• 60 •

3.1K 133 105
                                    

Keine zehn Minuten später hält Roys Wagen vor meiner Schule. Er war gerade auf dem Weg zum Mirage, als ich ihn angerufen habe und konnte daher schnell hier sein.

Erwartungsvoll sieht er mich an, während ich die Autotür öffne und auf dem Beifahrersitz seines kleinen schwarzen Sportwagens Platz nehme.

"Was ist passiert?", fällt er direkt mit der Tür ins Haus und startet den Motor.

Ich schnalle mich zügig an und schmeiße meine Handtasche in den Fußraum.

"Ich wurde aus dem Unterricht geschmissen und zum Direktor geschickt", antworte ich und reibe unruhig meine Finger aneinander.

Roy zieht mich mit hochgezogener Augenbraue an. "Du?" Ein winziges Lächeln umspielt seinen Mund. "Als ob", setzt er spöttisch nach.

Ich zucke nur mit den Schultern. Wenn er mir nicht glauben will, hat er eben Pech gehabt.

Roy hält an einer roten Ampel und sieht mir tief in die Augen. "Ernsthaft jetzt?", fragt er ungläubig. Sein Lachen ist verflogen.

Ich nicke nur stumm.

"Wieso?", fragt er erstaunt.

"Ich habe einen Mitschüler beleidigt", gebe ich knapp zurück.

"Einfach so?", fragt er und grinst wieder ein wenig. "Du bist ja ganz schön auf Krawall gebürstet in letzter Zeit, Baby", bemerkt er und seine hellblauen Augen leuchten im Sonnenlicht.

"Natürlich nicht einfach so", fahre ich ihn an. Es nervt mich, dass er das Ganze so ins Lächerliche zieht. Schön, dass wenigstens er noch was zu lachen hat. Wie Herr Winter gesagt hat: Sowas ist mir in acht Jahren noch nicht passiert und es nervt mich selbst, dass es soweit gekommen ist, wo ich doch eigentlich immer eine Musterschülerin war.

Roy lenkt den Wagen nach rechts und hält abrupt auf dem Seitenstreifen. Er dreht sich zu mir und sieht mir tief in die Augen. Streng sagt er: "Was ist passiert?"

Es scheint, als hätte er nun doch den Ernst der Lage erkannt, denn sein ganzer Körper wirkt angespannt und seine Stimme klingt alarmiert.

"Es hat sich in der Schule herumgesprochen, dass ich im Mirage strippe", kläre ich Roy auf.

"Woher wissen die davon?", hakt er nach.

"Am Wochenende war doch diese Geburtstagsshow, die Joana, Kitty und ich gemeinsam aufgeführt haben. Ich denke da war jemand dabei, der mich erkannt hat. Vielleicht jemand aus der Schule oder so", überlege ich laut.

Vielleicht war es auch einfach Lion, setze ich in Gedanken hinzu.

"Du hast aber niemanden gesehen oder erkannt?", fragt er misstrauisch nach.

"Nein", antworte ich.

Nur Lion.

"Und deine Mitschüler haben deshalb dumme Sprüche gerissen, oder was?", schlussfolgert er.

Ich nicke.

"Scheiß doch drauf", antwortet er lapidar und zuckt mit den Schultern.

Ich lache hysterisch auf. "Klar, ist ja kein großes Ding. Von der grauen Maus zum heißen Männerschwarm und zack, jetzt bin ich die Nutte."

Roy verdreht die Augen. "Du bist keine Nutte. Wer sagt denn sowas? Sagen die sowas?"

"Nein, aber die ziehen mich damit auf, dass ich strippe. Ich hätte nur noch "Gitchie, gitchie, ya-ya, da-da" im Kopf, und sowas", antworte ich.

Roy lacht heiser auf. "Das ist doch nix schlimmes. Hör einfach nicht hin, Babe", antwortet er und legt seine Hand sanft auf meinen Oberschenkel. "Ernsthaft Malia, lass die doch ihre dummen Sprüche reißen. Anfangs hattest du noch Angst, dass deine Mitschüler rausbekommen aus welchem schlechten Umfeld du kommst. Jetzt wohnst du in deiner eigenen hübschen Wohnung, hast einen Job bei dem du einen Haufen Geld verdienst, machst dein Abi und wirst jeden Tag von deinem heißen Freund in seinem teuren Sportwagen abgeholt."

Rot wie die LiebeWhere stories live. Discover now