Kapitel 58 - Sheila

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Obwohl Jonathan es nur gut gemeint hatte, sie noch einmal zu besuchen, wollte Sheila nur noch allein sein. Es hatte nichts mit ihm zu tun, sondern mit ihren quälenden Gedanken. Sie wollte ihn nicht damit belasten. 

Sie musste noch immer daran denken, dass sie durch ihre Anzeige Villes Leben ziemlich verändern würde. Hätte sie es einfach nicht bei der Polizei gemeldet beziehungsweise ihre Anzeige zurückgezogen, dann wäre nicht sie dafür verantwortlich wenn er wieder ins Gefängnis musste. 

Auch wenn ihr alle sagten, dass er nur die gerechte Strafe für seine Taten bekommen würde, war sie sich gar nicht mehr so sicher, ob sie auch wirklich das Richtige tat. Ja, es war falsch von ihm gewesen, sie zu würgen. Aber immerhin hatte er rechtzeitig aufgehört. Sie wusste, dass er in diesem Moment nicht er selbst gewesen war und sie fand es ziemlich unfair, jemanden für etwas bestrafen, wenn er es nicht wirklich bewusst getan hatte. Sie schloss die Augen, in der Hoffnung, dass sich ihre Gedanken endlich beruhigten. 

„Gib dir ein paar Tage Zeit. Dann bist du wieder zu Hause und es ist alles gut. Wir sind zusammen und dir kann nichts mehr passieren", hörte sie Jonathan sagen, doch seine Worte beruhigten sie kein bisschen. Sie hatte nicht Angst, dass ihr etwas passieren konnte. Sie hatte Angst, dass sie es bereute, Villes Leben so kaputt gemacht zu haben. Zwar bereute sie nicht, dass sie die Beziehung mit ihm beendet hatte, aber doch würde er zumindest in ihrem Herzen immer einen eigenen Platz haben. Er war es schließlich gewesen, mit dem sie aufgewachsen war. Er war der erste Junge, den sie geküsst hatte und mit ihm hatte sie ihr erstes Mal gehabt. So etwas konnte man doch nicht vergessen, oder? 

Langsam öffnete sie die Augen wieder und sah in Jonathans gutaussehendes Gesicht. Er machte sich wirklich Sorgen um sie, was irgendwie süß war. Sie griff nach ihrem Handy, das neben ihr auf dem Bett lag und tippte eine Nachricht an ihn. Sie wollte versuchen, ihn irgendwie zu beruhigen. Außerdem wollte sie allein sein. Zwar war sie kurz eingeschlafen, als der Kommissar verschwunden war, aber als ihr Vater und Matthias sich leise aus ihrem Zimmer geschlichen hatten, war sie wieder aufgewacht. Seit dem lag sie wach in ihrem Bett und grübelte. 

„Ich bin müde. Außerdem wollte der Arzt gleich noch kommen. Am besten ruhe ich mich ein bisschen aus und du solltest das auch tun. Es war für uns beide ein anstrengender Tag. Kommst du morgen wieder?", schrieb sie und reichte ihm das Handy. 

Während er ihre Nachricht las, zogen sich seine Augenbrauen zusammen. Es war klar, dass er eigentlich nicht gehen wollte. Er schwieg eine Weile, dann sah er sie so warm an, dass ihr Herzschlag sich beschleunigte. 

„Okay, schlaf noch was. Und du hast recht, es war für uns alle anstrengend. Morgen komme ich sobald ich kann, okay?", antwortete er, dann beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie. Es fühlte sich so schön an, seine Lippen auf ihren zu spüren, dass sie sich wünschte, möglichst schnell wieder entlassen zu werden. Noch einmal drückte er ihre Hand, dann ließ er sie allein. Sie schloss erneut die Augen und wartete darauf, dass sie endlich einschlief. 

Slice of Life - A New Beginning IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt