Kapitel 130 - Jonathan

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Jonathan ging unruhig am Bahngleis auf und ab. Es war ein wenig unheimlich, denn weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Er war froh, dass er sie hatte überzeugen können, nicht allein nach Hause zu gehen. Laut Fahrplananzeige müsste sie in drei Minuten ankommen. 

Obwohl er nicht erwartete hatte, dass sie früh zurück sein würde, war er doch nervös geworden, als sie sich so lange nicht gemeldet hatte. Immerhin war es bereits sechs Uhr Morgens. Er würde sich gleich noch für ein, zwei Stündchen zu ihr legen und dann wieder aufstehen und etwas arbeiten. Er hatte sich vorgenommen, eine Wochenendschicht einzulegen. Außerdem konnte er über morgen nachdenken. 

Ein entferntes Licht riss ihn aus seinen Gedanken und er bemerkte, dass er ihre Bahn bereits erkennen konnte. Er trat einen Schritt näher an den Bahnsteig und versuchte in die Fenster zu blicken, während die Bahn einfuhr. Doch erkennen konnte er sie so nicht. 

Die Türen öffneten sich und zu seiner Überraschung stiegen eine ganz Menge Leute aus. Suchend blickte er sich nach ihr um und erkannte sie schließlich in einiger Entfernung. Sie war ganz hinten am anderen Ende des Gleises ausgestiegen und ging in seine Richtung. 

Er ging ihr entgegen und als sie ihn sah, winkte sie ihm zu. Sie schien nicht wirklich betrunken zu sein und das fand er eigentlich ganz gut. Vor allem, wenn er nicht dabei war und auf sie aufpassen konnte. 

„Hey", sagte sie, als sie näher kam und umarmte ihn kurz. 

„Selber hey. Alles in Ordnung?", fragte er sie, während er ihre Hand nahm und sie in Richtung Ausgang führte. 

„Ja, nur ziemlich müde. Ich war schon ewig nicht mehr so lange aus", berichtete sie und gähnte. 

„War es denn gut?", wollte er wissen, doch sie nickte nur. Da schien ihr plötzlich etwas einzufallen. 

„Wir haben Jonas getroffen. Es sah so aus, als hätten sie sich wieder vertragen", sagte sie und grinste in sich hinein. 

„Das wäre doch schön", erwiderte er und freute sich wirklich für die beiden, wenn es stimmte. Denn offensichtlich war alles nur ein riesiges Missverständnis gewesen. 

„Aber du siehst aus, als bräuchtest du ein schönes, warmes Bett", sagte er anschließend und führte sie weiter aus dem Bahnhof hinaus zu seinem Auto, das er nicht weit entfernt abgestellt hatte. 

„Klingt gut. Aber zuerst muss ich duschen. Ich fühle mich, als riecht man mich 10 Meter gegen den Wind", lachte sie und er wusste genau, was sie meinte. Er erwiderte das Lachen, dann fuhr er das kurze Stück nach Hause.

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Sheila war sofort eingeschlafen, sobald er die Decke über sie ausgebreitet hatte. Eine ganze Weile betrachtete er sie, wie sie schlief, doch dann raffte er sich auf und ging wieder ins Studio. 

Wenn er nur an den morgigen Tag dachte, drehte sich ihm der Magen um. Obwohl er sich eigentlich in seiner Entscheidung sicher gewesen war und gewusst hatte, dass seine Eltern die Idee nicht gut finden würden, hatte es ihn ein wenig verunsichert. Immerhin würde es ziemlich viel Geld kosten und er baute darauf, dass die Beziehung mit ihr hielt. 

Er ging immer wieder die verschiedenen Möglichkeiten im Kopf durch, doch er fühlte sich wie in Watte gepackt. Sollte er das Angebot ablehnen und sie beziehungsweise ihren Vater alles allein bezahlen lassen, könnte er nicht erwarten, dass sie ihn ohne finanzielle Beteiligung im Haus wohnen lassen würde. Das wollte er auch nicht. Wenn er mit einzog, wollte er sie nicht auf den ganzen Kosten sitzen lassen. 

Allerdings würde er sich auch in gewisser Weise an sie binden, wenn sie gemeinsam ein Haus kauften und er seine Wohnung aufgab. Es würde ein größeres Hemmnis sein, sich von ihr zu trennen. 

Slice of Life - A New Beginning IWhere stories live. Discover now