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Vor mir steht Lion und versucht seinen erschrockenen Blick mit einem aufmunternden Lächeln zu überspielen.

Erneut spricht er mich sanft an: "Hey, Mali, rede doch mit mir."

Schweren Herzens blicke ich ihn aus meinen verweinten Augen an und raufe mir durch meine offenen Haare.

"Ich will nicht reden", schluchze ich trotzig.

Lion legt seine warmen Hände an meine Wangen und wischt mir sanft mit seinem Daumen die Tränen aus dem Gesicht.

"Na komm, sag mir was passiert ist, dann kann ich dir helfen", redet er weiter leise auf mich ein und schafft es mit seiner ruhigen Art tatsächlich, mich ein wenig zu beruhigen.

"Mir ist nicht mehr zu helfen", erwidere ich schniefend, was Lion ein raues Lachen entlockt.

"Hast du eine Arbeit verhauen?", rät er einfach drauf los.

Ich schüttele den Kopf.

"Hast du Liebeskummer?", fragt er zögerlich und ich meine eine Mischung aus Angst und Hoffnung in seinen Augen zu sehen.

Erneut schüttele ich energisch den Kopf, und Lion wirkt erleichtert.

"Soll ich weiter raten?", fragt er grinsend, und ich schüttele wieder den Kopf.

Seufzend erkläre ich ihm: "Ich habe mich mit Bella gestritten. Richtig gestritten. Ich glaube, wir sind jetzt keine Freundinnnen mehr."

Mir laufen unaufhörlich dicke Tränen über die Wangen.

Lion holt ein Taschentuch aus der Jackentasche seiner dunkelblauen Jeansjacke und reicht es mir. Dann legt er einen Arm um mich und schlägt vor: "Lass uns nach draußen an die frische Luft gehen, okay? Dort kannst du dich beruhigen, eine rauchen und mir alles erzählen."

Anstatt ihm zu antworten, bewege ich mich einfach auf den Ausgang zu. Lion läuft neben mir her und beobachtet mich aufmerksam.

Vor der Schule setze ich mich auf eine kleine Mauer und Lion bleibt vor mir stehen. Er bietet mir eine Zigarette an und gibt mir kurz darauf Feuer. Seine aufmerksame, zuvorkommende Art schätze ich besonders an ihm.

Bewusst ziehe ich an der glühenden Zigarette, atme den Nikotinhaltigen Rauch in meine Lungen und blase ihn langsam wieder raus.

"Ich habe jemanden kennen gelernt", gebe ich mit brüchiger Stimme zu und traue mich nicht, Lion dabei in die Augen zu sehen. Es fühlt sich falsch an, wie Verrat.

Ich starre konzentriert auf die Zigarette in meiner rechten Hand und sage: "Wir haben uns jetzt ein paar Mal getroffen. Bella kann ihn nicht leiden, obwohl sie ihn nicht mal kennt und versucht mal wieder mir vorzuschreiben, wie ich mein Leben zu führen habe. Sie sagt, ich wäre an deiner Seite besser aufgehoben."

"Sehe ich auch so", fällt mir Lion ins Wort. Irritiert sehe ich von meiner Zigarette auf und blicke in Lions grinsendes Gesicht.

"Es ist ja kein Geheimnis, dass ich dich gerne näher kennen lernen würde, Malia. Liegt es an ihm, dass du mich Freitag Abend so abgewiesen hast? Wieso hast du mir das denn nicht gesagt?", fragt er in vorwurfsvollem Ton.

"Nein, es liegt nicht an ihm. Freitag gab's ihn noch gar nicht", antworte ich wahrheitsgemäß.

Lion ist jedoch mit dieser Antwort nicht zufrieden. Er zieht ein letztes Mal an seiner Zigarette und schnippst sie in einen der grünen Büsche, die das Schulgelände säumen.

Dann kommt er mir näher und geht in die Knie, sodass er mir genau in die Augen sieht.

"Woran liegt es dann Malia? Ich will dich nicht nerven, ich will es doch einfach nur verstehen." Er sieht mir direkt in die Augen und schenkt mir einen tiefen verzweifelten Blick.

Rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt