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Nachdem Joana mich besucht hat, falle ich das erste Mal in ein Loch.

Dass Joana jetzt anschaffen geht und meiner aktuell einzigen Freundin, die in der kurzen Zeit schon so wichtig für mich geworden ist, etwas ähnliches passieren könnte, wie es mir passiert ist, macht mir Angst und ist zusätzlich zu all den anderen negativen Ereignissen der Tropfen, der für mich das Fass zum überlaufen bringt.

Ich ziehe die schweren dunkelgrauen Vorhänge im Schlafzimmer zu und lege mich ins Bett. Eine ganze Weile liege ich nur regungslos da und starre die Decke an.

Immer wieder schieben sich Bilder von David vor mein inneres Auge: von seinem selbstgefälligen Grinsen, von seinem kalten Blick, ja sogar von seinem riesigen Schwanz, den er erbarmungslos in mich reingestoßen hat.

Mein Magen zieht sich zusammen und mir wird schlagartig übel.

Wieso hat er mir das nur angetan?

Und wieso habe ich so viel mehr von einem Typen erwartet, der 1,6 Mio. Euro dafür bezahlt, ein minderjähriges Mädchen zu entjungfern?

Tränen laufen über meine Wangen und ich schleppe mich kraftlos ins Wohnzimmer, um mir einen Joint zu holen. Noch immer bekomme ich es nicht auf die Reihe, mir selber meine Joints zu bauen und lasse mir regelmäßig von Roy fertige Joints mitbringen.

Ich kiffe mittlerweile oft und gerne. Es hilft mir runterzukommen, mich zu entspannen und meine Gedanken abzuschalten.

Der Joint, den ich mir aus der Schublade des weißen Sideboards nehme, ist der letzte den ich noch habe. Ich öffne meine Reisetasche und sehe, dass auch nur noch eine der weißen Zauberpillen in der kleinen durchsichtigen Tüte übrig ist.

Kurzentschlossen nehme ich mein Handy raus und schreibe eine Nachricht an Roy: "Kannst du mir später noch ein paar Zauberpillen und Joints vorbeibringen? Habe nichts mehr hier."

Roys Antwort lässt nicht lange auf sich warten. "Klar, komme nach meinem Termin kurz rum", blinkt seine Nachricht auf meinem Display auf.

Ich liege den gesamten Nachmittag rum, mäßig sediert von dem Gras und versuche, all meine Gedanken abzublocken und stumm zu schalten. Immer mal wieder höre ich Musik oder starte eine Serie, doch ich kann mich nicht fallen lassen und den Geschehnissen auf dem kleinen Flachbildschirm nicht folgen.

Es ist nicht nur Davids Gesicht, das immer und immer wieder vor meinem inneren Auge erscheint und mich hochschrecken lässt, wenn ich gerade dabei bin, in einen leichten Dämmerschlaf zu fallen, sondern auch Detlefs.

Der Vorfall von gestern lässt all die schlechten Erinnerungen an meinen "Stiefvater" wieder hochkommen.

Ich dachte, ich wäre ganz gut über die Sache hinweg gekommen, doch anscheinend habe ich das alles nur ganz gut verdrängt.

Als es abends an der Tür klingelt bin ich ganz froh, nicht mehr alleine sein zu müssen.

Ich werfe im Flur auf dem Weg zur Wohnungstür einen kurzen Blick in den Spiegel und erschrecke bei dem Anblick meiner Augen, die vom vielen Weinen und von dem Gras ganz rot sind.

Roy tritt in die Wohnung und schließt mich wortlos in seine Arme. Er trägt ein hellgraues T-Shirt mit weitem Ausschnitt, welches ein gutes Stück seiner muskulösen und tätowierten Brust präsentiert und dazu eine dunkle Jeans mit Rissen an den Knien.

Er riecht nach seinem schweren Parfum und Gras und ich inhaliere seinen Duft, während ich mein Gesicht in seine Halsbeuge schmiege.

Roys Finger streichen sanft über meine Haare, bis er sich irgendwann zaghaft von mir löst. "Wie geht es dir?", fragt er ehrlich interessiert und mustert mich skeptisch. Ihm scheint wohl auch aufzufallen, dass ich ziemlich beschissen aussehe.

"Es geht", nuschele ich leise und schmiege mich wieder an ihn, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. Er weiß zwar sowieso, dass das gelogen war, aber er kennt mich mittlerweile so gut, dass ich manchmal das Gefühl habe, er kann durch meine Augen direkt in meine Seele sehen.

Ich will nicht, dass er weiß, wie schlecht es um mich steht. Ich will nicht, dass er sich noch mehr Vorwürfe macht. Ich will zeigen, dass ich stark bin und will lieber, dass er Dankbarkeit und Bewunderung mir gegenüber empfindet als Mitleid.

Roy hält eine kleine weiße Plastiktüte hoch, aus der warmer Dampf und ein köstlicher Geruch steigt. "Ich dachte, du hast vielleicht Hunger?", fragt er und lächelt mich an.

"Hunger habe ich keinen, aber ich denke es wäre gut, wenn ich mal was esse", antworte ich matt und schenke ihm ein winziges Lächeln zurück.

"Komm, wir setzen uns ins Wohnzimmer", schlägt er vor. "Ich hole eben Besteck."

Ich laufe vor und lasse mich kraftlos auf die weiche Couch sinken.

"Was hast du denn mitgebracht?", rufe ich neugierig durch den Flur.

Ich weiß nicht mal, wann ich das letzte Mal was gegessen habe. Vermutlich war es gestern das ekelhaft blutige Stück Fleisch bei David.

"Chinesisch", antwortet Roy und erscheint im Türrahmen. "Gebratene Nudeln, Ente, süß-saures Gemüse und die kleinen Frühlingsrollen, die du so magst."

Dankbar lächele ich ihn an. Er reicht mir ein Messer und eine Gabel, setzt sich neben mich und beginnt mehrere weiße Styroporschachteln auszupacken.

"Iss", sagt er, nickt mir auffordernd zu und betrachtet mich abwartend.

Ich nehme zuerst eine Frühlingsrolle und beiße einen kleinen Bissen ab. Sie schmeckt köstlich und ist noch richtig heiß.

Einen Moment lang essen wir schweigend, bis Roy irgendwann sein Besteck auf dem Tisch zusammenlegt, sich zurücklehnt und mich beobachtet.

Ich versuche es zu ignorieren, doch irgendwann frage ich. "Was ist los?"

"Geht es dir genau so scheiße, wie du aussiehst?"

Ertappt sehe ich ihn aus großen Augen an. "Ist das so offensichtlich?", frage ich resigniert und lasse nun auch meine Gabel sinken.

Roy nickt nachdenklich. Dann zieht er sein Handy aus der Tasche und beginnt darauf herum zu tippen. Es dauert ein paar Sekunden, doch dann hält er es mir hin und sagt: "Hotels in Dubai. Such dir eins aus, egal wie teuer, ich zahle."

Ich sehe ihn verwirrt an. Wie so oft kann ich seinen Gedankensprüngen nicht so ganz folgen.

"Es ist doch noch ein wenig Zeit bis zu deinen Prüfungen. Wir sollten die Zeit nutzen und Urlaub machen, nur eine Woche. Du musst dringend hier raus, Abstand gewinnen, abschalten. Ohne lernen oder Arbeit. Nur wir beide. Sonne satt, schwimmen im Meer und all inclusive. Den ganzen Tag leckeres Essen, das hast du wirklich nötig." Er streicht sanft über meine knochigen Schultern und tadelt mich mit seinem Blick.

"So schön das klingt, aber wie du selbst sagst: Ich habe bald Abiturprüfungen", weise ich ihn schweren Herzens zurück. Jetzt Urlaub zu machen wäre absolut unvernünftig.

"Du hast doch kaum Fehlstunden und das ganze Jahr über schon gelernt wie eine Verrückte", gibt er schulterzuckend zurück. "Außerdem kannst du dich in diesem Zustand gerade eh auf nichts konzentrieren, oder?"

Das stimmt. Ich weiß ja nicht mal, welcher Wochentag aktuell ist.

Roy drückt mir energisch das Handy in die Hand und antwortet triumphierend: "Im Notfall würde ich dir sogar erlauben, ein oder zwei deiner Bücher mitzunehmen. Also los, such dir was schönes aus. Oder willst du lieber woanders hin?"

Ich schüttele den Kopf. "Nein, Dubai klingt schon ganz gut."

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Meine Lieben,

Urlaub klingt doch ganz gut, den kann Malia sicherlich gut gebrauchen, oder?

Scheint ja, als würde sich doch noch alles zum guten wenden..

A.

Rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt