Kapitel 81 - Sheila

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„Aufwachen", hörte Sheila eine leise Stimme an ihrem Ohr und sie schlug erschrocken die Augen auf und sah sich um. Sie musste während der Fahrt eingeschlafen sein, denn sie saß noch immer angeschnallt auf dem Beifahrersitz. Jonathan hatte sich zu ihr herüber gebeugt und sie sanft geweckt. 

„Sind wir da?", fragte sie ihn, dann warf sie einen Blick aus dem Fenster. Sie parkten auf einer Wiese, die vor einem kleinen Holzhaus lag. Es hatte eine kleine Veranda und hinter dem Haus konnte sie in einiger Entfernung das Meer sehen. Schnell wandte sie den Blick wieder zu ihm. Er lächelte sie an, dann legte er ihr die Hand an die Wange und küsste sie, bevor er ausstieg und um das Auto herum lief, um ihr die Tür zu öffnen. Sie fühlte sich irgendwie noch wie im Traum. Sie ließ sich von ihm aus dem Auto ziehen, dann legte sie die Hand an die Augen und blickte in die Ferne zum Meer. 

„Wie weit ist es bis zum Wasser?", fragte sie ihn und er warf ebenfalls einen Blick dorthin. Bei Flut vielleicht 100 Meter", antwortete er, dann ging er zum Kofferraum und holte ihr Gepäck heraus. 

Sie blickte nach links und nach rechts, doch die nächsten Häuser standen ein ganzes Stück weit entfernt. Hier hätten sie auf jeden Fall ihre Ruhe und sie war sich sicher, dass Ville sie hier auf keinen Fall finden würde. Noch immer schüttelte es sie, wenn sie daran dachte, dass er tatsächlich Benzin über ihre Sachen geschüttet hatte. 

„Sollen wir reingehen?", fragte Jonathan sie und erschrocken sah sie ihn an. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass er neben ihr stand. 

„Ja", brachte sie nur hervor, dann folgte sie ihm zum Eingang. Er bückte sich nach unten, schob die Fußmatte beiseite und zog einen Schlüssel hervor, den er anschließend ins Schloss steckte. 

„Ist vielleicht alles ein wenig staubig", sagte er schnell, doch sie zuckte die Schultern. Wenn er wüsste, wie es manchmal bei ihr zu Hause aussah, wäre es ihm sicherlich nicht peinlich, wenn es ein wenig staubig war. 

Sie folgte ihm in einen kleinen gefliesten Flur, wo er ihre Tasche abstellte. Links und rechts gingen zwei Türen ab und geradeaus konnte sie das Wohnzimmer erkennen. 

„Das gehört deinen Eltern?", fragte sie ungläubig, doch er nickte nur. 

„Ja, als Kind fand ich es immer schrecklich hier. War ziemlich langweilig", erzählte er, während er sich Schuhe und Mantel auszog. Sie tat es ihm gleich, dann nahm er ihr den Mantel ab und hängte ihn an eine kleine Garderobe. Anschließend öffnete er die Tür links von ihnen. 

„Hier ist das Bad", sagte er und schnell warf sie einen kleinen Blick hinein. Es war klein, aber für ein Ferienhäuschen mehr als ausreichend. Er schloss die Tür wieder und öffnete stattdessen die andere Tür im Flur. 

„Mein altes Schlafzimmer", erklärte er und zeigte ihr ein winziges Zimmer, in das gerade so ein Bett, ein Tisch und ein Kleiderschrank passten. Danach nahm er ihre Hand und zog sie ins Wohnzimmer. 

„Wohnzimmer und Küche", sagte er überflüssigerweise. Neugierig sah sie sich um. Tatsächlich gab es einen Kamin, nur die Schaffelle davor fehlten. Rechts vom Eingang ins Wohnzimmer lag eine winzige Küchenecke mit Esstisch, links führte eine steile Treppe ins Obergeschoss. Das Sofa war groß und sah schon ziemlich alt aus, doch gleichzeitig wirkte es gemütlich. Gegenüber der Tür lag eine Fensterfront und obwohl es bereits dämmerte, erkannte sie eine kleine Terrasse mit Tisch und Stühlen. 

„Es ist wirklich schön hier", sagte sie und meinte es durchaus ehrlich. Jonathan zuckte die Schultern, doch sie lächelte. 

„Danke, dass ich mit dir hier bleiben kann", fügte sie noch hinzu, aber wieder winkte er ab. 

„Ganz schön kalt hier, findest du nicht auch?", fragte er und erst da bemerkte sie, dass sie fröstelte. 

„Ich mache mal den Kamin an", sagte er und sie beobachtete ihn, wie er die Tür zum Garten öffnete und nach einem großen Korb griff, der neben der Tür stand. Sie folgte ihm. Er legte Holzscheite, die neben der Tür an der Außenwand des Hauses gelagert wurden, in den Korb. Als dieser voll war, kam er wieder zu ihr hinein und stellte den Korb neben dem Kamin ab. Er öffnete diesen und lud einige Holzscheite hinein, dann griff er nach einer Schachtel Kaminanzünder und entfachte ein kleines Feuer. Sofort knisterte es und sie lauschte einige Sekunden dem angenehmen Geräusch. 

Slice of Life - A New Beginning IOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz