Kapitel 23 - Sheila

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Mittlerweile war es früher Abend und Sheila fühlte sich noch immer wie in Watte gepackt. Irgendwie hatte sie es sich dramatischer vorgestellt, sich für Jonathan zu entscheiden. Vielleicht war sie aber auch einfach nur gut im Verdrängen, denn früher oder später würde sie Ville gegenübertreten und es ihm sagen müssen. Zwar wollte sie es schnell hinter sich bringen, damit die Sache geklärt wäre, doch gleichzeitig fiel es ihr schwer, ein so langes Kapitel abzuschließen. Doch sie würde es tun müssen, nicht nur, um Jonathan gegenüber fair zu bleiben.

Sie saßen auf dem Sofa, eng aneinander gekuschelt und sahen sich irgendetwas im Fernsehen an. Allerdings war sie zu sehr damit beschäftigt, seine Berührungen zu genießen, als dass sie irgendetwas mitbekommen hätte. 

„Wir müssten uns so langsam fertig machen", sagte er leise und strich ihr durchs Haar. Ihre Fragen nach seinem Plan für den Abend hatte er nur mit einem Grinsen beantwortet. 

„Und wann verrätst du mir, was du vorhast?", fragte sie ihn neugierig, doch wieder grinste er nur. 

„Wenn wir da sind", sagte er geheimnisvoll, dann setzte er sich auf. Gezwungenermaßen tat sie es ihm gleich, doch als er aufstand und sich streckte, blieb sie sitzen. Er streckte die Hände nach ihr aus und ohne zu Zögern ließ sie sich hochziehen. 

„Zieh dich warm an", riet er, bevor er sie mit einem Ruck hochzog und küsste sie. Ihr Herz fing augenblicklich an zu Pochen und viel zu schnell löste er sich von ihr. 

„Am besten ziehst du noch einen Pulli von mir über. Da wo wir hingehen könnte es kalt werden", sagte er und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, ihm ins Schlafzimmer zu folgen. Was hatte er nur vor? Es musste offensichtlich irgendetwas draußen sein. 

„Okay, wie du meinst", sagte sie schulterzuckend und nahm den Kapuzenpulli, den er ihr hinhielt. Sie schlüpfte hinein und vergrub die Nase in dem weichen Stoff. Obwohl er den Pulli aus dem Schrank geholt hatte und er frisch gewaschen roch, konnte sie spüren, dass er ihn vor nicht allzu langer Zeit getragen hatte. 

„Steht dir", lachte er und in seinem Blick sah sie, dass er es mochte, dass sie seinen Pulli trug. Vielleicht war das irgendein komisches Männerding, dass sie es mochten, wenn Frauen ihre viel zu großen Klamotten trugen. Denn auch Ville hatte es gemocht, wenn sie sich seinen Pulli übergezogen hatte.

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Eine halbe Stunde später parkte Jonathan seinen Wagen auf einem Schotterparkplatz am Rande eines Waldes. Obwohl es draußen bereits stockdunkel war, konnte sie erkennen, wie voll der Parkplatz war. Innerlich stöhnte sie, doch sie ließ sich nichts anmerken. Jonathan glaubte anscheinend, dass es ihr hier gefallen würde, also musste sie versuchen, sich darauf einzulassen. 

„Alles okay?", fragte er sie und schnell riss sie den Kopf herum. 

„Ja, ich bin nur neugierig, was du vorhast", gestand sie und erwartete, wieder ein Grinsen zu sehen, doch er senkte den Blick. 

„Ich dachte, es würde dir vielleicht gefallen", sagte er verunsichert. 

„Bestimmt. So lange du dabei bist", gab sie zurück und strich ihm kurz über die Wange. Er lächelte, dann wandte er sich um und stieg aus dem Auto. Sie beeilte sich, es ihm gleich zu tun und als sie die Tür hinter sich zuschlug, war er bereits neben ihr. 

Noch einmal blickte sie sich um, doch noch immer konnte sie nichts außer diesem Parkplatz und jede Menge Leute erkennen, die nervös plappernd in Richtung Wald gingen. Jonathan griff nach ihrer Hand und schob sie sich in seine Jackentasche, dann gingen sie den Menschen hinterher. 

Erst als sie den Parkplatz verließen und einen kleinen unebenen Weg entlanggingen, sah sie das riesige Schild. Es war zwischen den Bäumen über dem Weg aufgespannt worden und wurde von Scheinwerfern auf dem Boden gerade so viel beleuchtet, dass sie die Schrift darauf erkennen konnte. 

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