Kapitel 62 - Jonathan

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Jonathan wusste nicht, wann er sich das letzte Mal mit einem anderen Typen wegen einem Mädchen gerangelt hatte, doch es musste schon ewig her sein. 

Er war gerade aus dem Auto gestiegen, als er ihn über den Parkplatz marschieren sah. Er hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben, genau so, wie er damals davon marschiert war, nachdem er sie gewürgt hatte. Er war eindeutig auf dem Weg zum Eingang des Krankenhauses und schnell lief Jonathan ihm hinterher. Nicht ganz unsanft packte er ihn an der Schulter. 

„Hey", rief er, woraufhin Ville sich erschrocken umdrehte. Er sah fürchterlich aus, das musste er zugeben. Seine Augen waren gerötet und sein Gesicht sah viel älter aus, als er es in Erinnerung hatte. Es war offensichtlich, dass er Qualen litt. Doch er hatte es eindeutig verdient. 

Ville sah ihn einfach nur an, dann drehte er sich um und machte Anstalten, weiterzugehen. Jonathan verstärkte seinen Griff und packte ihn mit der anderen Hand am Arm. 

„Du kannst nicht zu ihr", sagte er mit fester Stimme, doch Ville seufzte nur. Er spürte, dass er wütend wurde. Dieser Kerl war so überheblich, dass er ihm am liebsten eine reingehauen hätte. Beinahe herablassend drehte Ville sich noch einmal zu ihm um und sah ihn an. 

„Ach ja?", sagte er mit ausdrucksloser Miene, dann wandte er sich wieder zum Gehen. Schnell lief Jonathan um ihn herum und stellte sich ihm in den Weg. 

„Du darfst dich ihr nicht nähern", erinnerte er ihn, doch Ville schnaubte nur. 

„Das ist mir egal", erwiderte er nur und funkelte ihn bitterböse an. 

„Lass mich durch", fuhr er fort und zog die Hände aus seinen Taschen. 

„Nein", erwiderte Jonathan und warf ihm ebenfalls einen giftigen Blick zu. Sein Gegenüber versteifte sich, dann versuchte er, sich an ihm vorbei zu schieben, doch wieder hielt Jonathan ihn am Arm fest. 

„Lass mich los", sagte Ville bedrohlich, doch er ignorierte ihn. 

„Verschwinde. Sie will dich nicht sehen", sagte er deutlich, doch Ville grinste nur. „Das glaubst du. Wenn du mir eine halbe Stunde mit ihr lässt, weiß sie noch nicht einmal mehr deinen Namen. Sie hatte nur Langeweile, deswegen hat sie was mit dir angefangen", erwiderte er leise, aber doch klangen seine Worte verletzend. Jonathan spürte unweigerlich einen kleinen Stich im Herzen, doch er versuchte sich zu sagen, dass er ihn nur dazu bringen wollte, dass er ihn losließ. 

„Das ist Blödsinn", gab Jonathan zurück, allerdings klang seine Stimme nicht mehr ganz so fest wie zuvor. Dieser Typ war so ein Arschloch! Er konnte das Zittern seiner Hände nur mühsam kontrollieren. Wenn er unfair spielte, wieso sollte er es nicht auch tun? 

„Sie hat mit mir etwas angefangen, weil ich besser für sie bin als du. Sie war unglücklich mit dir und mit mir ist sie glücklich", warf er ihm an den Kopf, doch Ville lachte nur kurz und trocken auf. 

„Ach ja? Überschätz dich mal nicht", erwiderte er, doch in seinem Blick hatte er für den Bruchteil einer Sekunde einen Schimmer gesehen. Seine Worte hatten ihn mehr verletzt, als er es zeigte. Wieder versuchte Ville, sich von ihm loszumachen, doch er hielt ihn krampfhaft fest. Wie hartnäckig er doch war. 

„Wenn du mich nicht loslässt, muss ich dir wehtun", hörte er Ville sagen, doch Jonathan schnaubte nur. 

„Das ist anscheinend das einzige, was du kannst. Anderen wehtun", fauchte er und ging einen Schritt nach rechts, da Ville versuchte, um ihn herumzugehen. Er bemerkte, dass er seine Kiefer aufeinander presste, dann spürte er einen Schlag gegen seine Schulter, der ihn straucheln ließ. So viel Kraft hatte er diesem schlaksigen Kerl gar nicht zugetraut, aber es reichte, damit er ihn für einen kurzen Moment losließ. 

Slice of Life - A New Beginning IWhere stories live. Discover now