Kapitel 97 - Jonathan

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Jonathan saß vollkommen überfressen auf dem Sofa und hielt sich den Bauch. 

„Das war gut", seufzte er genüsslich und streckte die Arme nach seiner Freundin aus. Sie lächelte und ließ sich ein wenig zu schwungvoll zu ihm auf das Sofa fallen. 

„Nicht so doll, sonst kommt alles wieder hoch", lachte er,  meinte es aber durchaus ernst. 

„Schön, dass es dir geschmeckt hat", erwiderte sie, dann kuschelte sie sich an ihn. 

„Jonas hat mit meinem Bruder Schluss gemacht", sagte sie plötzlich wie aus dem Nichts heraus und fing an, ihre Fingernägel zu betrachten. 

„Oh", sagte er nur, doch dann wurde ihm klar, warum sie ihm die Nachricht von unterwegs geschrieben hatte. 

„Hast du ihn angerufen?", wollte er wissen und sie nickte nur. Doch dann sah sie ihn an und er spürte, dass sie mit ihrem Bruder litt. 

„Er hat absolut nicht damit gerechnet und Jonas hat keine Gründe genannt. Er meinte wohl einfach nur, dass er nicht mehr mit ihm zusammen sein kann und es Aus ist. Mein Bruder ist völlig am Boden zerstört. Er kann manchmal ziemlich verzweifelt sein", berichtete sie betont lässig, doch er spürte, dass sie sich Gedanken machte. 

Er musste zugeben, dass er froh war, dass ihr Bruder ihr, wenn auch einen ziemlich traurigen, Anlass gegeben hatte, nicht an Ville zu denken. 

„Der Arme. Will er versuchen, sich noch einmal mit ihm auszusprechen?", fragte er weiter, doch es erschien ihm noch irgendwie komisch. Schließlich kannte er Matthias noch nicht wirklich gut. 

„Klang zumindest so. Er will ihn nicht einfach aufgeben. Es wäre das erste Mal, dass er sich ernsthaft um eine Beziehung bemüht", fuhr sie mit einem Schulterzucken fort.

„Vielleicht gab es da einfach nur ein riesiges Missverständnis. Kommt doch manchmal vor. Und ohne dass ich Jonas wirklich gut kenne, ich glaube, er neigt zum Drama, hab ich recht?", fragte er eher einer Eingebung folgend, als dass er ihn wirklich hätte einschätzen können. Sheila grinste und nickte anschließend. 

„Ja, schon. Obwohl ich ein bisschen wütend auf ihn bin, dass er ihn so verletzt hat, fände ich es gut, wenn sie wieder zusammen kommen. Er hat meinem Bruder gutgetan. Seit er ihn hat, bekommt er endlich sein Leben einigermaßen auf die Reihe. Er war vorher nicht wirklich der Zuverlässigste", erwiderte sie und seufzte. 

„Aber lass uns über was Schöneres reden", sagte sie und griff nach seiner Hand. 

„Okay, zum Beispiel darüber, was du morgen unternehmen willst?", schlug er vor, doch sie sah ihn nur fragend an. 

„Hast du einen Plan?", wollte sie wissen und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Tatsächlich wusste er, was er auf jeden Fall noch hier machen wollte. Immerhin hatte er das in den letzten Jahren immer mindestens einmal gemacht. 

„Für morgen nicht, aber ich wüsste da was, was wir heute Abend wenn es dunkel ist machen könnten", sagte er verschwörerisch und zwinkerte ihr zu. 

„Was denn?", fragte sie neugierig und sofort beschleunigte sich sein Herzschlag, wenn er daran dachte. 

„Es ist ein bisschen verrückt", gestand er, doch sie sah ihn weiterhin an. 

„Ich mag verrückte Sachen", gab sie zurück, trotzdem war er ein klein wenig unsicher. 

„Wir sind doch hier am Meer und... das sollten wir ausnutzen", erklärte er kryptisch, doch ihre Augen weiteten sich. 

„Du willst schwimmen gehen? Im Dunkeln?", fragte sie entsetzt, klang aber gleichzeitig aufgeregt. 

„Habe ich schon öfter gemacht. Es ist zwar ziemlich kalt, aber wenn man so richtig durchgefroren ist tut die Dusche richtig gut. Soll das Immunsystem stärken, hab ich gehört", lachte er, doch er erwähnte nicht, dass es ihm eigentlich um den Nervenkitzel ging. Er war zwar nicht lebensmüde und hier am Wattenmeer war es durchaus gefährlich wenn man sich nicht auskannte, aber würde sie bei ihm bleiben, würde ihr nichts passieren. Sie erwiderte sein Lachen. 

Slice of Life - A New Beginning IWhere stories live. Discover now