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Die nächsten Wochen vergehen wie im Flug. In der Schule wird das Tempo angezogen und ich bin immer öfter mit Lernen und Abiturvorbereitungen beschäftigt.

Wenn ich nicht gerade hinter meinen dicken Büchern hocke, bin ich im Mirage. Roys und meine anfängliche Regelung hält nicht wirklich lange an, und schnell wird das Kellnern immer weniger und das Tanzen immer mehr, was zum einen an dem wahnsinnig guten Feedback der Gäste liegt, aber auch daran, dass ich es einfach wirklich gerne mache.

Ich genieße die Aufmerksamkeit der Männer, ich arbeite gerne mit den anderen Mädels zusammen, von denen ich immer mehr meine Freundinnen nennen kann und ich liebe es, mich sportlich und kreativ ausleben zu können. Mariella lässt mir viel Entscheidungsfreiheit und ich kann mich bei den Choreos immer mit einbringen.

Bis jetzt hatte ich auch Glück und habe, außer den üblichen dämlichen und grenzüberschreitenden Sprüchen, keine wirklich schlechten Erfahrungen gemacht.

Ich habe seit meinem Einstand keine richtige Bühnenshow mehr gegeben, sondern nur das klassische "Animationstanzen" gemacht, welches im Mirage durchgehend ohne feste Choreographie stattfindet.

Heute steht allerdings mal wieder etwas Neues an. Eine größere Gruppe von voraussichtlich fünfzehn jungen Männern feiert einen zwanzigsten Geburtstag im Mirage. Die Freunde des Geburtstagskindes haben für ihn unser großes Geburtstagspaket namens "Birthday Sex" gebucht.

Hierbei kommen drei Mädchen zu dem gleichnamigen Rap-Song mit drei großen Flaschen Alkohol nach Wahl an den Tisch, an denen brennende Bengalos befestigt sind, unter dem Vorwand, diese zu servieren. Dabei bleibt es jedoch nicht und das Geburtstagskind bekommt dann eine "private" Poledance-Show mit Striptease und anschließendem Lapdance von einer der Damen.

Joker hat beschlossen, dass es an der Zeit sei, mich mal an diesem Spektakel teilhaben zu lassen und zu meiner Freude hat er mir Joana und Kitty an die Seite gestellt. Kitty ist Anfang zwanzig und Joker war der Meinung, dass wir drei in Kombination alterstechnisch am besten zu dem Gast passen würden.

In den letzten zwei Tagen hat Joana mit mir den Ablauf studiert und mir die wichtigsten Dinge beigebracht. Den Lapdance bekommt er am Ende sowieso von Kitty, ob er will oder nicht. Die hübsche Blondine mit den drallen Kurven ist auf dem Gebiet mit Abstand die Geübteste von uns.

Unser kleiner Auftritt ist für 22 Uhr geplant. Gegen 20 Uhr ist der Laden schon gerappelt voll und ich tanze an einer der hinteren Stangen alleine. Ich räkele mich an der Stange, ziehe mich an ihr hoch und lasse mich anmutig wieder runtergleiten, als Abdel sich genau vor mich setzt.

Er begrüßt mich kurz und beobachtet mich dann mit Argusaugen. Er studiert jeden Centimeter meiner nackten Haut und jede meiner noch so kleinen  Bewegungen.

"Wenigstens tanzt du so mal für mich", stellt er nach einigen Minuten fest.

Irgendwie ist es mir unangenehm, dass er so nah vor mir sitzt. Vielleicht liegt es daran, dass ich so genau weiß, dass er mein größter Fan ist; vielleicht liegt es aber auch nur an Roys Abneigung ihm gegenüber, die er bei ihrem letzten Aufeinandertreffen so lebhaft kundgetan hat.

Ich drehe mich an der Stange und ziehe dann meinen BH aus. Ich lasse ihn beiläufig auf den Boden fallen und stehe nun nur noch mit einem kleinen String bekleidet vor ihm.

Abdel hat ein Pokerface aufgesetzt und verzieht keine Miene. Dann holt er ein zusammengerolltes Bündel Geldscheine aus seiner Hosentasche und fächert mehrere grüne Scheine vor sich auf dem Rand des Podests auf.

Er winkt mich zu sich heran. Langsam und mit einem mulmigen Gefühl gehe ich auf ihn zu und lasse mich geschmeidig auf die Knie nieder.

Gute Miene zu bösem Spiel machen.

Rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt