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Montagmorgen stehe ich vor dem Spiegel und will meine langen Haare stylen, doch auch heute gefallen sie mir nicht, egal was ich mit ihnen anstelle. In den letzten Tagen ist in mir der Wunsch herangewachsen, meine taillenlangen braunen Haare einfach abzuschneiden.

Vielleicht liegt es an dem Umbruch in meinem Leben und daran, dass ich meiner neuen Einstellung auch ein neues Aussehen folgen lassen will.

Als auch der dritte Versuch, die langen Zotteln in eine halbwegs passable Frisur zu bekommen, scheitert, reicht es mir. Wütend hole ich aus der Küche eine große Schere, binde mir einen strengen Zopf und schneide gut eine handbreit unter dem Haargummi einfach ab.

Als ich die vielen langen Haare dann plötzlich in der Hand halte bin ich zunächst schockiert.

Was zur Hölle habe ich da gerade getan?

Ich ziehe das Zopfgummi aus meinen Haaren, kämme sie, drehe mich skeptisch vor dem Spiegel hin und her und muss sagen - mir gefällt, was ich sehe. Die neue Frisur lässt mich reifer und irgendwie natürlicher aussehen. Es ist wieder mehr Malia als Mila.

Ich drehe mir schnell ein paar Wellen in die Haare und habe danach nur noch Zeit, mir eine Jeans und ein T-Shirt anzuziehen, bevor ich aus der Wohnung eile. Geschminkt habe ich mich zum Glück schon vorher und umziehen muss ich mich im Rouge sowieso, sodass ich mich zwar ziemlich beeilen muss, aber immerhin nicht zu spät komme.

Heute überlege ich verhältnismäßig lange vor meinem Spind, welches "Arbeitsoutfit" ich anziehen soll. Die ganze Woche über habe ich mich auf das Wiedersehen mit Lion gefreut und die Tage rückwärts gezählt, deshalb will ich für ihn heute so schön wie möglich aussehen.

Ich entscheide mich für ein schwarzes Negligee aus Satin mit Spitzenapplikationen, da ich in diesem nicht ganz so nackt aussehe wie in den meisten anderen Dessous.

Wann Lion wohl heute kommen wird?

Wir haben keinen festen Termin abgesprochen, daher bleibt es eine Überraschung.

Ich betrachte mich erneut zufrieden in dem großen weiß gerahmten Standspiegel. Der leicht gelockte Longbob, den ich mir selbst geschnitten habe, steht mir wirklich gut, was mir auch Kitty bestätigt hat, die ich heute morgen schon beim Kaffee holen im Flur getroffen habe.

Ich sprühe mich gerade ein wenig mit meinem Lieblingsparfum ein, als es im Flur plötzlich laut wird.

Es kommt des Öfteren vor, dass Gäste randalieren oder sich mit uns Mädchen oder den Sicherheitsmännern streiten, aber das findet für gewöhnlich eher am Wochenende in der Nacht statt, wenn der Alkoholpegel und damit auch das Aggressivitätslevel der Männer schon deutlich erhöht ist und nicht am frühen Morgen unter der Woche.

Mich beschleicht ein ungutes Gefühl. Wie immer steht meine Zimmertür sperrangelweit offen, denn wir dürfen die Türen grundsätzlich nur schließen, wenn wir Gäste haben. Deshalb höre ich jetzt auch deutlich, wie die Geräusche und die Stimmen immer lauter werden.

"Was willst du hier?", höre ich Roys aufgebrachte Stimme laut bellen.

Mein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen.

"Willst du zu ihr?", schreit er wütend.

Oh mein Gott.

Mit wackeligen Beinen laufe ich zur Tür und stecke meinen Kopf ängstlich durch den Türrahmen und innerhalb einer Sekunde bestätigt sich mein schlimmster Verdacht.

Roy baut sich auf, er ist außer sich vor Wut und ihm gegenüber steht niemand geringeres als Lion.

"Zu wem?", fragt Lion unschuldig. Er wirkt noch relativ gelassen, während ich mir vor Angst fast ins Höschen mache.

Rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt