Kapitel 172 - Jonathan

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Jonathan versuchte sich alles zu merken, was Thomas, von dem sie das Werkzeug liehen, ihnen erklärte. Sheila stand zwar bei ihnen, doch so wie sie die Werkzeuge ansah, konnte sie noch nicht einmal einen Nagel in die Wand schlagen. 

Thomas zeigte ihnen, wie sie zunächst eine Markierung anbringen mussten, an der sie dann eine Kerbe schlugen und schließlich alles dazwischen herausschlugen. Jonathans Arme wurden schon allein vom Zusehen schwer, doch gleichzeitig freute er sich. 

Nach einer guten halben Stunde verabschiedete sich Thomas, dann wandte Darren sich ihm zu. 

„Habt ihr den Vertrag durchgelesen?", fragte er und schnell warf er einen Blick zu Sheila. Auf ihre Lippen legte sich ein Lächeln und gleichzeitig nickten sie dann. 

„Seid ihr soweit einverstanden?", fragte Darren und er wirkte auf einmal ziemlich nervös. Jonathan sah wieder zu Sheila, doch anscheinend wollte sie, dass er redete, denn sie lächelte ihn nur an. 

„Ja, ich denke schon", antwortete er, dann spürte er, wie Sheila nach seiner Hand griff und ihre Finger verschränkte. 

„Gut, dann rufe ich morgen früh direkt beim Notar an, damit wir einen Termin für die Unterzeichnung vereinbaren können. Wann würde es euch passen?", fragte er und Jonathan spürte, wie seine Hände anfingen zu schwitzen. Er konnte noch nicht wirklich fassen, dass er bald Hausbesitzer war und umziehen würde.

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Obwohl es schon recht spät gewesen war, hatten sie noch angefangen, Fliesen im Bad im Erdgeschoss von der Wand zu schlagen. Beziehungsweise hatten er und Matthias sich daran gemacht, während Sheila, Jonas und Darren nach oben gegangen waren und die beiden Wände ausmaßen, die sie herausnehmen wollten. Darren hatte mit verschiedenen Experten gesprochen und diese hatten ihm geraten, dass sie oben und an den Seiten jeweils circa zehn Zentimeter stehen lassen sollten, doch Stützbalken würden nicht nötig sein. Jonathan hatte keine Ahnung, doch er vertraute darauf, dass alles in Ordnung war. 

Er setzte immer wieder den Bohrhammer an und löste so die Fliesen von den Wänden, während Matthias den Schutt in Eimer füllte und in den Container vor der Garage brachte. Jonathan war froh, dass er wegen des Lärms nicht mehr mit Matthias reden konnte, denn er schien nicht wirklich hier sein zu wollen. 

Es war klar, dass Matthias und Jonas nicht in einem Raum sein wollten und er war ein wenig neugierig, was zwischen den beiden vorgefallen war. 

Relativ schnell wurden seine Arme schwer und nach der ersten Wand machte er eine Pause. Matthias war gerade mit zwei vollen Eimern beim Container, also ging er ihm entgegen. 

„Ich brauche eine kurze Pause, sonst fallen meine Arme ab", lachte er, als er ihm im Flur begegnete. Matthias nickte nur, dann setzte er sich auf die unterste Stufe der Treppe und vergrub das Gesicht in den Händen. Ein wenig unbeholfen stand Jonathan neben ihn und schüttelte noch immer seine schmerzenden Arme aus. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit hob Matthias den Kopf und sah zu ihm auf, dann erhob er sich, packte ihn am Ellbogen und zog ihn zurück ins Bad. Perplex folgte er ihm und fragte sich, was er vorhatte. Wollte er mit ihm reden? Hatte er beschlossen, dass er genug Pause gemacht hatte? 

Matthias sah ihn eindringlich an, die Arme vor der Brust verschränkt. Jonathan fühlte sich, als hätte er etwas falsch gemacht. Matthias seufzte, doch dann löste er die Arme wieder und bemühte sich, ein wenig freundlicher auszusehen. 

„Hat sie mit dir über diesen Abend geredet?", fragte er schließlich und einen Moment lang verstand er nicht, worauf er hinauswollte. 

„Du meinst, als er sie gewürgt hat?", versicherte er sich, doch Matthias nickte schnell. Kurz dachte Jonathan nach. 

„Nein, nicht wirklich. Ich habe sie aber auch nicht danach gefragt", gestand er und kam sich auf einmal ziemlich unaufmerksam vor. Sheila hatte nicht wirklich den Eindruck gemacht, als wollte sie darüber reden. 

„Eigentlich wirkte sie, als wollte sie es so schnell es ging vergessen", erklärte er, doch Matthias schüttelte den Kopf. 

„Sie sollte mit jemandem darüber reden. Wie sie sich dabei gefühlt hat, ob sie irgendwelche Ängste hat. Mit mir hat sie auch noch nicht darüber geredet und irgendwie mache ich mir deswegen Sorgen", sagte er und zog die Augenbrauen zusammen. Jonathan fand es merkwürdig, denn sie schien in den letzten Tagen richtig glücklich zu sein. 

„Okay", erwiderte er nur, unsicher, ob Matthias ihm damit irgendetwas sagen wollte. 

„Sie war schon länger nicht mehr bei ihrem Therapeuten", fuhr er dann fort und auf einmal meinte Jonathan sich zu erinnern, dass sie bei einem ihrer ersten Treffen erzählt hatte, dass sie einmal die Woche zu einem Therapeuten ging. Doch seit dem waren sie eigentlich jeden Tag zusammen gewesen und soweit er wusste, war sie noch nie zu so einem Termin gegangen. 

Jonathan fühlte sich nicht wirklich wohl bei dem Gedanken, sie darauf anzusprechen. Immerhin war es ihre eigene Entscheidung. Matthias verschränkte wieder die Arme vor der Brust und sah ihn so eindringlich an, dass er sich verlegen am Kopf kratzte. 

„Sie sollte wieder hingehen. Allein um über die Trennung und alles zu sprechen. Sie frisst alles in sich hinein bis sie irgendwann platzt", fuhr Matthias fort und Jonathan konnte es nicht anders als einen Vorwurf werten. Er war sich sicher, dass Matthias es auch als einen meinte, sonst würde er ihn nicht so ansehen. 

„Sollte ich sie darauf ansprechen?", fragte er vorsichtig, denn er hatte nicht den Eindruck, dass Sheila die Dinge in sich hineinfraß. Matthias seufzte, dann rieb er sich übers Gesicht, als würde er er sich wirklich Sorgen machen. 

„Vielleicht kannst du ihr anbieten, mit ihr darüber zu sprechen und ich erinnere sie an ihre Termine beim Therapeuten", schlug er vor und Jonathan nickte. 

„Okay, mache ich", gab er zurück, dann nickte Matthias kurz und wandte sich wieder der Arbeit zu. 

Slice of Life - A New Beginning IWhere stories live. Discover now