Kapitel 75 - Jonathan

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Jonathan kam die kurze Zeit, die Sheila für die Treppen zu seiner Wohnung in zweiten Stock benötigte, endlos lang vor. Doch als er sie endlich sah und sie ihn anstrahlte, fiel ein großer Teil des Kummers von ihm ab. Er breitete die Arme aus und ohne zu zögern warf sie sich schwungvoller als erwartet hinein. Er taumelte einen Schritt zurück, dann spürte er ihre Lippen auf seinen. 

„Hey", presste er atemlos hervor, als sie sich von ihm löste und die Tür hinter sich schloss. 

„Selber hey", antwortete sie und zog sich Mantel und Schuhe aus. 

„Wie war es?", fragte er vorsichtig, doch sie sah ihn noch immer lächelnd an. 

„Ich habe es mir schlimmer vorgestellt. Danach war ich noch mit meinem Vater einen Kaffee trinken, deswegen bin ich so spät. Der Anwalt hat gesagt, dass er alles gestanden hat. Es wird also schnell zu einem Gerichtstermin kommen und dann ist das alles endlich vorbei", sprudelte sie hervor, dann nahm sie seine Hand und zog ihn ins Wohnzimmer. Noch immer war er überrumpelt, denn er hatte nicht im geringsten damit gerechnet, dass sie so gute Laune hatte. 

„Das ist doch gut. Du... hast ziemlich gute Laune", stellte er fest und lachte kurz. 

„Mein Vater hat mir erzählt, dass Lisa wieder schwanger werden will", platzte sie heraus, dann ließ sie sich aufs Sofa fallen und sah ihn erwartungsvoll an. Er setzte sich neben sie und nahm ihre Hand. 

„Das klingt schön", erwiderte er und sie nickte begeistert. 

„Je länger ich darüber nachdenke, umso besser finde ich die Idee. Ich würde mich freuen, wenn es klappt", sagte sie, dann schien sich ihre Aufgedrehtheit ein wenig zu legen. Sie ließ den Kopf an seine Schulter sinken und legte einen Arm um seine Mitte. 

„Ich versuche einfach, nicht mehr darüber nachzudenken. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass es von nun an bergauf geht", sagte sie leise und er spürte, dass sie seine Hand ein wenig fester drückte. Sein Herz schlug schneller und er küsste sie auf den Kopf. 

„Ich finde es schön, dass du so denkst. Lass dich davon nicht runter ziehen. Vielleicht kann ich dir ja helfen, dich ein bisschen abzulenken", sagte er und wackelte mit den Augenbrauen, woraufhin sie ihn knuffte. 

„Ich bin so aufgeregt wegen der Sache mit dem Baby", sagte sie, doch dann schwieg sie und sie schien über etwas nachzudenken. Unweigerlich musste er daran denken, dass sie vielleicht darüber nachdachte, selbst ein Baby zu bekommen, doch eigentlich hatte er nicht den Eindruck gehabt, dass sie möglichst schnell ein Kind bekommen wollte. Was er durchaus gut fand. 

„An was denkst du?", fragte er sie und schien sie damit aus ihren Gedanken zu reißen. 

„Ach, an nichts bestimmtes eigentlich. In meinem Kopf rasen die Gedanken hin und her. Ich weiß nicht, ob du das kennst, aber manchmal fühle ich mich so aufgekratzt und meine Gedanken fahren Achterbahn", antwortete sie und er dachte einen Moment lang nach. Zwar war er in der letzten Zeit oft aufgeregt und nervös gewesen, doch ihre Gedanken schienen ebenso wie ihre Launen ein wenig sprunghaft zu sein. Ihre Stimmung wechselte oft innerhalb von Minuten von überschwänglich gut gelaunt zu nachdenklich oder traurig. 

„Hast du oft Stimmungsschwankungen?", rutschte es ihm heraus und am liebsten hätte er es zurückgenommen. Sie wandte sich ihm zu und musterte ihn einen Augenblick lang. Das Lächeln war aus ihrem Gesicht verschwunden. 

„Schon. Aber ich versuche, das irgendwie in den Griff zu bekommen. Stört dich das?", fragte sie plötzlich verunsichert. Schnell legte er ihr eine Hand an die Wange. 

„Nein, mir ist es nur aufgefallen", erwiderte er ehrlich, doch sie schien sich Gedanken zu machen. 

„Wirklich. Es stört mich nicht. Ist nur manchmal etwas unerwartet", gab er schulterzuckend zu und lächelte. Sie erwiderte es zwar, aber es schien gezwungen. 

Slice of Life - A New Beginning IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt