Kapitel 54 - Sheila

12 4 5
                                    

******************************

Hallo!

Auch hier habe ich mich mal wieder nicht an die eigentliche Reihenfolge gehalten. Dieses Mal habe ich auch keine Entschuldigung, es ist eben so, wie es ist. 

Dennoch viel Spaß bei diesem etwas längeren Kapitel :)

*******************************

Herr Bergling sah Sheila so eindringlich an, dass ihr unwohl wurde. Sie zog die Decke höher, doch sie hielt seinem Blick stand. Dieser Mann war schwer einzuschätzen, aber er hatte diesen Ausdruck im Gesicht, als hätte er schon schlimme Dinge gesehen. 

„Ich habe mit dem Arzt gesprochen. Er meinte, sie sollen nicht sprechen, aber trotzdem möchte ich Sie schon heute befragen. Ich habe da etwas vorbereitet", sagte er mit kratziger Stimme und griff in die Innentasche seiner schweren, schwarzen Lederjacke. Er zog ein Tablet hervor, dann warf er seinem Begleiter, den sie schon ganz vergessen hatte, einen Blick über die Schulter zu. 

„Gehen Sie raus und unterhalten sich mit den anderen", befahl er ihm in strengem Ton und sofort gehorchte der andere. Mit dem Kommissar sollte man sich wahrscheinlich nicht anlegen, denn er wirkte ziemlich einschüchternd. 

Erst nachdem sein Kollege die Tür hinter sich geschlossen hatte, wandte er sich wieder ihr zu. Mit seinem Stuhl rutschte er näher an sie heran, dann hielt er ihr das Tablet unter die Nase. 

„Ich werde Sie laut ein paar Dinge fragen. Das Teil hier", er deutete auf Tablet in seiner Hand, „hat eine Spracherkennung und schreibt einen Text. Sie antworten dann bitte, indem Sie Ihre Antwort eintippen. Haben Sie das Prinzip verstanden?", fragte er und sah sie an, als sei sie bescheuert. Sie nickte kurz und sah den Mann abschätzend an. Sie war sich sicher, dass er ein guter Kommissar war, aber er hatte auch irgendetwas Verwegenes an sich. 

„Gut. Mein Vorgesetzter wollte, dass eine Frau mit Ihnen spricht, aber ich wollte unbedingt selbst mit Ihnen reden. Sie sind tough, nicht wahr? Sie wollen und müssen nicht in Watte gepackt werden", sagte er und sie spürte, dass der Kerl mehr über sie zu wissen schien, als er zugab. Sie musterte ihn weiterhin, dann seufzte er, legte das Tablet neben sie aufs Bett und lehnte sich zurück. 

„Fangen wir an", sagte er und rutschte noch näher an ihr Bett und tippte auf dem Tablet herum. Es öffnete sich ein Schreibprogramm, doch am unteren Rand des Displays war das Symbol eines Mikrofons zu sehen. Herr Bergling legte den Finger darauf, dann nannte er den heutigen Tag und die Uhrzeit sowie seinen eigenen Namen und den ihren. Dann sah er sie an, doch er nahm den Finger noch nicht von dem Symbol. 

„Sie sind Tänzerin, nicht wahr?", sagte er noch, bevor er den Finger vom Display nahm. Sie beobachtete, wie sich nach und nach ein Text auf dem Tablet aufbaute. Obwohl es genau die Worte von Herrn Bergling gewesen waren, las sie sich den Text schnell durch. Er schob mit dem Zeigefinger das Gerät näher an sie heran, eindeutig die Aufforderung, etwas einzutippen. Sie schluckte, dann nahm sie das Tablet in die Hand und legte er sich auf den Schoß. Es war eine einfache Frage, doch sie wusste, dass er sie ans Erzählen bringen wollte. Sie warf ihm noch einmal einen Blick zu, den er fest erwiderte. Sie wusste nicht warum, aber sie spürte, dass sie ihm vertrauen konnte. Obwohl er streng und irgendwie unnahbar wirkte, wusste sie, dass er alles dafür tun wollte, dass Ville die Strafe bekam, die er verdiente. 

Da kam ihr plötzlich ein Gedanke. Sie könnte doch einfach erklären, dass sie ihn nicht anzeigen wollte. Doch war es wirklich das, was sie wollte? Er würde ohne Frage weiter versuchen, sie zurückzugewinnen. Und das wollte sie auf keinen Fall. Sie begann, eine Antwort zu tippen. 

„Ja, ich habe eine klassische Ballettausbildung gemacht. Aber zuletzt habe ich vor knapp vier Monaten getanzt", schrieb sie und reichte ihm das Tablet. Er las ihre Antwort laut vor, dann sah er sie an, wahrscheinlich um ihre Reaktion zu sehen. 

Slice of Life - A New Beginning IWhere stories live. Discover now