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Als ich gerade in Roys Auto einsteigen will, entdecke ich mein altes Handy. Es ist in den schmalen Spalt zwischen Tür und Sitz gerutscht und war daher vorhin nicht auffindbar.

Mit spitzen Fingern fische ich es aus dem kleinen Zwischenraum und halte es triumphierend hoch. "Da ist es ja!", teile ich Roy grinsend mit.

"Na siehst du", antwortet er und nickt mir kurz zu. Während Roy den Motor startet, den Wagen ausparkt und aus der Tiefgarage fährt, öffne ich mit einer kleinen Nadel das Simkartenfach beider Handys und tausche meine Simkarte von meinem alten in das neue Handy.

Ich schalte mein neues Handy an und blicke mit großen Augen erwartungsvoll auf das schöne große Display, auf dem nun das Apple Symbol hell aufleuchtet.

"Du kannst es nicht starten, du brauchst zum Einrichten WLAN", bremst Roy meine Freude aus. "Echt?", frage ich ihn enttäuscht, woraufhin er nickt.

"Schade", erwidere ich traurig und stecke das Handy zurück in den Karton.

"Wir fahren einfach zu mir, dann kannst du es in Ruhe einrichten", schlägt Roy vor und sofort erhellt sich mein Gesicht wieder.

"Danke Roy", wispere ich leise. "Malia!", tadelt er mich mit hochgezogener Augenbraue. "Ich habe doch gesagt, dass du aufhören sollst dich die ganze Zeit zu bedanken."

Ich nicke schweigend.

"Ich denke nicht, dass ich dir das sagen muss, aber ich tue es trotzdem. Ich möchte nicht, dass du mit irgendjemandem über mein Privatleben redest. Nicht mit deinen Freunden, nicht mit deiner Familie und schon gar nicht mit Fremden. Was ich dir sage, bleibt immer unter uns und was du siehst auch."

Verwirrt mustere ich Roys Gesicht. Wie so oft kann ich ihm nicht ganz folgen. Roy hat wieder etwas kaltes in seinem Blick liegen. Seine Stimmung und damit verbunden auch seine Gesichtsausdrücke können so schnell kippen wie das Wetter am Meer. In Sekundenschnelle verwandelt sich der helle blaue Himmel in ein heftiges dunkles Gewitter, und so ist es auch bei Roy. Egal wie gut er drauf ist, es bedarf nur den Bruchteil einer Sekunde und das ändert sich. Was es für mich so abstrakt und schwer nachvollziehbar macht, ist, dass dies manchmal ohne einen für mich ersichtlichen Grund geschieht.

"Ich habe nicht nur Freunde, Malia. Ich möchte dich nicht anlügen. Es gibt Menschen, die alles dafür tun würden, mich bluten zu sehen. Deshalb halte ich mein Privatleben gerne privat. Aber dir vertraue ich, sonst würde ich dich überhaupt nicht mit in meine Wohnung nehmen", erklärt er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

Augenblicklich bekomme ich einen trockenen Mund und mein Bauch beginnt zu kribbeln. Als Roy dann noch seine Hand wie gewohnt über mein Bein streichen lässt, fällt es mir schwer normal weiter zu atmen.

Mein Herz klopft heftig gegen meine Brust, und ich lege zaghaft meine Hand auf seine. Sofort reagiert er und dreht seine Hand, sodass seine tätowierten Finger nun die meinen umschließen.

Irgendwann hält Roy an einer Einfahrt in einer sehr schicken Wohngegend. Er nimmt eine kleine Fernbedienung aus der Mittelkonsole seines Wagens und öffnet per Knopfdruck das imposante schmiedeeiserne Tor.

Langsam rollen wir eine Auffahrt mit weißem Kies hinauf, zwischen akkurat gepflegten Buchsbäumen entlang bis Roy vor einem weißen Garagentor anhält.

Er steigt aus und mittlerweile habe ich mich fast schon daran gewöhnt von ihm die Tür aufgehalten zu bekommen.

Wir laufen gemeinsam auf die stattliche kleine Stadtvilla zu. Die Fassade ist weiß und nur unterbrochen durch viele rechteckige Fenster mit dunkelgrauen Fensterläden. Das ebenfalls dunkelgraue Dach ist relativ flach und identisch zu dem kleinen Vordach, welches die Haustür überdacht.

Rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt