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Ich bin am Sonntag schon früh ins Bett gegangen und habe meinem Handy an diesem Abend keine Beachtung mehr geschenkt.

Als mich Montagmorgen in der Früh mein Handywecker unsanft aus meinem unruhigen Schlaf reißt, würde ich ihn am liebsten ausschalten und weiter schlafen.

Es ist letztendlich mein Ehrgeiz, der mich dann doch aus dem Bett treibt. Lange ist es nicht mehr bis zu meinem Abitur im nächsten Jahr und ich möchte so wenig Unterrichtsstunden wie möglich versäumen um so gut es geht auf die Prüfungen vorbereitet zu sein.

Ich wasche mich, bürste meine Haare und schminke mich ein wenig. Dann ziehe ich eine enge blaue Jeans und einen grauen Hoodie an. Zu mehr bin ich heute nicht in der Lage. Ich bin total müde und unmotiviert. 7.45 Uhr Unterrichtsbeginn ist aber auch wirklich eine unchristliche Uhrzeit.

Ich packe noch meine Hefter, mein Etui, mein Portemonnaie und zwei Bücher in meinen schwarzen Nike-Rucksack, den Bella mir letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hat und stecke mir mein Handy in die Hosentasche meiner Jeans.

Es ist Herbst, und daher noch relativ dunkel draußen, als ich langsam zur Bahnhaltestelle laufe. Ich stecke mir meine Kopfhörer in die Ohren und schalte mein Lieblingslied an: "Erfolg ist kein Glück" von Kontra K. Ich liebe dieses Lied schon lange und ich bin mir sicher, dass ich es auch noch sehr lange lieben werde.

Kein Lied ist so aufbauend und motivierend wie dieses.

Da wo sie scheitern, musst du angreifen
In einen höheren Gang schalten
Und auch wenn der Rest dann aufgibt, heißt es festbeißen
Dran bleiben, anspannen und standhalten
Glück nicht verwechseln mit Können
Aber dein Können niemals anzweifeln

Ich rappe lautlos mit und sauge gleichzeitig die kraftvollen Worte in mich auf. Mit jeder Zeile fühle ich mich wacher, stärker und fokussierter.

In der Bahn öffne ich Whatsapp. Seit ich gestern Abend mit Lion geschrieben habe, war ich nicht mehr an meinem Handy.

Wie zu erwarten habe ich einige Nachrichten erhalten. Bella schrieb mir, ob wir uns heute wieder am Bahnhof treffen sollen. Wir laufen meistens von dort aus gemeinsam zur Schule.

Lion hat mir auch noch mal geantwortet: "Aber Malia, ich verstehe es einfach nicht. Kannst du mir nicht wenigstens den Grund nennen?"

Ich ignoriere seine Nachricht und lösche kurzerhand den Verlauf. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe das Gefühl, dass die Nachrichten Roy nicht gefallen würden und wer weiß, ob er das nächste Mal wieder an mein Handy geht.

Ist es okay, Nachrichten vor seinem Freund zu verheimlichen? Wobei.. Ist Roy das überhaupt? Mein Freund? Wirklich definiert haben wir unseren Beziehungsstatus ja immer noch nicht. Und für eine ernsthafte Liebesbeziehung wäre es ja wohl auch noch etwas zu früh, immerhin kennen wir uns gerade mal wenige Tage.

Ich schiebe die Gedanken beiseite wie wenige Sekunden zuvor den Chatverlauf und belasse es dabei. Stattdessen widme ich michq eben besagtem Roy.

Er hat mir gleich mehrere Nachrichten geschrieben. Neugierig lese ich eine nach der anderen:

19.37 "Ignorieren wir uns jetzt?"
19.37 "Ich sehe, dass du online bist."
20.43 "Es tut mir leid, okay! Aber du hättest auch nicht so cool reagiert, wie du behauptet hast. Ist doch wohl normal, dass ich dich nicht teilen will."
21.05 "Du liest meine Nachrichten ja noch nicht mal!"
22.42 "Ich hasse es wie die Pest wenn man meine Nachrichten nicht beantwortet, meine Anrufe ignoriert und sich generell nicht meldet. Wofür zur Hölle hast du eigentlich ein beschissenes Handy?"
23.56 "Denk ja nicht, dass ich mich so einfach geschlagen gebe. Ich habe scheiße reagiert, ja, aber das was du gerade machst ist viel schlimmer."

Rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt