Kapitel 74 - Sheila

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Eine Viertelstunde später saßen sie in einem Café in der Nähe an einem kleinen, runden Tisch und nippten an ihren Getränken. Sheila wusste nicht recht, was sie sagen sollte, also sah sie ihren Vater nur an. 

„Hat er noch einmal versucht, dich anzurufen?", fragte er nach einer Weile und sah sie ernst an. 

„Ich habe seine Nummer blockiert. Aber wollten wir nicht was Schönes machen? Über ihn zu reden klingt nicht gerade nach etwas Schönem", erwiderte sie und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. Darren grinste. 

„Du hast recht", gab er zu, dann musterte er sie aufmerksam. Etwas verlegen sah sie in ihre Tasse, denn sie wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Panisch suchte sie nach etwas Unverfänglichem. 

„Wie ist es eigentlich, noch einmal Vater geworden zu sein? Ich glaub, das habe ich dich noch nie gefragt", sagte sie schließlich, ein klein wenig stolz auf sich, dass sie etwas gefunden hatte, was ihren Vater mit Sicherheit ablenkte. 

„Anstrengend. Aber Lisa geht voll und ganz in ihrer Mutterrolle auf. Sie hat letztens sogar davon gesprochen, noch mal schwanger werden zu wollen", erzählte er und sie erahnte eine Spur Röte auf seinen Wangen. Sheilas Herz machte einen Sprung. 

„Ach was? Und was hast du dazu gesagt?", fragte sie und rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Nur zu gut erinnerte sie sich daran, dass ihr Vater eigentlich keine Kinder mehr bekommen wollte, doch Lisa damals hinter seinem Rücken die Pille abgesetzt hatte. Ihr Vater zog die Augenbrauen hoch und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. 

„Wenn sie es will, dann habe ich wohl keine Wahl", lachte er, doch Sheila sah in seinem Blick, dass ihm ihr Vorschlag mehr gefiel, als er zugab. 

„Stimmt", erwiderte sie und grinste in sich hinein. 

„So lange Matthias nicht wieder auf die Idee kommt...", setzte sie an, doch ein Schnauben ihres Vaters ließ sie verstummen. 

„Hör mir bloß damit auf", stöhnte er, doch dann lachte er. Ihr Bruder war zweimal ungeplant Vater geworden und beide Male hatte er sich wie ein Arschloch verhalten. 

„Ich bin froh, dass er Jonas hat", gestand er mit gesenkter Stimme. Schnell schloss sie die Augen und versuchte das Bild aus ihrem Kopf zu bekommen. 

„Daran will ich gar nicht denken!", rief sie, dann schüttelte sie den Kopf. Obwohl sie Jonas mochte, wollte sie sich ihn und ihren Bruder nicht dabei vorstellen. 

„Jonas war gestern ganz schön zickig", erzählte ihr Vater weiter und fragend sah sie ihn an. 

„Er ist der Meinung, dass dein Bruder zu viel trinkt", fuhr er fort, doch er sah Sheila aufmerksam an. Sie wusste, dass er sie unauffällig ausfragen wollte, ob sie darüber etwas wusste. 

„Tut er auch. Wenn die Kinder nicht bei ihm sind, geht er jedes Wochenende in die Stadt und er lässt sich volllaufen. Anders kann man es nicht mehr nennen. Ich kann verstehen, dass Jonas das nicht gut findet", erklärte sie wahrheitsgemäß, doch dann zuckte sie die Schultern. Immerhin war es ja seine Entscheidung, was er am Wochenende machte und was nicht. Darren schüttelte den Kopf. 

„Muss ich mir Sorgen machen?", fragte er sie, doch Sheila schüttelte den Kopf. 

„Ich denke nicht. Jonas hält ihn schon zurück. Als er seine Partyphase mit Oskar hatte, war es schlimmer", sagte sie und nahm noch einen Schluck aus ihrer Tasse. Wieder schüttelte ihr Vater den Kopf. 

„Hoffentlich schafft er es, sich zusammenzureißen", gab er nur zurück, allerdings schien er über etwas nachzudenken. Auch Sheila dachte daran zurück, wie Matthias mit 18 oder 19 jedes Wochenende mit Oskar ausgegangen war und erst morgens stockbesoffen zurückgekommen war. 

„Und wie geht es dir? Abgesehen von dieser ganze Sache meine ich?", fragte er nach einer Weile, doch Sheila wusste nicht direkt, was sie antworten sollte. Sie horchte in sich hinein, aber sie fand nichts, was sie unglücklich machte.

„Gut", sagte sie knapp, doch sie wusste nicht, was ihr Vater sonst hören wollte. 

„Hat es Jonathan gestern gefallen? Er schien ein bisschen verunsichert", hakte er nach und schnell nickte sie. 

„Ja, er fand es schön. Er ist nur solchen Trubel und so viele Leute nicht gewöhnt und er macht sich ständig Sorgen, ob ihn alle mögen", lachte sie, denn sie wusste, dass ihr Vater ihn mochte. 

„Da muss er sich keine Sorgen machen. Lisa mag ihn auch. Frag doch mal Johnny, was er denkt. Er hat sich ziemlich Sorgen um dich gemacht und er vermisst dich. In zwei Wochen fliegt er wieder zum Arbeiten in die USA, vielleicht könnt ihr bis dahin noch mal was zusammen machen", sagte ihr Vater und augenblicklich hatte sie wieder ein schlechtes Gewissen, dass sie in den letzten Tagen ziemlich wenig an Johnny gedacht hatte. 

„Ich rufe ihn morgen mal an. Wie lange bleibt er denn weg?", wollte sie wissen, doch ihr Vater zuckte nur die Schultern. 

„Ich befürchte lange. Ich habe Matthias schon gesagt, dass er sich ein wenig um Oskar kümmern soll", antwortete er und Sheila nickte. Oskar ging es immer ziemlich schlecht, wenn Johnny weg war. 

„Er wird es schon überleben", sagte sie nur, denn unweigerlich musste sie daran denken, wie Oskar etwas mit ihrem Bruder angefangen hatte, als er einsam war und ihm damit das Herz gebrochen hatte. 

Slice of Life - A New Beginning IWhere stories live. Discover now