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Am nächsten Montag ist es wieder soweit und der schönste Termin einer jeden Woche steht an.

Lion kommt zu mir und heute wird er freundlicherweise direkt von Roy zu meinem Zimmer begleitet, der nicht müde wird, ihm ausdrücklich klarzumachen, wofür er hier ist und wofür nicht.

"Schön, dass du beim letzten Mal das Kondom voll gekriegt hast, aber heute will ich, dass du auch wirklich das tust, wofür du sie bezahlst, nämlich sie zu ficken und nicht nur mit ihr zu labern und am Ende ins Kondom zu wichsen", erklärt er düster und fixiert Lion aus seinen stechend blauen Augen.

Seit ich wieder in Düsseldorf bin, also seit ziemlich genau drei Wochen, habe ich Roy außerhalb des Ladens genau viermal gesehen. Zweimal waren wir gemeinsam was Essen, und irgendwie kam ich mir dabei wahnsinnig schäbig vor, weil es sich anfühlte, als würde ich Lion betrügen, auch wenn ich mich natürlich bemüht habe, mir das vor Roy nicht anmerken zu lassen.

Innerlich habe ich mittlerweile komplett mit ihm abgeschlossen. Ich habe seine Masche durchschaut und glaube ihm kein einziges Wort mehr. Ich lasse mich nicht mehr von ihm blenden, ich bin nur bemüht, sicherheitshalber noch ein wenig den Schein zu wahren, vor allem um meine Treffen mit Lion aber auch meine Gesundheit nicht zu gefährden. Denn auch wenn ich keine Gefühle und keinen Respekt mehr vor ihm habe, so habe ich noch immer tiefsitzende Angst vor ihm und seinem Gewaltpotential.

"Okay Chef", antwortet Lion und nickt Roy zu, was ihn offensichtlich noch mehr provoziert, doch bevor er antworten kann, zieht Lion meine Zimmertür hinter sich zu. Er verdreht genervt die Augen und deutet mit dem Kopf Richtung Tür, woraufhin ich ihn angrinse.

"Geht's dir gut?", fragt er leise und besorgt, streichelt meine Wange und drückt mir einen innigen Kuss auf die Stirn. "Alles okay, und bei dir?", frage ich zurück. Lion nickt nur.

Nach zehn Minuten, in denen wir uns flüsternd ausgetauscht und ein wenig rumgeknutscht haben, klopft es plötzlich kräftig an der Tür, gefolgt von einem: "Ich höre nichts!"

"Alter, ist das dein Ernst?", entfährt es mir entsetzt.

Was für ein Psychopath!

Will er sich vielleicht einfach direkt ans Fußende setzen und zu schauen?

"Ich hole deinen kleinen Löwen gleich da raus", droht Roy und ohne ihn zu sehen, höre ich an seinem Tonfall, dass es ihm ernst ist.

"Scheiße Mann", fluche ich leise und schließe kurz die Augen.

"Soll ich einfach gehen?", fragt Lion einfühlsam und mustert mich aufmerksam. Ich schüttele energisch den Kopf. "Ne, das bringt auch nichts. Dann wird er erst recht misstrauisch und dann wirst du gar nicht mehr hierhin kommen dürfen. Ich glaube uns bleibt keine andere Wahl, als es einfach zu tun oder willst du nicht?"

"Doch, schon, aber eigentlich auch nicht", druckst Lion herum. "Also versteh mich nicht falsch.. Deshalb habe ich letzte Woche auch einfach im Badezimmer in das Kondom gewichst. Ich will dir nicht zu nahe treten und das gleiche mit dir machen wie diese ganzen anderen Hurensöhne, noch dazu hier in diesem Zimmer. Ich habe Angst, dass das irgendwas zwischen uns kaputt macht, wenn ich mich endgültig mit deinen Freiern auf eine Stufe stelle."

"So ein Quatsch, du wirst nie mit denen auf einer Stufe stehen", beschwichtige ich ihn, doch ich weiß, was er meint und tief in meinem Inneren beunruhigt mich dieser Gedanke ebenfalls. Wenn ich mit ihm schlafe, wird das endgültig auch vor Lion Malia und Mila miteinander vermischen, ob ich will oder nicht.

"Sei einfach du. Nicht deine Rolle", schlägt Lion vor, als könnte er Gedanken lesen und streicht mir eine meiner kurzen braunen Haarsträhnen hinters Ohr.

Rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt