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Lion steht wie versteinert da und bewegt sich zuerst keinen Millimeter.

Er trägt ein weißes Poloshirt mit passender weißer Shorts und auf seinem Kopf sitzt eine weiße Nike Cap. Seine braungebrannte Haut wirkt durch die helle Kleidung noch dunkler, wodurch seine hellgrünen Augen deutlich hervorstechen.

Über seiner rechten Schulter baumelt lässig seine dunkle Tennisschläger Tasche.

Mein ganzer Körper ist angespannt und ich lächele ihn nervös an. Als er sich dann in Bewegung setzt und langsam auf mich zu läuft, fällt mir ein Stein vom Herzen.

Lions Gesicht ist ausdruckslos, er verzieht keine Miene. Als er noch gut zehn Meter von mir entfernt ist, zieht er seinen Autoschlüssel aus seiner Hosentasche und öffnet per Knopfdruck den Kofferraum. Er schmeißt seine Tasche in den kleinen chromgrünen AMG GT und drückt den Kofferaum wieder zu.

Mein Herz schlägt aufgeregt gegen meine Brust und jede Sekunde fühlt sich an wie eine ganze Stunde, während ich auf eine Reaktion von ihm warte.

Lion tritt nun neben mich und bleibt unschlüssig vor mir stehen.

"Hey", probiere ich es, doch ich bin so aufgeregt, dass man es fast nicht hört.

"Hey", gibt er leise zurück und ich sehe, dass er sich bemüht, möglichst neutral zu sein. Seine warme Stimme jagt mir trotzdem einen angenehmen Schauer über den Rücken.

"Was machst du hier?", fragt er direkt und spielt mit dem Autoschlüssel in seiner rechten Hand.

Ich bin wohl nicht die einzige, die nervös ist.

"Ich wollte mit dir reden", antworte ich ehrlich und sehe ihm tief in die Augen.

Doch kurz bevor ich mich in seinem Blick zu verlieren drohe, wendet er seinen Blick von mir ab.

"Worüber?", fragt er und kickt einen der kleinen Kieselsteine weg.

"Das weißt du doch ganz genau", antworte ich verzweifelt und mache einen kleinen Schritt auf ihn zu.

Ich suche wieder seinen Blick und er erwiedert ihn kurz. Er wirkt verletzt und verunsichert und ich weiß viel zu gut, dass das auf meine Kappe geht.

"Dann rede", antwortet er nüchtern.

"Hier?", frage ich.

"Wo denn sonst?", gibt er leicht patzig zurück.

"Ich weiß nicht, wollen wir ein bisschen laufen? Hier vorne ist doch direkt das Waldstück", schlage ich hilflos vor.

Lion zuckt nur mit den Schultern, schließt sein Auto per Knopfdruck ab und läuft vor Richtung Straße.

Bis jetzt läuft unser Gespräch noch nicht so richtig rund, aber ich bin froh, dass er überhaupt mit mir redet. Nach allem was war, könnte ich es ihm nicht mal übel nehmen, wenn er kommentarlos in sein Auto gestiegen und weggefahren wäre.

Wir laufen wortlos nebeneinander her, bis Lion sich auf einer einsamen Bank im Wald niederlässt und sich eine Zigarette anzündet. Er bietet mir auch eine an und gibt mir Feuer.

Einen Moment lang sitzen wir schweigend nebeneinander und rauchen gedankenverloren unsere Zigaretten, bis Lion irgendwann fragt: "Also, du wolltest mit mir reden?"

"Hast du es rumerzählt?", falle ich direkt mit der Tür ins Haus. "Was?", fragt Lion verständnislos. "Dass ich im Mirage arbeite", antworte ich unsicher. "Du meinst, dass du strippst?", erwidert er kalt und schaut mir direkt in die Augen.

"Ja. Hast du das überall rumerzählt?", frage ich ihn und erwiedere seinen Blick.

Lion lacht laut auf. Doch es ist kein ehrliches Lachen, sondern ein abfälliges. "Spinnst du?", fährt er mich an. "Wieso sollte ich?"

Rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt