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Meine Haare sind zum Glück vom Vortag noch perfekt frisiert, sodass ich mich nur ein wenig schminken und anziehen muss und mich wenig später in der Küche wiederfinden, wo ich einen Kaffee trinke während ich auf Roy warte.

Der ist in seinem Büro verschwunden um nach eigener Aussage noch ein paar Unterlagen zu holen bevor wir fahren.

Ich habe mich heute für eine dunkelblaue Jeans mit vielen Löchern, weiße Sneakers und ein weißes  enganliegendes Shirt entschieden, welches schulterfrei geschnitten ist. Darüber trage ich eine lockere beige Strickjacke.

Roy stürmt mit schnellen Schritten die Treppe hinunter, nimmt mir frech meine Kaffeetasse aus der Hand und trinkt einen Schluck. Angeekelt verzieht er das Gesicht. "Ist das nur Milch oder ist da auch Kaffee drin?"

"Das ist ein Latte Macchiatto", kläre ich ihn auf. "Und dafür habe ich mir einen 2000€ teuren Kaffeevollautomaten geholt, damit du dann so ein Gebräu mit 75% Milchanteil trinkst", meckert er vor sich hin, während er sein schwarzes Hemd zugeknöpft.

Er schiebt wie immer die Ärmel hoch und steckt das Hemd in seine schwarze Jeans. "Bist du fertig?", fragt er mich gehetzt. Ich nicke und stelle meine leere Tasse in die Spüle.

"Dann komm. Wir müssen um 12 Uhr da sein und haben auch noch ein Stück zu fahren."

Roy missachtet wie gewohnt alle gültigen Geschwindigkeitsbegrenzungen, doch ich habe gelernt, das nicht mehr zu kommentieren. Ich habe einmal eine Diskussion diesbezüglich vom Zaun gebrochen, und werde es kein zweites Mal machen. Roys Antwort ist sowieso nur, dass er ein sicherer Fahrer ist und sich keinen Sportwagen gekauft hat, um mit 100km/h über die rechte Spur zu tuckern.

Nach guten zwanzig Minuten parkt Roy in einer privaten Tiefgarage in unmittelbarer Nähe der Innenstadt.

"Kannst du mir jetzt bitte verraten, wo wir hier sind?", quengel ich neugierig und laufe Roy hinterher zu einem Aufzug.

"Hier ist mein Stripclub", antwortet Roy beiläufig und drückt den Knopf des Fahrstuhls.

Mein Herz setzt einen Schlag aus und ich starre ihn mit weit aufgerissenen Augen an. "Und was bitte mache ich bei einem Stripclub?"

"Also bei einem Stripclub, beziehungsweise bei jedem anderen Stripclub machst du besser gar nichts. Bei meinem Stripclub jedoch ist jetzt gleich wöchentliches Teammeeting und ich dachte mir, ich nutze die Gelegenheit um dir den Laden und die Mädels mal zu zeigen", erklärt er.

Wir betreten den Fahrstuhl und Roy sieht mich eindringlich an. "Ich habe gemerkt, dass dir das irgendwie zusetzt und ich will dir zeigen, dass das alles ganz harmlos ist. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen und ich denke, wenn du das alles mal mit eigenen Augen gesehen hast, wird es dir leichter fallen, mir das zu glauben."

Ich fühle mich geschmeichelt von dieser Geste. Es gefällt mir, dass Roy sich solche Gedanken um mich macht und bemüht darum ist, dass ich mich in der Beziehung wohlfühle.

Dankbar drücke ich ihm einen Kuss auf die Wange und betrete dann etwas eingeschüchtert hinter ihm den Eingangsbereich des "Le Mirage".

Der Club ist nicht, wie ich zuerst dachte, in typisch kitschigem rot, mit viel Plüsch und Chichi. Stattdessen ist er modern und ziemlich clean gestaltet. Weiß und silber in allen Nuancen dominieren den Club optisch und der Boden ist gefliest mit edlem Marmor.

Abends, wie Roy mir erklärt, taucht Neonlicht den Club in changierendes pink, lila und blau. Alles ist sehr stilvoll und exklusiv gehalten.

Schnell stellt sich heraus, dass Joker, den ich bereits kennen gelernt habe, der andere Teilhaber des Clubs ist. Freudig begrüßt er mich und flötet zwinkernd: "Gut siehst du aus."

Rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt