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Den restlichen Abend taucht Roy nicht mehr plötzlich vor mir auf.

Trotzdem merke ich ständig, dass er mich beobachtet. Er ist immer in der Nähe, irgendwie um mich herum und ich spüre seine stechenden Blicke in meinem Rücken.

Des Öfteren erwische ich ihn auch dabei, wie er ungeniert starrt, doch statt dass er sich dann beschämt weg dreht, hält er den Blick auf mich gerichtet und schaut mir tief in die Augen.

Gegen 3 Uhr nachts verabschiede ich mich von Jonah und Bella und verlasse Elias' Haus, um nachhause zu fahren.

Zum Glück fahren die Straßenbahnen nachts am Wochenende noch relativ oft, so dass ich einigermaßen gut nachhause komme. Trotzdem habe ich immer ein mulmiges Gefühl, wenn ich im Dunkeln alleine in unserer Gegend unterwegs bin.

Nich selten gibt es kriminelle Übergriffe, von Schlägereien über Raub, Erpressung oder Vergewaltigungen bis hin zu Messerstechereien oder Tod.

Es sind nur wenige Autos unterwegs und eins, welches mir entgegen kommt, fällt mir sofort auf.

Es ist ein schwarzer Lamborghini mit verdunkelten Scheiben. Nicht super selten in Düsseldorf, aber dennoch  auffällig.

Schnell senke ich meinen Blick. Bloß keine Aufmerksamkeit erregen.

Als ich merke, dass der Wagen hinter mir wendet, verschnellere ich meinen Schritt und wickel mir meine Strickjacke schützend enger um den Bauch.

Der Wagen fährt ein Stück vor mich und hält dann am Straßenrand an.

Ich überlege kurz die Seite zu wechseln, entscheide mich aber dagegen. Bloß keine Angst zeigen, das macht einen zum Opfer.

So selbstbewusst wie irgendwie möglich will ich an dem Auto vorbei laufen, als plötzlich die Scheibe auf der Beifahrerseite herunter gelassen wird.

Oh nein. Lieber Gott, nein. Bitte nicht.

"Steig ein!", befiehlt eine kalte Stimme.

Mein Kopf fährt herum. Roy.

Er kaut lässig auf einem Kaugummi rum, seine rechte Hand ruht auf dem Schaltknüppel und die Linke liegt auf dem Lenkrad.

"Wieso?", frage ich perplex.

"Ich fahre dich nachhause", erklärt er, als sei das selbstverständlich.

"Auf keinen Fall!", entfährt es mir. Wenn er mich nachhause fährt, sieht er, aus was für einer abgefuckten Gegend ich komme, und das will ich wirklich nicht.

Sein 350.000€ teures Auto und die Diamantenbesetzte Rolex sagen mir, dass er aus einem ganz anderen Viertel kommt.

"Doch", entgegnet er ruhig und bestimmt.

Kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Was will so ein Mann überhaupt von mir? Der könnte doch ganz andere Frauen haben, als mich kleine graue Maus.

"Das ist ja bestimmt nett von dir gemeint, aber ich steige nicht zu Fremden ins Auto", entgegne ich.

"Hör auf zu diskutieren, steig ein. Oder denkst du, nachts hier alleine rum zu laufen ist sicherer?"

Er hat Recht. Das ist wahrscheinlich noch gefährlicher.

Langsam überwinde ich das letzte Stück bis zur Beifahrertür und öffne sie vorsichtig. Dann lasse ich mich in den weichen schwarzen Ledersitz sinken.

Sein Auto riecht nach einer Mischung aus seinem herben Parfum, das mir schon im Garten aufgefallen ist, einem Vanilleduft, den er im Amaturenbrett stehen hat und dezent nach Gras.

Rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt