Kapitel 161 - Sheila

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Sheilas Herz pochte noch immer wie verrückt und sie spürte an ihrer Wange, dass es Jonathan genau so ging. Obwohl sie ihm gesagt hatte, dass sie Ville nur zuhören wollte, hatte sie gewusst, dass sie ihm die Meinung sagen wollte. Lieber am Telefon als persönlich, denn dann wäre sie mit Sicherheit nicht so schlagfertig gewesen. Ville war auf Drogen gewesen, sonst wäre er nicht so ruhig geblieben. 

„Vielleicht sollten wir dem Polizisten unten Bescheid geben, dass er nicht kommt", sagte sie dann, doch Jonathan schüttelte den Kopf. 

„Sicher ist sicher. Es kann ja nicht schaden, dass er dort steht", erwiderte er und zog sie auf sich. Ein wenig überrascht lachte sie, dann spürte sie seine Lippen auf ihren. 

„Ich muss zugeben, dass ich erst gar nicht begeistert war, dass du mit ihm reden wolltest, aber das hast du toll gemacht!", sagte er und grinste in sich hinein. Sheila kicherte. Sie fühlte sich auf einmal beinahe überschwänglich und sie ärgerte sich ein wenig, dass sie vorhin so abweisend gewesen war.

„Danke. Vielleicht versteht er es jetzt. Tut mir leid, dass ich vorhin so gemein war. Aber manchmal fühle ich mich von meinen Gedanken wie gelähmt", versuchte sie sich zu erklären, doch Jonathan nickte, als wäre alles nicht so schlimm. 

„Mach dir nicht darüber auch noch einen Kopf. Ich bin nicht wütend. Alles gut", sagte er und es klang ehrlich. Er war einfach zu lieb. Wie konnte es nur Menschen wie ihn geben, die einfach für alles Verständnis hatten? Wieder küsste sie ihn, dieses Mal leidenschaftlicher. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und es kam ihr noch immer absurd vor, dass er das alles für sie tat. Jonathan erwiderte den Kuss und legte seine Hände an ihre Hüfte. 

„Du bist viel stärker als du denkst. Lass dich nicht von ihm runterziehen. Wir schaffen schon alles", sagte er atemlos, doch sie küsste ihn sofort wieder. Sie wollte nicht mehr reden, sondern sie wollte nur noch seine Nähe genießen.

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Sheila wachte am nächsten Morgen so gut gelaunt wie schon lange nicht mehr auf. Obwohl Jonathans Seite vom Bett leer war, durchflutete sie eine Wärme, die sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Sie war mit dem tollsten Menschen auf diesem Planeten zusammen und so wie es aussah, plante er auch noch eine ganze Weile mit ihr zusammen zu bleiben. Sonst hätte er sich nicht darauf eingelassen, mit ihr das Haus zu kaufen. 

Sheila drehte sich noch einmal um, doch sie wusste, dass sie nicht mehr einschlafen würde. Also stand sie auf und ging in Richtung Bad. Wieder klebte ein kleiner Zettel an der Tür zu seinem Studio, auf dem stand, dass sie nicht hereinkommen sollte. 

Trotzdem legte sie ihr Ohr an die Tür und lauschte. Sie konnte ihn singen hören und am liebsten wäre sie einfach hier stehen geblieben und hätte ihm ewig zugehört, doch sie riss sich mühsam los. 

Sie stellte sie unter die Dusche und ließ sich von dem heißen Wasser berieseln. Heute würde ein guter Tag werden, das spürte sie. Vielleicht würde sie es heute schaffen, die Bewerbung fertig zu machen und sie sollte zumindest mal bei ihrem Bruder nachfragen, wie es ihm ging. 

Dass er sich noch nicht bei ihr gemeldet hatte, obwohl er und Jonas sich gestern gestritten hatten, war kein gutes Zeichen. Normalerweise quatschte er gerne über seine Probleme mit ihr. 

Doch zuerst würde sie zumindest anfangen, die Bewerbung zu schreiben. Sie würde Jonathan nachher drüberlesen lassen, denn sie hatte noch nie eine richtige Bewerbung geschrieben und sie wollte alles richtig machen.

Nachdem sie etwas gefrühstückt hatte, fing sie an, einen Text aufzusetzen. Sie googelte nach dem typischen Aufbau einer Bewerbung, denn sie fühlte sich unsicher. Sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte, wenn sie nur Absagen bekommen würde. Immerhin hatte sie bisher nie in einem „normalen" Job gearbeitet. Trotzdem speicherte sie ihren Entwurf, dann ging sie ins Schlafzimmer und holte ihr Handy aus der Tasche. Der Akku war leer, denn sie hatte ganz vergessen, es gestern Abend aufzuladen. 

Slice of Life - A New Beginning IOnde as histórias ganham vida. Descobre agora