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Als ich den großen Saal wieder betrete, versetzt mein neues Outfit auch Pam kurz in Begeisterung.

"Na geht doch. Toll siehst du aus! So kannst du die Kunden auf jeden Fall empfangen, wenn es gleich losgeht", sagt sie grinsend und schiebt sich eine ihrer roten Haarsträhnen hinter's Ohr.

"Eine Sache wollte ich noch mit dir besprechen, Mäuschen", sagt sie wenig später, als wir noch eine letzte Zigarette gemeinsam im Hinterhof rauchen, bevor das Mirage seine Türen für Besucher öffnet.

Neugierig sehe ich sie an und inhaliere den blauen Qualm.

"Die meisten unserer Gäste sind ziemlich flirty drauf, und viele von ihnen sind dabei plump und direkt. Nicht selten sind ihre anzüglichen Sprüche und Kommentare auch ordentlich am Ziel vorbei geschossen. Das Beste was du dann machen kannst ist, es lächelnd zu übergehen und professionell zu bleiben. Die Männer meinen das selten böse, sondern es ist ihre ungehobelte und verdrehte Art, dir ein Kompliment zu machen. Nimm es einfach als solches an, egal wie stumpf es ist. "Dich würd' ich auch mal gerne ficken" ist auch nur ein blöd ausgedrücktes "Toll siehst du aus!" Und sollte doch mal einer deutlich zu weit gehen, dann klärst du das bitte nicht selbst, sondern rufst einen der Jungs, die für die Sicherheit zuständig sind und überlässt die klaren Ansagen, egal ob wörtlich oder körperlich, ihnen."

"Ehm, okay..", erwidere ich verunsichert und ziehe erneut an meiner Zigarette. Die Ansage von Pam macht mir nicht gerade Hoffnung, aber es ist wahrscheinlich wichtig das zu wissen.

"Mach dir jetzt keine Gedanken. Das ist alles halb so wild, wirst du gleich sehen. Man gewöhnt sich mit der Zeit an die dummen Sprüche. Und im Zweifelsfall bin ich ja auch noch neben dir und haue denen auf die Finger, wenn sie zu weit gehen", sagt sie aufmunternd und drückt ihren Zigarettenstümmel an der Hauswand aus.

Ich tue es ihr gleich und folge ihr zurück ins Mirage und hinter die Bar.

Eine gute halbe Stunde nach der Öffnung des Mirage ist der Hauptsaal prall gefüllt mit Männern, die einzeln oder in kleinen Gruppen den Mädchen beim Tanzen zusehen und sich den ein oder anderen Drink gönnen.

Ich hätte nicht gedacht, dass der Laden auch unter der Woche so gut besucht ist.

Ich schütte gerade ein Glas Bier ein, als jemand hinter mich tritt. "Du siehst sowas von heiß aus", raunt die dunkle Stimme in mein Ohr und mir stellen sich abrupt die Nackenhaare auf.

Grinsend drehe ich mich um und schenke Roy einen verführerischen Augenaufschlag. "Ach ja, findest du?"

"Und wie", haucht er und lässt seinen Blick langsam über meinen Körper gleiten. Ich genieße es und bewege leicht meine Hüften im Takt der Musik.

"Macht es dir Spaß?", fragt er. Ich nicke begeistert. "Gut. Wenn was ist, sagst du Bescheid", sagt er und drückt kurz meine Hand. Dann sagt er deutlich lauter und mit einem Grinsen in Pams Richtung: "Ich weiß ja, dass ich mich darauf verlassen kann, dass Pam gut auf dich aufpasst, nicht wahr?"

"Jawohl, Chef", sagt sie lachend und salutiert dabei. Auch Roy muss lachen.

"Okay Mädels, ich bin dann erstmal weg. Joker ist hinten, wenn was ist. Ich hole dich um Mitternacht ab, ja, Malia?" Ich stimme ihm zu und widme mich dem nächsten leeren Glas, das es zu füllen gilt.

Wenig später lässt sich ein Gast an der Bar nieder und sticht mir sofort ins Auge, da er mit seinem rot-schwarz karierten Holzfällerhemd nicht so richtig in diesen Laden zu passen scheint. Er beginnt eine lebhafte und herzliche Unterhaltung mit Pam und strahlt sie aus seinen braunen Augen, die schon von einigen Falten umgeben sind, an.

Sein graues Haar ist voll und geht an den Koteletten über in einen grauen Vollbart. Er ist durchschnittlich groß und von stämmiger Statur mit einem deutlichen Wohlstandsbauch.

Rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt