Kapitel 125 - Sheila

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Sheila fühlte sich noch irgendwie, als wäre sie in einem Traum. Es war einfach zu viel passiert heute. Sie hatte schon wieder vor Jonathan geheult und mit ihm über Schwangerschaften geredet. Nicht, dass er noch dachte, sie wollte ein Kind von ihm. Sie lachte innerlich, denn der Gedanke war einfach zu verrückt. Sie kannten sich doch noch nicht wirklich lange. Außerdem war sie sich gar nicht sicher, wie er über Kinder dachte. 

„An was denkst du?", riss er sie aus ihren Gedanken und allmählich kehrte sie wieder in die Realität zurück. Sie saßen gerade in seinem Auto und fuhren zu ihrem Vater, um mit ihm über das Haus zu sprechen. Abrupt riss sie den Blick zu ihm herum und sah in sein lächelndes Gesicht. 

„An nichts Bestimmtes", wich sie aus, doch er schien nicht wirklich zufrieden mit dieser Antwort zu sein. Er wandte den Blick ein wenig traurig wieder auf die Straße und schwieg. Trotzdem spürte sie, dass es ihn verletzte, wenn sie ihm nicht ehrlich sagte, an was sie dachte. Sie seufzte. 

„Ich habe mich nur gefragt, ob du Kinder willst. Nicht jetzt, sondern so generell", sagte sie schließlich und musste beinahe ein wenig kichern, so erschrocken sah er aus. Er lachte verlegen, doch dann schien er nachzudenken. Neugierig beobachtete sie ihn, doch sein Blick wanderte hin und her. 

„Irgendwann vielleicht, aber im Moment auf keinen Fall", sagte er nach einer Weile. Sheila nickte, sie konnte ihn verstehen. Wenn man seit Jahren das erste Mal wieder eine feste Beziehung hatte, dachte man nicht direkt daran, Kinder zu bekommen. 

„Ich finde nur, dass... Es ist schwer zu beschreiben, aber ich mag meine Arbeit und im Moment will ich mich noch nicht einschränken", gestand er und wirkte aufrichtig. Sie sah, dass seine Finger das Lenkrad fester umklammerten. 

„Kann ich verstehen", sagte sie nur und sie konnte förmlich sehen, wie ihm ein Stein vom Herzen fiel. Anscheinend hatte er befürchtet, sie wollte schon jetzt Kinder mit ihm haben. 

„Aber keine Sorge, mit dem ungeplant schwanger werden habe ich abgeschlossen", sagte sie und lachte, doch er konnte ihr Lachen nicht wirklich teilen.

Als Jonathan den Wagen in die Auffahrt lenkte, war das Erste was sie sah das Auto ihres Bruders. Bei dem ganzen Stress heute hatte sie vollkommen vergessen, ihn zu fragen, wie es gestern bei Jonas gewesen war. 

„Ich hab ganz vergessen, ihn zu fragen, was Jonas gesagt hat", warf sie ein und Jonathan richtete den Blick auf sein Auto, doch er schwieg. Sie stiegen aus und noch bevor sie klingeln konnte, wurde die Tür von ihrem Vater geöffnet. Er sah sie alles andere als freundlich an, aber schließlich zwang er sich zu einem Lächeln. 

„Hey, da seid ihr ja", begrüßte er sie. Augenblicklich war ihr klar, dass es für ihren Bruder gestern alles andere als gut gelaufen war. Sie spürte, wie Jonathan kurz ihre Hand drückte, während sie sich die Schuhe abstreiften. Sie warf ihm einen zerknirschten Blick zu. 

„Anscheinend war es nicht gut", raunte sie ihm zu, dann folgten sie ihrem Vater ins Wohnzimmer. Sie sah ihren Bruder auf dem Sofa sitzen. Er hatte sich in eine kuschelige Decke eingehüllt und löffelte Eis aus der Kilo-Packung. Als er sie bemerkte, setzte er ein gequältes Lächeln auf, doch dann wandte er den Blick ab. 

„Willst du reden?", fragte sie ihn auf Armenisch, denn er würde mit Sicherheit nicht in Jonathans Anwesenheit mit ihr reden wollen. Er schüttelte kaum merklich den Kopf, dann löffelte er weiter sein Eis. 

„Ignoriert ihn", sagte Darren verbittert und warf ihm einen wütenden Blick zu, den Matthias gekonnt übersah. Mit einer Handbewegung bedeutete er ihnen, sich mit ihm an den Tisch zu setzen. Lisa war nicht da und auch Maxim war nicht zu hören. Sheila warf noch einen Blick zu ihrem Bruder, doch er schien mit seinem Eis zufrieden zu sein. 

Slice of Life - A New Beginning IWhere stories live. Discover now