Kapitel 169 - Sheila

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Sheila ärgerte sich mal wieder über sich selbst, dass sie so nervös gewesen war. Sie hätte wissen müssen, dass Jonathans Freunde nett sein würden. 

Laura hatte sie direkt in Beschlag genommen und plapperte auf sie ein, was sie jedoch nicht als unangenehm empfand. Sie schien offen und direkt zu sein und das mochte sie. Sie hatte dunkle, lange Haare und braune Augen und recht markante Gesichtszüge, doch sie sah hübsch aus. 

Jonathan hatte erzählt, dass sie und Karl ein Paar waren, doch irgendwie schienen die beiden nicht recht zusammen zu passen. Er war ein wenig dick und sah aus, wie ein großer Teddybär, der keiner Fliege etwas zu leide tun konnte, während sie ein eher rebellischer Typ zu sein schien. Sie trug schwarze, knallenge Jeans und einen schwarzen Kapuzenpulli und beinahe an jedem Finger trug sie einen Ring. 

Ein wenig erinnerte sie sie an Carolin, doch schnell vertrieb sie den Gedanken an sie. Denn es gab eine Person, die sie unweigerlich mit Carolin verband und an diesen Jemand wollte sie nicht mehr denken. 

Laura erzählte von ihrer gemeinsamen Schulzeit mit Jonathan und aufmerksam hörte sie zu. Es interessierte sie brennend, wie er früher so gewesen war. Offensichtlich war er schon immer so fürsorglich und aufmerksam gewesen, denn sie berichtete, dass er sie und Karl oft verteidigt hatte, wenn andere blöde Kommentare über sie gemacht hatten. Irgendwie machte sie das stolz und sie spürte, dass sie diesen Mann nie wieder würde gehen lassen.

Nachdem Laura und Karl gegangen waren, fühlte sie sich ähnlich wie gestern ein wenig aufgekratzt, doch sie war froh, die beiden kennengelernt zu haben. Sie hatte einen schönen Abend gehabt und es tat ihr gut, mit anderen Menschen zu reden und nicht in Grübeleien zu versinken. 

Jonathan ließ sich aufs Sofa fallen und stöhnte, als wäre er erschöpft. Sheila schmiegte sich an ihn und augenblicklich legte er den Arm um sie. 

„Sie sind nett", sagte sie und sah ihm in die Augen. Er lächelte, dann schüttelte er sie ein wenig. 

„Habe ich dir doch gesagt. Du musst dir nicht immer so viele Gedanken über alles machen", sagte er und schloss die Augen. 

„Irgendwie passen sie nicht wirklich zusammen", fuhr sie fort und dachte daran, wie unterschiedlich die beiden zu sein schienen. Jonathan öffnete die Augen wieder, doch dann lachte er. 

„Sie sind doch erst seit gestern zusammen. Sie sind schon ewig miteinander befreundet und ich konnte es auch nicht recht glauben, als er mir erzählt hat, dass sie sich zu Dates treffen. Aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass es mit den beiden klappt", erwiderte er und Sheila spürte, dass er sich wirklich sicher zu sein schien. 

„Wäre schön für sie", sagte sie, obwohl sie sie gar nicht richtig kannte. 

„Sie können leider am Dienstag nicht. Karl wollte nicht so recht damit rausrücken, aber sie wollen beim nächsten Mal helfen", sagte Jonathan dann und erst da fiel ihr wieder ein, dass es bald richtig losging mit dem Renovieren. 

„Schade", gab sie nur zurück und ihr wurde ein wenig schwer ums Herz, wenn sie daran dachte, wie viel Arbeit noch vor ihnen lag. 

„Hinterher wird es schneller gehen, als du glaubst", sagte er und kurz befürchtete sie, er könnte ihre Gedanken lesen. 

„Hoffentlich", seufzte sie, denn sie konnte es kaum abwarten, endlich ins Haus zu ziehen. Es würde sich wie ein richtiger Neustart anfühlen. Im Moment hatte sie das Gefühl, dass sie sich noch in einer Übergangsphase befand. Im Prinzip war sie bei ihm zu Besuch und sie würde wohl noch einige Zeit aus dem Koffer leben, doch das war in Ordnung. So lange konnte sie in ihrem Innern das Chaos aufräumen, das Ville angerichtet hatte. 

Slice of Life - A New Beginning IWhere stories live. Discover now