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"Was hast du denen erzählt? Und wieso redest du überhaupt mit den Bullen?", fährt Roy mich leise an, nachdem er die Wohnungstür hinter den beiden Polizisten wütend ins Schloss geschmissen hat. Die resistente und unerschrockene Art des jungen Polizeibeamten hat ihm ganz und gar nicht gefallen.

"Ich habe ihnen von Joana erzählt. Wieso sie hier in Deutschland war und was sie mir von Radu erzählt hat", gebe ich ehrlich zu.

"Bist du bescheuert?", platzt es aus Roy heraus. "Bist du lebensmüde oder was? Was hast du dir dabei gedacht? Wenn der Joana umgebracht hat, dann scheut der auch nicht davor zurück, dich gleich mit ins Grab zu bringen."

Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken.

"Also war es wirklich Radu, der Joana umgebracht hat?", frage ich Roy erschrocken, als der scheinbar meinen Verdacht bestätigt.

"Ich sagte "wenn". Was weiß ich, wer sie umgebracht hat, ich bin ja kein Bulle, aber ich war es auf jeden Fall nicht!", knurrt er mich aufgebracht an und streicht mit seiner Hand durch sein längeres blondes Deckhaar. "Was haben die dir gesagt, wieso die hier waren?"

"Sie sagten, dass mein Name mehrfach im Zusammenhang mit Joanas Mord gefallen sei, weil ich ihre Freundin war und wir an dem Wochenende vor ihrem Verschwinden noch zusammen in München waren", kläre ich Roy auf.

"Und du hast dann gesagt: Genau, wir waren zusammen dort anschaffen und wollten danach nach Rumänien abhauen. Mein Freund hat mich aber vorher am Flughafen aufgegriffen und zusammen geschlagen und mich dann zur Strafe in einen Puff gesteckt?", fragt Roy provokant und sieht mich aus zusammengekniffenen Augen prüfend an.

Ich halte einen Moment inne.

"Wie kommst du darauf, dass wir in München anschaffen waren? Du hast uns doch nur zum Tanzen dahin geschickt?", frage ich beißend.

Roy und ich haben nie über den Abend mit David und seinen Geschäftspartnern geredet. Von mir weiß er also nicht, was da passiert ist und David selbst wird ihm das wohl auch nicht erzählt haben.

War das ganze also doch ein abgekatertes Spiel?

"Das war nur so dahin gesagt", gibt er ungeduldig zurück. "Musst du immer jedes Wort auf die Goldwaage legen? Was weiß ich denn, was du mit denen geredet hast? Wieso hast du überhaupt mit denen geredet? Ich habe dir doch gestern gesagt, wenn die Bullen dich finden sagst du kein Wort."

Ich durchschaue ganz genau, was er macht. Er umgeht meine Frage und spielt mir den schwarzen Peter zurück. Seine Reaktion zeigt einfach nur, dass ich mit meiner Vermutung wohl goldrichtig liege.

"Ich habe über dich nur gesagt, dass du mein Freund bist", versuche ich ihn zu beruhigen. "Und nicht mal das geht die was an", keift er zurück und schlägt mit seiner Hand vor die Wand.

Ich nehme einen Schluck aus meinem Wasserglas und rutsche dann auf der Couch vorsichtig ein Stück näher an ihn heran.

"Sie haben mich gefragt, ob ich für dich arbeite, und ich habe das verneint, obwohl sie sagten, dass sie einen anonymen Hinweis bekommen haben, der explizit meinen Namen beinhaltet hat."

"Ist das dein Ernst?", fragt er ungläubig und starrt mich an.

"Das haben die Polizisten mir gesagt, ja", gebe ich ruhig zurück.

"Wahrscheinlich nur ein Bluff", erwidert er nachdenklich. "Aber das ist gar nicht gut. Die haben dich im Verdacht und wenn die einmal von sowas ausgehen, lassen die so schnell auch nicht locker. Die werden dich beobachten, dir auflauern, dich immer wieder ausfragen. Das Beste wäre, wenn ich dich in nächster Zeit erst mal komplett aus der Schusslinie nehme", schlägt er vor.

Rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt