause. 

„Ich auch", erwiderte er und warf ihr schnell einen Blick zu, bevor er wieder auf die Straße schaute. Es war schon dunkel und obwohl der Dachboden leer war, wirkte der Rest des Hauses viel unordentlicher als vorher. Überall lag Schutt herum, obwohl sie schon viel in den Container gebracht hatten. Doch immerhin sah man eine Veränderung und das war ein schönes Gefühl. Genau so wie es eine Veränderung in ihrem Leben gegeben hatte, gab es nun auch eine im Haus. 

Sheila sah wieder zu Jonathan, der angespannt wirkte. Seine Hände umklammerten das Lenkrad und er hatte die Augenbrauen zusammengezogen. 

„Alles in Ordnung mit dir?", fragte sie ein wenig besorgt, denn es war offensichtlich, dass er über etwas nachdachte. Er antwortete nicht direkt, was ihre Vermutung bestätigte. 

„Sag schon, was ist?", drängte sie, denn es machte sie nervös. Immerhin hatte er sich doch auch gefreut, dass sie das Haus renovierten und bald einzogen. Oder hatte er es sich anders überlegt? Jonathan wischte sich eine Hand an seiner Jeans trocken, dann legte er sie auf ihr Knie. 

„Ich habe mich nur gefragt, ob du nicht mal über alles reden willst", sagte er leise und mit erstickter Stimme. Verwirrt sah sie ihn an. 

„Über was reden?", fragte sie nach, denn sie hatte keine Ahnung, was genau er meinte. Er atmete ein paar tief ein und aus und drückte kurz ihr Knie. 

„Ich meine über den Abend, als er dich gewürgt hat", sagte er so leise, dass sie es kaum gehört hätte. Gleichzeitig schrillte es wie eine Sirene in ihrem Kopf. Schnell riss sie die Augen auf, denn sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sie noch einmal darauf ansprechen würde. Eigentlich hatte sie sogar erwartet, dass er es auf sich beruhen lassen wollte. Immerhin mochte er es nicht wirklich, wenn sie selbst über Ville redete. Einen Augenblick war sie sprachlos, doch dann fasste sie sich wieder. 

„Ich denke nicht", sagte sie nur, auf einmal gar nicht mehr so gut gelaunt, denn ohne dass sie es verhindern konnte, tauchte das Bild von Ville in ihrem Kopf auf. Wie er sie so oft wutentbrannt angesehen und sie geschlagen hatte. Unwillkürlich wanderte ihre Hand an ihren Hals, doch schnell nahm sie sie wieder weg. 

„Meinst du nicht, es täte dir gut, einmal alles rauszulassen?", bohrte er weiter, aber sie verschloss sich immer mehr. Sie wollte nicht darüber reden, sie wollte noch nicht einmal an ihn denken. 

Sheila wandte sich von ihm ab, lehnte die Stirn an das kühle Fenster und sah nach draußen auf die Straße, ohne wirklich etwas zu sehen. Wieso hatte er sie nur darauf angesprochen? Sie hatte es doch in den letzten Tagen so gut nach hinten schieben und es beinahe vergessen können. 

Offensichtlich deutete Jonathan ihr Schweigen als Nein, denn er blieb die restliche Fahrt stumm. Sheila hatte versucht, nur an die bevorstehenden Arbeiten am Haus zu denken, um sich abzulenken, doch es gelang ihr nicht wirklich. Sie wollte nicht, dass Ville sich auch in ihre neue Beziehung drängte. Zumindest noch mehr, als er es ohnehin schon getan hatte.

Jonathan parkte seinen Wagen ein ganzes Stück von seinem Haus weg, denn alle Parkplätze waren belegt. Langsam löste Sheila sich aus ihrer verkrampften Haltung und kaum dass er den Motor ausgeschaltet hatte, sprang sie aus dem Wagen. Sie hatte das drängende Bedürfnis, irgendetwas zu spüren, sei es nur der kalte Wind. Sie schloss die Augen und atmete die kalte Luft ein und augenblicklich fühlte sie sich besser. 

Einige Sekunden stand sie da, doch dann spürte sie eine Berührung am Arm. Jonathan zog sie am Ellbogen näher zu sich, dann schlossen sich seine Arme um sie und er presste sie an sich. Sheila erwiderte die Umarmung, denn auch wenn seine Worte sie ein wenig verwirrt hatten, war sie nicht wütend auf ihn. Er hatte es sicher nur gut gemeint und wollte ihr helfen. 

Slice of Life - A New Beginning IWhere stories live. Discover now